Am Samstagmorgen konnte mit dem Tunnel Letten ein Kernelement der Südwestumfahrung in Sins eröffnet werden. Regierungsrat Stephan Attiger betonte die Wichtigkeit des Baus für den Aargau. Die Bevölkerung feierte die Röhre, die ihr Dorf endlich vom Verkehr entlasten soll.
Fast ein ganzes Jahrhundert musste die Gemeinde Sins auf eine Lösung für ihr immer grösser werdendes Verkehrsproblem warten. Die Freude darüber, dass am vergangenen Samstag mit dem Tunnel Letten das Herzstück der Südwestumfahrung eingeweiht werden konnte, war dementsprechend gross – in der Bevölkerung, aber auch bei den Projektverantwortlichen. «Ich muss das immer noch verarbeiten. Bisher war ich sehr ruhig, aber jetzt bin ich doch etwas kribbelig», gestand Gemeindeammann Josef Huwiler kurz vor dem Eröffnungsakt.
Nebst Freude war während der Feier vor allem Stolz zu verspüren. Denn dieser Bau ist weit über die Gemeindegrenzen von Sins aus von Bedeutung. «Es ist die grösste Baustelle des ganzen Aargaus. Und zwar was den Umfang, aber auch die Investitionen betrifft. Der Kanton lässt hier ein paar Millionen einfliessen und darauf dürfen wir stolz sein», sagte Pius Vogel von der Kultur- und Marketingkommission Sins.
Der Kredit für die gesamte Umfahrung beläuft sich auf rund 88 Mio. Franken. «Diese Kosten konnten wir einhalten und ausserdem die Bauzeit um achteinhalb Monate reduzieren», betonte Regierungsrat und Landammann Stephan Attiger in seiner Ansprache. Vor allem das Einhalten der Kosten sei, verglichen mit anderen Projekten im Kanton, nicht selbstverständlich.
Vor 98 Jahren gelangte die Gemeinde Sins erstmals an die Verantwortlichen des Kantons Aargau mit ihrem Verkehrsanliegen. In den darauffolgenden Jahren wurden immer wieder Möglichkeiten in Betracht gezogen, um das Dorf vom Durchgangsverkehr zu entlasten, das täglich von rund 19'000 Fahrzeugen durchquert wird. Schlussendlich setzte sich die Variante Südwestumfahrung durch. Diese wurde 1996 als Zwischenergebnis in den kantonalen Richtplan aufgenommen. Ihre Kernelemente sind der 912 Meter lange Tunnel Letten und die 67 Meter lange Brücke über das Bachtal. Zudem wird die Umfahrung mit zwei Grosskreiseln im Süden und im Norden an die Aarauer-und Luzernerstrasse angeschlossen. Die Bauarbeiten starteten im März 2019 und kosteten rund 88 Mio. Franken – 10 Mio. bezahlt die Gemeinde Sins. Die letzten Umgebungsarbeiten und die beiden Kreisel werden noch bis Ende 2021 fertiggestellt. Bis im Herbst 2022 sollten auch die jetzt startenden Bauarbeiten an der Aarauerstrasse beendet sein und das komplette Projekt der Gemeinde übergeben werden können.
Als Vorsteher des Departementes Bau, Verkehr und Umwelt war Attiger seit dem Spatenstich im Jahr 2018 massgeblich in den Prozess des Projektes miteingebunden. «Die Südwestumfahrung ist ein typisches Projekt, das dem Mobilitätskonzept des Kantons Rechnung trägt», sagte Attiger. Auch betonte er die Notwendigkeit dieser Umfahrung für die Gemeinde:
«Der Verkehr im Dorfinnern war dominant und das Kantonsstrassennetz überlastet. Es galt, die Gemeindestrasse vom Durchgangsverkehr zu entlasten.»
Auch der Siedlungsraum soll vom Strassenbauprojekt profitieren und das Dorf an Attraktivität gewinnen.
Für Letzteres sollen unter anderem die Umgebungsarbeiten sorgen, die in den kommenden Monaten abgeschlossen werden. Denn noch ist die Umfahrung nicht fertig. So müssen beispielsweise noch die beiden Grosskreisel im Süden und Norden des Tunnels fertig gebaut und einige Umgebungsarbeiten gemacht werden. Bis Ende diesen Jahres sollte der Abschluss jedoch gelingen.
Dass während der rund dreijährigen Bauphase aber nicht alles rund gelaufen sei, stellte Gemeindeammann Huwiler nicht in Abrede. Er sagte:
«Stau, Lärm, Wasser und Corona. Dass es bei einem solchen Vorhaben zu Reibungspunkten kommt, ist normal.»
Dass man aber all diese Probleme lösen könne, das sei nicht selbstverständlich, bei dieser Umfahrung sei es aber grösstenteils gelungen.
Kurz bevor Josef Huwiler und Stephan Attiger gemeinsam das grosse Band aus blau-weissen Ballons durchtrennt hatten, segneten Sozialdiakon Gerald Weihrauch und der katholische Pfarrer Thomas Zimmermann den Tunnel. Anschliessend sorgten Oldtimer, Lichtshows, Tunnelführungen und Verpflegung dafür, dass die Bevölkerung trotz Corona ihren neuen Tunnel gebührend feiern konnten.
Projektleiter Erhard Wyss zeigte sich zufrieden mit der Eröffnung. «Es ist ein gutes Gefühl. Auch, dass die Sinser heute festen können», sagte er. Die Eröffnung des Tunnels, bei der die 912 Meter lange Röhre offiziell von den Verkehrsteilnehmenden befahren werden darf, findet erst am Montag statt. Darauf freut sich Wyss besonders. Er werde morgens um 10 Uhr persönlich vor Ort sein, wenn das erste Fahrzeug durch den Kern der Umfahrung rollt, versicherte er.