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Glaziologe Andreas Linsbauer ist am Samstag, 15. Oktober, in Muri zu Gast. Er verrät, wie Kunstwerke aus längst vergangenen Tagen der modernen Forschung helfen, den Gletscherschwund zu verstehen.
Der Gletscher: Wasserspeicher, Wahrzeichen und angeblich «ewig». Doch gerade Gletscher sind Sinnbild der dramatischen Folgen des Klimawandels. Dieser Umstand dürfte dem Murianer Künstler Caspar Wolf (1735–1783), dem Pionier der Alpenmalerei, damals wohl noch nicht bewusst gewesen sein. Seine naturgetreuen Bilder faszinieren aber bis heute: Und sie sind auch in der Wissenschaft von Bedeutung.
So sehr, dass Glaziologen den Gletscherschwund anhand Wolfs Bildern exakt dokumentieren können. Der Rhonegletscher ist eines der bekanntesten Motive Wolfs und gleichsam einer der am besten erforschten Gletscher der Welt.
Sein dramatischer Rückgang ist aufgrund der lokalen Topografie besonders deutlich wahrnehmbar. Erschreckte der Gletscher über Jahrtausende die Menschen wegen seiner Unzugänglichkeit, tut er es heute mit seinem dramatischen Schmelzen. Reichte seine Zunge noch vor 100 Jahren weit ins Tal, ist heute davon nichts mehr sichtbar.
Dank der Bildzeugnisse von Caspar Wolf und anderen Künstlern sind die Zustände vieler Gletscher seit 250 Jahren recht präzise bekannt. Die Differenz zu heute springt überdeutlich ins Auge. Forscher warnen, dass der Rhonegletscher und viele andere ohne klimaschützende Massnahmen Ende dieses Jahrhunderts vollständig verschwunden sein werden.
In einer Gesprächsrunde am Samstag, 15. Oktober, ab 14 Uhr, moderiert von Kurator Peter Fischer berichtet der Glaziologe Dr. Andreas Linsbauer, Gletscherforscher am Geografischen Institut der Universität Zürich und am Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg aus erster Hand wie Gletscher auf Klimaveränderungen reagieren und was die Konsequenzen davon sind.
Künstler George J. Steinmann schlägt die Brücke zu aktuellem künstlerischem Schaffen und zur interdisziplinären Zusammenarbeit der Künste, der Wissenschaft und der Gesellschaft. Denn das Thema geht uns alle an – nicht nur nach einem warmen, trockenen Sommer. (az)