Oberrohrdorf
Trotz positivem Abschluss plagen Oberrohrdorf Geldsorgen

Oberrohrdorf weist bei einem Steuerfuss von 85 Prozent einen Ertragsüberschuss von 143900 Franken aus. Doch die Gemeinde ist nicht auf Rosen gebettet: Grosse Investitionen fallen an.

Carla Stampfli
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Oberrohrdorf wird bis 2020 voraussichtlich rund 12,5 Millionen Franken Schulden anhäufen. Walter Schwager/Archiv

Oberrohrdorf wird bis 2020 voraussichtlich rund 12,5 Millionen Franken Schulden anhäufen. Walter Schwager/Archiv

Walter Schwager

Auf den ersten Blick sieht es gar nicht schlecht aus, das Budget 2016 von Oberrohrdorf: Dieses weist bei einem Steuerfuss von 85 Prozent einen Ertragsüberschuss von 143 900 Franken aus.

Das positive Gesamtergebnis kommt aber nicht zustande, weil die Gemeinde auf Rosen gebettet ist. Vielmehr mussten dafür rund 20 Positionen im Budget, vor allem in operativen Bereich der Verwaltung, gekürzt oder gestrichen werden. Ebenso wurde ein Betrag von rund 1,1 Millionen Franken aus den Aufwertungsreserven entnommen.

«Die Finanzlage präsentiert sich nicht gerade weltbewegend», sagt Gemeindeammann Daniel Hug (FDP). Seit 2006 sinken die Steuererträge pro Steuerpflichtige. Das Bevölkerungswachstum stagniert, weil vorderhand kein weiteres Bauland eingezont werden kann und die gebundenen Ausgaben stehen unter einem starken Kostendruck. «Hinzu kommt, dass grosse Investitionen die Verschuldung vorantreiben», so Hug.

Sechsjahreskredit aufgenommen

Ein Blick auf die Aufgaben- und Finanzplanung 2015 – 2020 zeigt, was der Gemeindeammann damit meint: Voraussichtlich werden Investitionen in Höhe von insgesamt 11,2 Millionen Franken anfallen. Davon sind Projekte in Höhe von rund 10 Millionen bereits beschlossen oder im Bau. Dazu gehören die letzten beiden Sanierungsetappen der Kantonsstrasse, der restliche Beitrag an das neue Oberstufenzentrum in Niederrohrdorf, der Beitrag an Lärmschutzmassnahmen und die Sanierung des unteren Teils des Dorfbachs Staretschwil.

Es sind genau diese Investitionen, welche die Nettoverschuldung von Oberrohrdorf von bislang 8,7 Millionen auf 12,5 Millionen Franken im Jahr 2020 anheben werden. Damit Oberrohrdorf nicht noch mehr Schulden anhäuft, mussten in der Aufgaben- und Finanzplanung diverse Investitionsprojekte verschoben werden. Dazu zählt die Sanierung des Schulhauses Hinterbächli, des Werkhofs und diejenige weiterer Gemeindestrassen. «Sobald die vierte und letzte Sanierungsetappe der Kantonsstrasse abgeschlossen ist, wird sich das Investitionsvolumen wieder reduzieren», sagt Daniel Hug. Ab 2020 rechnet die Gemeinde mit einer Abnahme der Nettoverschuldung.

Was die Bautätigkeit im kommenden Jahr betrifft, sieht Oberrohrdorf Investitionen von rund 1,45 Millionen Franken vor. Davon kann die Gemeinde jedoch nur einen Drittel selbstfinanzieren: Aus diesem Grund wurde Anfang Jahr ein fester Kredit mit einer Laufzeit von sechs Jahren aufgenommen, «zu extrem günstigen Konditionen», wie der Gemeindeammann erklärt. «Wir hoffen, dass wir damit unsere Schulden zurückzahlen können», sagt er.

Steuerfusserhöhung ist in Sicht

Trotz der angespannten finanziellen Situation sieht der Voranschlag 2016 keine Erhöhung des Steuerfusses vor: Dieser wird bei 85 Prozent belassen. «An der Einwohnergemeindeversammlung werde ich aber andeuten, dass der Steuerfuss per 1. Januar 2017 wegen der Neuregelung des kantonalen Finanzausgleichs angehoben werden soll», so Daniel Hug.

Letzte Amtshandlung steht bevor

Für Hug wird die Gmeind von heute Abend in der Mehrzweckhalle Hinterbächli die Letzte sein: Ende Jahr wird er aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Im Vorfeld seiner letzten Amtshandlung vor den Oberrohrdorfer Stimmbürgern gibt sich Daniel Hug gelassen: Es seien relativ wenige Sachgeschäfte traktandiert, als dass es emotional werden könnte, sagt der Gemeindeammann mit einem Lachen.