Stephan Santschi
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Peter Barandun zeigte in die Menschenmenge und sagte: «Hier erkennt man den Stellenwert des Skisports in der Schweiz. Das macht Freude.» Der Vizepräsident von Swiss-Ski meinte damit die rund 800 Leute in der Breitlihalle, die beim Empfang von Marco Odermatt eine prächtige Kulisse boten. Familie, Freunde, Fans, Trychler, Fahnenschwinger, Delegationen von Skiklubs, Regierungsräte und ein Ständerat – die Palette jener, die dem Supertalent aus Buochs die Ehre erwiesen, war gross.
Bereits davor, beim rund 20-minütigen Marsch durchs Dorfzentrum, säumten Hunderte die Strasse, applaudierten, johlten und zelebrierten sogar die Welle. Kein Zweifel: Die Nidwaldner sind stolz auf ihren 20-jährigen Goldjungen, der sich jüngst zum fünffachen Juniorenweltmeister küren liess. «Wegen der Fasnacht und des schlechten Wetters hätten wir nicht mit einem solchen Auflauf gerechnet», sagte Klaus Waser vom vierköpfigen Organisationskomitee. «Das zeigt: Marco ist ein Sympathieträger. Die Leute kennen ihn hier, und er kennt die Leute.» Der Gefeierte selber genoss das Bad in der Menge: «Realisieren, was ich erreicht habe, kann ich aber erst, wenn sich alles etwas gelegt hat.»
«Marco war nicht immer ein Überflieger»
Im Zentrum des Interesses befand sich auch seine Familie – Mutter Priska, Vater Walter und Schwester Alina. «Gewaltig, dieses Echo. Das erfüllt mich mit Stolz und Genugtuung», sagte Walter Odermatt, der sich mit einem Schmunzeln an die Anfänge zurückerinnerte. «Als Marco als Vierjähriger in Arosa eine etwas steilere Piste hinunterfuhr, dachte ich mir: Er macht das ganz gut.» Marcos Talent war früh erkennbar ebenso wie die Leidenschaft für den Skisport, die er vom Vater erbte. «Hier fliesst mein Herzblut. Ich kann nur Gott danken, dass meine Kinder das auch machen wollen.»
Seit 20 Jahren ist Walter Odermatt im Vorstand des Nidwaldner Skiverbands tätig, davor wirkte er überschneidend ebenfalls während 20 Jahren im Skiclub Hergiswil. Seinen Sprössling trainierte er zwischen dem dritten und elften Altersjahr. «Marco war einer der Kleinsten. Lange hatte er stärkere und schnellere Konkurrenten vor sich. Er war nicht immer ein Überflieger.» Nun aber ist er es, noch nie in der Geschichte des alpinen Skisports gewann ein Athlet fünf Goldmedaillen an ein und derselben Junioren-Weltmeisterschaft. Damit bewegt er sich auf den Spuren eines Beat Feuz, Marcel Hirscher oder Benjamin Raich.
Die Attribute, die ihm gestern von den vielen Rednern zugedacht wurden, waren entsprechend eindrücklich. «Extrem professionell» sei er, «fokussiert, trotzdem locker, nervenstark, fleissig, bodenständig». Und dann kam die Bitte, dass er doch so weitermachen solle. Eine Junioren-Weltmeisterschaft, selbst fünffach vergoldet, ist halt nur ein Zwischenziel auf dem Weg zum grossen Ruhm. In Buochs jedenfalls wären sie für Erfolge im Weltcup, an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen gerüstet. Dann würden sie zum Empfang auf dem Flugplatz ein Zelt für 5000 Menschen aufstellen.