Oberrohrdorf
Dritte Turnhalle spaltet das Dorf – es geht um 6,6 Millionen

Ein Turnhallen-Projekt spaltet Oberrohrdorf. Die Befürworter und die Gegner des 6,55-Millionen-Projekts gehen vor der Gmeind in Stellung. An dieser soll auch der Steuerfuss um zehn Prozent erhöht werden.

Erna Jonsdottir
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Turnhallen-Projekt spaltet Oberrohrdorf.

Turnhallen-Projekt spaltet Oberrohrdorf.

ZVG
Visualisierung: Vom gedeckten Eingang mit eigenem Foyer gelangt man mittels Treppe zu den Garderoben.

Visualisierung: Vom gedeckten Eingang mit eigenem Foyer gelangt man mittels Treppe zu den Garderoben.

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Die dritte Turnhalle sorgt für Aufruhr und teilt das Dorf in zwei Gruppen: Geschlossen hinter dem 6,55-Millionen-Projekt stehen zehn Oberrohrdorfer Vereine – sie stellten im Sommer 2013 den Überweisungsantrag für den Projektierungskredit. Die Gegner sorgen sich derart um die Finanzlage der Gemeinde, dass sich 100 Sympathisantinnen und Sympathisanten zum «Komitee für Gesunde Finanzen» zusammengeschlossen haben.

Laut Versammlungsbericht wollen sie verhindern, dass sich die Gemeinde überschuldet oder aber der Steuerfuss übermässig angehoben wird. Oberrohrdorf hat mit 83 Prozent den tiefsten Steuerfuss des Bezirks. Damit könnte aber bald Schluss sein: Der Gemeinderat beantragt an der Gemeindeversammlung (Gmeind) im Dezember das Budget mit einem Steuerfuss von 93 Prozent, das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr (die az berichtete).

Grund für diese Erhöhung ist der Bruttokredit von 6,55 Millionen Franken für den Bau der Turnhalle inklusive Nebenräume. Laut Gemeindeammann Daniel Hug hat die Gemeinde bereits heute drei bis vier Millionen Franken Schulden. Ohne die Erhöhung um 10 Steuerprozente könnte die Gemeinde in sechs Jahren über 20 Millionen Franken Schulden haben. Die Krux: Auch ohne Bruttokredit muss der Steuerfuss erhöht werden. Denn insgesamt 22,3 Millionen Franken will die Gemeinde in den nächsten sechs Jahren investieren. Das Problem: Seit sieben Jahren sinkt der Steuerertrag pro Steuerpflichtigen, die Dorfbevölkerung wird immer älter und die Bevölkerungszahl stagniert.

Gegner ergreifen Referendum

Das Gegner-Komitee, bestehend aus Parteilosen und Mitgliedern der Ortsparteien CVP und FDP, sieht gemäss Versammlungsbericht zwar ein, dass die Finanzlage eine moderate Steuerfusserhöhung unerlässlich macht. Eine dritte Turnhalle, für welche die Schule keinen Bedarf hat, soll aber verhindert werden. «Der Steuerzahler würde nur jene Vereine unterstützen. Das ist ein politischer Sündenfall», ist zu lesen.

«Die Turnhalle ist nicht nur ein Projekt für die Vereine», entgegnet Gemeinderätin Monika Locher. Es sei zwar richtig, dass Vereine das Projekt angestossen hätten. Doch letztlich profitiere die ganze Gemeinde vom Projekt. Ein Dorf lebe von den Aktivitäten der Vereine, zudem würden die Räume auch anderen Organisationen offen stehen. Der Gemeinderat habe im Übrigen immer darauf hingewiesen, dass die dritte Halle eine Steuerfusserhöhung zur Folge habe. «Wir sind davon ausgegangen, dass dies der Bevölkerung bewusst ist.»

Die Gegner kritisieren auch, dass das Projekt zwei Millionen mehr kostet als angekündigt. «Die Machbarkeitsstudie wies einen Betrag von 4,5 bis 5 Millionen aus», sagt Locher. Der Experte habe nach seinen Berechnungen den Betrag nach oben korrigieren müssen. Am Raumkonzept habe sich nichts geändert. «Wir haben eher abgespeckt.»

