Möhlin
Jobmotor Sisslerfeld: Er verursacht Mehrverkehr – und fordert die Gemeinden auch beim Thema Wohnen heraus

Wenn die vielen Arbeitsplätze im Sisslerfeld kommen, braucht es auch mehr Wohnraum, und zwar möglichst in der Region – denn: Mehrverkehr durch weites Pendeln soll vermieden werden. Darüber waren sich die Gemeindevertreter und -vertreterinnen bei der vom Planungsverband Fricktal Regio veranstalteten Fricktalkonferenz einig.

Hans Christof Wagner
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Statt von weit her mit dem Auto anzureisen, sollen die künftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Sisslerfeld auch in der Region wohnen.

Statt von weit her mit dem Auto anzureisen, sollen die künftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Sisslerfeld auch in der Region wohnen.

Bild: Dennis Kalt (5. 7. 2017)

15’000 neue Jobs werden für den Life-Sciences-Cluster Sisslerfeld für das Jahr 2040, wenn der Vollausbau erreicht sein wird, prognostiziert. Aber wo sollen die Mitarbeitenden samt ihren Angehörigen und Familien sämtlich wohnen? Ausserhalb des Fricktals? Und von ihren dortigen Wohnorten noch weitere Anfahrtswege als ohnehin schon auf sich nehmen? Werden noch mehr Grenzgängerinnen und Grenzgänger kommen und das sowieso schon unter dem Verkehr ächzende Fricktal noch stärker belasten?

Die gemeinsame Überzeugung auf der vom Planungsverband Fricktal Regio in Möhlin veranstalteten Fricktalkonferenz war: Von den neuen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die dann im Fricktal arbeiten werden, sollen möglichst viele auch dort wohnen.

Bei der Fricktalkonferenz machten sich die Gemeindevertreterinnen und -vertreter Gedanken zu den Themen Verkehr und Wohnen.

Bei der Fricktalkonferenz machten sich die Gemeindevertreterinnen und -vertreter Gedanken zu den Themen Verkehr und Wohnen.

Bild: Hans Christof Wagner

So war das zentrale Thema der interkommunalen Zusammenkunft, an der von 32 Fricktaler Gemeinden 26 teilnahmen, wie und wo diese Menschen im Fricktal leben und wohnen können. Es ging darum, herauszufinden, welche Ansprüche diese Neuzuzüger ans Wohnen stellen.

Ist das Fricktal als Wohnort attraktiv?

Einig war man sich darin, dass das Wohnen in der Nähe des Arbeitsplatzes die beste und nachhaltigste Lösung sei. «Aber wollen die neuen Mitarbeitenden des Sisslerfelds überhaupt im Fricktal wohnen? Ist die Region attraktiv für sie?», fragte Daniel Kolb, Leiter der kantonalen Abteilung Raumentwicklung in die Runde, die sich im Möhliner Schulhaus Steinli traf.

Kolb zeigte das Verfahren auf, wie man das herausfinden will – mittels Interviews, die noch 2023 starten sollen. Vier Fokusgruppen hat man in Kooperation mit dem Zürcher Planungsbüro «Sa Partners» im Vorfeld entwickelt: die traditionsbewusste obere Mitte, den offenen Weltbürger, den harmonisch-pragmatischen Familienmenschen und die aufstrebende junge Mitte. Mit Vertretern dieser Gruppen sollen Gespräche geführt werden. Deren Ergebnisse sollen dann beim Gemeindeseminar von Fricktal Regio im Januar 2024 präsentiert werden.

Nach den Einführungen von Kolb und «Sa Partners»-Mitarbeiterin Dunja Kovári waren die Gemeindevertreterinnen und -vertreter selbst gefordert: In kleinen Gruppen entwickelten sie eigene Ideen zum Thema Wohnen im Fricktal.

Workshop zur Mobilitätsstrategie am 15. Juni

Themen an den verschiedenen Tischen waren etwa, wie der Generationenwechsel beim Wohnen gelingen kann. Wie also womöglich älteren Menschen eine Alternative zu den zu gross gewordenen und belastenden Einfamilienhäusern geboten werden kann. Wie, Kovári unterstrich es, vor allem wieder bezahlbarer Wohnraum entstehen kann. Wie der Einbezug neuer und alternativer Wohnformen gelingt.

Neben dem Thema Wohnen will der Planungsverband auch beim Verkehr näher zusammenrücken und eine Mobilitätsstrategie Fricktal erarbeiten. Françoise Moser, Gemeindepräsidentin von Kaiseraugst, stellte das Projekt vor. Ziel sei es, eine regionale Haltung zum Thema Verkehr zu erarbeiten und dabei alle Verkehrsträger einzubeziehen. Am Donnerstag, 15. Juni, findet dazu ein Workshop in Stein statt.