Film
«Gloria» floppte in den Badener Kinos

Die Filmwelt feiert Christian Keller – Regisseur mit Badener Wurzeln – für sein Erstlingswerk. In seiner Heimatstadt aber hat sich kaum jemand für den Streifen interessiert.

Pirmin Kramer
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Christian Keller verfilmte das turbulente Leben der mexikanischen Sängerin Gloria Trevi, im Film gespielt von Sofia Espinosa.

Christian Keller verfilmte das turbulente Leben der mexikanischen Sängerin Gloria Trevi, im Film gespielt von Sofia Espinosa.

ZVG

«Ein hochstehendes Popstar-Porträt», lobt die «New York Times» den Film des Regisseurs Christian Keller (30) über die mexikanische Sängerin Gloria Trevi. Millionen Zuschauer weltweit haben den Streifen gesehen, der das turbulente Leben der Ikone nachzeichnet, die erst zum Superstar aufstieg und dann wegen eines Sexskandals im Gefängnis landete. Das Kino für die Europapremiere wählte der Regisseur gezielt aus – er entschied sich für das Badener «Sterk».

Denn Christian Keller ist Sohn eines Wettingers; seine Aargauer Wurzeln haben ihn geprägt, er verbrachte als Kind jedes Jahr mehrere Wochen bei seiner Tante an der Wettinger Tägerhardstrasse und viele Tage im Lädeli seiner Grossmutter in der Badener Halde (az vom 17. Februar). «Bis heute besuche ich Baden jedes Jahr, und natürlich kenne ich die Badener Kinos sehr gut.»

Christian Kellers Wurzeln liegen in Baden und Wettingen.

Christian Kellers Wurzeln liegen in Baden und Wettingen.

Das Interesse der Badener Kinozuschauer für «Gloria» habe sich leider in engen Grenzen gehalten, erklärt Kinounternehmer Peter Sterk nun auf Anfrage. «Alle Vorstellungen zusammen wurden von total 175 Personen besucht. Der gut gemachte Film konnte trotz einer grossartigen Medienunterstützung leider nicht mehr Gäste anlocken.

Schade für den Film, vor allem aber schade für den enormen Einsatz von Christian Keller für seinen Erstlingfilm», sagt Sterk. «So wie ich den Regisseur kennen lernte, wird er sich deswegen nicht entmutigen lassen und bestimmt einen nächsten Film in Angriff nehmen.» Vor der Premiere war Sterk noch optimistisch: «Ich bin zuversichtlich, dass der Film ein Erfolg wird. Er ist hochprofessionell gemacht, und immerhin vertreibt «Universal Pictures vertreibt den Film.»

Das Verrückte an «Gloria» ist die Produktionsgeschichte: Christian Keller hatte noch nie einen Film gedreht, als er in einem Zeitungsbericht einen Artikel über Gloria Trevi las. «Mir war sofort klar, dass ihr Leben alle Elemente eines grossen Spielfilms mit sich brachte. Nur hatte ich keinerlei Erfahrung als Filmemacher.» Keller fing an, Leute anzurufen, von denen er dachte, sie könnten ihm helfen. Lange erhielt er nur Absagen, ehe er ausgerechnet bei Oscar-Preisträger und «Herr der Ringe»-Produzent Barrie M. Osborne Erfolg hatte. Zum Team stiess auch Alan B. Curtiss (Cast Away).