Wird der Kredit angenommen, will das Gegnerkomitee das Referendum ergreifen, was eine Abstimmung an der Urne zur Folge hätte. «Darüber mache ich mir derzeit noch keine Gedanken», sagt Christian Zimmermann, Sprecher der Befürworter und Präsident Jugendspiel Rohrdorferberg. «Wir werden Flyer an alle Haushalte versenden und abwarten, was an der Gmeind passiert.» Dass die Turnhalle der Sündenbock für die Steuererhöhung sei, verärgere. «Die Gemeinde hat sich über die Jahre verschuldet. Zwei Steuerprozente werden nicht ausreichen, um die Finanzen in Schach zu halten.» Mittelfristig werde der Steuerfuss noch mehr ansteigen, mit oder ohne Turnhalle.

Gemeindeversammlung: 3. Dezember, 19.30 Uhr, Turnhalle Hinterbächli.

Zwei Meinungen zum Thema – PRO und KONTRA

PRO – Andreas Zimmermann, Präsident der Bänkli-Clique Oberrohrdorf: «Es geht dabei nicht um übertriebene Wünsche» Seien wir ehrlich. Scheinbar ist Oberrohrdorf kein beliebter Zuzugsort für Junge und Familien. Die Bevölkerungszahl stagniert, gleichzeitig wird die Dorfbevölkerung immer älter. Oberrohrdorf brilliert zudem nicht gerade mit einer gut ausgebauten Infrastruktur, abgesehen von den Strassen. Einkaufsmöglichkeiten sind rar, das grosse Schulzentrum ist in Niederrohrdorf und die Turnhalle mittlerweile 40-jährig. Es gibt zwei Dinge, mit denen sich Oberrohrdorf von anderen Gemeinden abhebt: der tiefe Steuerfuss, der Ursprung der momentan finanziell unbequemen Lage und viele starke engagierte Vereine. Vereine, die sich sportlich betätigen, das Musizieren fördern, Bräuche am Leben erhalten, unzähligen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten und zudem für ein attraktives Dorfleben sorgen. Die dritte Turnhalle mit Musik- und Mehrzweckräumen würde diesen Vereinen dringend benötigten Platz verschaffen; Platz zum Trainieren, zum Proben, zum Wirken. Es geht dabei nicht um übertriebene Wünsche, es geht um nachvollziehbare Bedürfnisse. Das Ja zur Turnhalle ist ein Bekenntnis zur Unterstützung der aktiven Vereine in der Gemeinde. Vereine, deren Mitglieder in unzähligen freiwilligen und unentgeltlichen Stunden einen Beitrag dazu leisten, dass Oberrohrdorf attraktiv ist und bleibt. Vereine, die dem Dorf leben einhauchen. Ein Ja ist ein Schritt zur Förderung der Standortattraktivität.

PRO – Andreas Zimmermann, Präsident der Bänkli-Clique Oberrohrdorf: «Es geht dabei nicht um übertriebene Wünsche» Seien wir ehrlich. Scheinbar ist Oberrohrdorf kein beliebter Zuzugsort für Junge und Familien. Die Bevölkerungszahl stagniert, gleichzeitig wird die Dorfbevölkerung immer älter. Oberrohrdorf brilliert zudem nicht gerade mit einer gut ausgebauten Infrastruktur, abgesehen von den Strassen. Einkaufsmöglichkeiten sind rar, das grosse Schulzentrum ist in Niederrohrdorf und die Turnhalle mittlerweile 40-jährig. Es gibt zwei Dinge, mit denen sich Oberrohrdorf von anderen Gemeinden abhebt: der tiefe Steuerfuss, der Ursprung der momentan finanziell unbequemen Lage und viele starke engagierte Vereine. Vereine, die sich sportlich betätigen, das Musizieren fördern, Bräuche am Leben erhalten, unzähligen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten und zudem für ein attraktives Dorfleben sorgen. Die dritte Turnhalle mit Musik- und Mehrzweckräumen würde diesen Vereinen dringend benötigten Platz verschaffen; Platz zum Trainieren, zum Proben, zum Wirken. Es geht dabei nicht um übertriebene Wünsche, es geht um nachvollziehbare Bedürfnisse. Das Ja zur Turnhalle ist ein Bekenntnis zur Unterstützung der aktiven Vereine in der Gemeinde. Vereine, deren Mitglieder in unzähligen freiwilligen und unentgeltlichen Stunden einen Beitrag dazu leisten, dass Oberrohrdorf attraktiv ist und bleibt. Vereine, die dem Dorf leben einhauchen. Ein Ja ist ein Schritt zur Förderung der Standortattraktivität.

