Die 7. Ausgabe des Tanzfestes unter dem Motto «Tanzen verbindet!» versetzte die Stadt in den Ausnahmezustand. Auch wenn es zwischendurch wie aus Kübeln goss, liessen es sich die Besucher nicht nehmen, die Aufführungen und Workshops zu besuchen.
Wenn die Schaufensterauslagen der Badener Geschäfte plötzlich «lebendig» werden und sich zwischen Büchern, Kleidern oder Wohnaccessoires Körper winden; wenn mitten in der Altstadt Passanten zu Salsa- und Hip-Hop-Rhythmen eine heisse Sohle auf den Asphalt legen; wenn Musik erklingt und alle in Bewegung sind, dann ist wieder Tanzfest angesagt – und die ganze Stadt befindet sich im Ausnahmezustand.
«Mama, darf die das?», fragt ein kleines Mädchen seine Mutter, während Tänzerin Christina Szegedi mit Ölkreide das Wort «Dreams» aufs Schaufenster von Ochsner Sport schmiert. Ja, sie darf: Sie performt an einer von sechs Stationen auf dem Schaufenster-Parcours, der mittlerweile zu den Hauptattraktionen des zweitägigen Tanzfestes in Baden gehört. Eine Menschentraube bildet sich vor dem Laden, während die Künstlerin hinter Glas ein dramatisches Pas de deux mit einer Schuhschachtel darbietet. Sie symbolisiert mit ihrer Choreografie die Enge, in die gesellschaftliche Normen den Menschen zwängen und den Wunsch, ab und an daraus auszubrechen.
Auch wenn es zwischendurch wie aus Kübeln giesst, lassen sich die Besucherinnen und Besucher es sich nicht nehmen, die Aufführungen der regionalen Tanzschulen und Workshops zu besuchen. Im Regenmantel erlernen sie unter kundiger Anleitung den Salsaschritt, üben Hip-Hop, Stepptanz oder Tango. Selten sieht man in der Limmatstadt so viele lächelnde Gesichter. Die Lebensfreude, die Tanzen verbreitet, ist ansteckend. Am Happening «Tape Riot» von den weltweit erfolgreichen Asphalt Piloten scheiden sich allerdings die Geister. «Das ist mir zu absurd», sagt eine Frau und marschiert mit ihren Kolleginnen davon.
Derweil nehmen die Tänzerinnen Laura Keil und Ichi Go mit ihrem eigenwilligen Bewegungsspiel den Platz vor dem Bahnhofgebäude in Beschlag und reagieren spontan auf den Verkehr. Ein Mann klebt inmitten der vorbeisausenden öV-Busse Tapes auf den Boden und gibt den beiden Frauen immer wieder neue Räume und Perspektiven vor, in denen sie sie sich drehen, springen und wälzen. Mehr Freude scheint dem Publikum die Aufführung «Café-Sätze» zu bereiten: Mittels ausdrucksstarker Körpersprache erzählt das frisch formierte Tanztheater Baden Geschichten über das abwechslungsreiche Treiben zwischen Himmel, Schwyzerhüsli, Mona Lisa und Arcade und bringt damit ein Stück Badener Alltag auf die speziell für den Anlass errichtete Open-Air-Bühne auf dem unteren Bahnhofplatz.
Wiederum unter sintflutartigen Wolkenbrüchen beenden die beiden Kalifornier Zack Bernstein und Andrew Wass mit ihrem spektakulären Balanceakt tropfnass das Programm.
28 Städte feierten dieses Wochenende gleichzeitig ihr Tanzfest. Connie Fauver, Koordinatorin der Ausgabe in Baden, zeigt sich zufrieden: «Wir hatten viel Publikum trotz schlechter Wetterbedingungen und konnten bei einigen Leuten sicher die Lust aufs Tanzen wecken. Das ist und bleibt unser Ziel.»