Döttingen
Eine Feier mit viel Nostalgie, Speis und Trank

Im Sänneloch hält das Mittelalter anlässlich des 777-Jahr-Jubiläums Einzug

Rosmarie Mehlin (Text und Fotos)
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777-Jahr-Feier Döttingen
10 Bilder
Ein Schieber in der Bürgerstube
OK-Mitglied Roman Hirt, zuständig für Bau und Technik, mit Frau Marisa.
Camillo, der Hund von Schmied Marek, in seiner Hängematte
Die Streuner unterhalten mit mittelalterlicher Tavernenmusik
Mittelalterlicher Empfang für die Festbesucher
Penne-Köche Roger Bove (links) und Nicola Santono verwöhnen die Gäste.
Schmid Marek Krähenbühl beim Münzenprägen
Spannende Dia-Schau von alten Protokollen.
Schmid Sven Meier bei der Arbeit

777-Jahr-Feier Döttingen

Rosmarie Mehlin

«Wumm» – wuchtig saust ein Gewicht auf ein Stück Weichmessing und verwandelt es in eine Festmünze. Und schon zieht Dorfschmied Marek Krähenbühl das Gewicht mit voller Kraft an einem Seil in die Höhe, legt einen Messingrohling auf und lässt das Seil dann los. Hund «Camillo» beobachtet aus seiner Hängematte skeptisch das Tun seines Meisters.

Es ist Samstag, kurz nach 18 Uhr im Sänneloch. Petrus macht ein Regen-Nickerchen. Zivilschützer haben an den Lenkrädern von fünf kleinen Bussen alle Hände voll zu tun: In kurzen Abständen laden sie, rund 100 Meter vom Festgelände entfernt, aufgestellte Besucher aus.

Das Restaurant «Zum alten Franzosen» füllt sich zusehends. Schwarz-Weiss-Fotos aus alter und jüngerer Zeit schmücken die Wände der grossen Scheune. Weitere werden, kommentiert von Doris Bruggmann-Knecht und Urs Zimmermann, auf eine Leinwand projiziert. Da erfährt man unter anderem vom Schicksal eines Tunichtgutes und von Auswanderern im 19. Jahrhundert. Man hört und sieht geschrieben, dass anno 1780 in Döttingen 728 Menschen, 138 Kühe, 8 Kälber und 48 Stiere lebten. Und: «Am künftigen Montag werden die Unehelichen und die Waisen versteigert. Allfällige Liebhaber sollen sich einfinden» – dazu wurde 1831 aufgerufen.

Rittergeschnetzeltes und Pasta

Ebenso genossen wie der Dia-Vortrag wird das Festmenü mit Salat, geschnetzeltem Rindfleisch Ritterart, Spätzli,Erbs & Rüebli. Zum Dessert gibt es Apfelstrudel mit Vanillesauce. Dieser, wie auch Salat, wird ebenfalls in der Bürgerstube aufgetischt. Dort hat der italienische Elternverein das Zepter in der Hand. Serviert wird natürlich Pasta: Roger Bove und Nicola Santono in schneeweisser Kochuniform bereiten Penne Bolognese, Pesto und Arrabbiata zu.

Zwei Pärchen aus Kleindöttingen verdienen sich den Schmaus mit einem zünftigen Schieber. Im Festprogramm ist «Jassen wie einst und jetzt» angekündigt. Man ist sich allerdings einig, dass damals wohl kaum anders als heute gejasst wurde und die Resultate damals bereits mit Kreide auf Tafeln notiert wurden. Die Bilder auf den Karten allerdings sind im Verlauf der Jahre schon etwas mit der Zeit gegangen.

Vorbei an der Theaterbar, an der verlockende Drinks ausgeschenkt werden, führt der Weg in die Rittertaverne, in der Würste und Poulet-Spiesse auf dem Grill garen und die Fritteuse im Pommes-frites-Dauereinsatz steht. Mittelalterlicher Gesang, begleitet von Lauten- und Violinen-Klängen bringt zusätzlich Stimmung in die Beiz: «Die Streuner» aus dem Rheinland machen auf ihrem Streunen durch die Lande Halt im Sänneloch. Am nächsten Samstag werden – aus dem helvetischen Mittelalter, mit Sackpfeifen, Schalmeien und Schlaginstrumenten – die Spielleute «Koenix» die Festbesucher musikalisch unterhalten.