ZVG
KONTRA – Thomas Schneider, Komitee für Gesunde Finanzen gegen den Baukredit für eine dritte Turnhalle in Oberrohrdorf: «Zweimal Nein ist die vernünftigste Lösung» Macht eine zusätzliche Turnhalle, für welche die Schule erwiesenermassen keinen Bedarf hat Oberrohrdorf tatsächlich attraktiver? Einige hallenbenützende, regional tätige Vereine werden nicht müde, ihr Hauptargument zu wiederholen – wahrer wird dieses deswegen noch lange nicht. Zugegeben, auch ein attraktiver Steuerfuss ist nicht das einzige Argument, seinen Wohnsitz in Oberrohrdorf zu behalten oder ihn gar dorthin zu verlegen. Eine Erhöhung um zehn Prozentpunkte von 83 auf 93 Prozent schadet der Attraktivität eines Ortes aber mit Sicherheit mehr, als ihr eine zusätzliche Turnhalle letztlich nützt. Oberrohrdorf ist gebaut und seine Bewohner werden älter. Wir belegen Rang drei im Kanton, was die über 65-Jährigen betrifft. Falls die Vereine überhaupt Zuwachs verzeichnen, so kommt dieser vor allem aus den Nachbargemeinden. Und für diese soll sich unsere Gemeinde derart stark verschulden? Genau die von den Vereinen so in den Vordergrund gerückten Jugendlichen sind es doch, welche die von unserer Generation angehäuften Schulden einst übernehmen müssen. Lasst uns deshalb dafür sorgen, dass Oberrohrdorf auch langfristig ein attraktiver Wohnort bleibt, anstatt kurzfristig ein Luxusprojekt zugunsten von Partikularinteressen zu realisieren. Zwei Mal Nein ist die vernünftigste Lösung. Konkret: ein Nein zur Turnhalle und ein Nein zur Steuerfusserhöhung von zehn Prozentpunkten.

KONTRA – Thomas Schneider, Komitee für Gesunde Finanzen gegen den Baukredit für eine dritte Turnhalle in Oberrohrdorf: «Zweimal Nein ist die vernünftigste Lösung» Macht eine zusätzliche Turnhalle, für welche die Schule erwiesenermassen keinen Bedarf hat Oberrohrdorf tatsächlich attraktiver? Einige hallenbenützende, regional tätige Vereine werden nicht müde, ihr Hauptargument zu wiederholen – wahrer wird dieses deswegen noch lange nicht. Zugegeben, auch ein attraktiver Steuerfuss ist nicht das einzige Argument, seinen Wohnsitz in Oberrohrdorf zu behalten oder ihn gar dorthin zu verlegen. Eine Erhöhung um zehn Prozentpunkte von 83 auf 93 Prozent schadet der Attraktivität eines Ortes aber mit Sicherheit mehr, als ihr eine zusätzliche Turnhalle letztlich nützt. Oberrohrdorf ist gebaut und seine Bewohner werden älter. Wir belegen Rang drei im Kanton, was die über 65-Jährigen betrifft. Falls die Vereine überhaupt Zuwachs verzeichnen, so kommt dieser vor allem aus den Nachbargemeinden. Und für diese soll sich unsere Gemeinde derart stark verschulden? Genau die von den Vereinen so in den Vordergrund gerückten Jugendlichen sind es doch, welche die von unserer Generation angehäuften Schulden einst übernehmen müssen. Lasst uns deshalb dafür sorgen, dass Oberrohrdorf auch langfristig ein attraktiver Wohnort bleibt, anstatt kurzfristig ein Luxusprojekt zugunsten von Partikularinteressen zu realisieren. Zwei Mal Nein ist die vernünftigste Lösung. Konkret: ein Nein zur Turnhalle und ein Nein zur Steuerfusserhöhung von zehn Prozentpunkten.

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