Landwirtschaft
«Für mich ein Leuchtturmprojekt»: Wie zwanzig Aargauer und Solothurner Kirschbauern zusammenarbeiten

Rund zwanzig Bauern aus dem Zurzibiet, dem Fricktal und dem Schwarzbubenland haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen. Die Zusammenarbeit soll die Kirschernte lukrativer machen und finanzielle Risiken abfedern.

Larissa Gassmann
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Die Kirschenernte fordert die Bauern in der ganzen Schweiz. Ein Verein soll die Arbeit nun erleichtern.

Die Kirschenernte fordert die Bauern in der ganzen Schweiz. Ein Verein soll die Arbeit nun erleichtern.

Hanspeter Bärtschi

Sobald die Sonne untergegangen ist, drängt die Zeit: Mit Traktoren und Maschinen werden in den lauen Sommernächten hunderte Kirschen gerntet und in Kisten verstaut. Nacht für Nacht gehen die Schweizer Bauern die logistische Herausforderung an.

Während viele auf ihren eigenen Schweiss und Fleiss setzen, zählen rund 20 Bauern aus den Kantonen Aargau und Solothurn nun auf Solidarität. Um eine optimal Zusammenarbeit sicherzustellen, haben sie den Verein der Regionalen Industrie- und Brennfrucht-Produzenten gegründet.

Die verschiedenen Mitglieder kommen dabei aus dem Zurzibiet, dem Fricktal und dem Schwarzbubenland. Um die 300 Tonnen Kirschen ernten sie jeweils pro Jahr. Mit ihrem Zusammenschluss nehmen sie eine Vorreiterolle ein. Noch gibt es in der Landwirtschaft nur wenige Vereine dieser Art.

Überall Potential für ein derartiges Modell

«Für mich ist das ein Leuchtturmprojekt. In diese Richtung muss noch viel mehr passieren», sagt der Verbandspräsident der Aargauer Obstproduzenten, Andy Steinacher. Eine derart enge Zusammenarbeit sei vorbildlich, sagt er im Gespräch mit dem SRF-Regionaljournal. Auch bei anderen Obstsorten sei das Potential für ein derartiges Modell gegeben.

Dieses bietet zahlreiche Vorteile. So stellt der Verein jeweils für alle drei Standorte eine Erntegarnitur zur Verfügung. Die verschiedenen Produzenten teilen sich somit unter anderem einen Schüttler und ein Aufsammelgerät. Gemeinsam werden die Geräte bei Bedarf erneuert und abgeschrieben.

Weil sich nicht jeder einzelne Bauer um die Beschaffung der teuren Geräte kümmern muss, kann deutlich günstiger als gewohnt produziert werden. Immer öfter entscheiden sich Landwirte für diesen Weg. So eng wie die Kirschbauern arbeitet aber kaum einer zusammen. Sie verkaufen nämlich sogar ihre Früchte gemeinsam. Das hat direkte Auswirkungen auf den Preis. Obstproduzent Ruedi Obrist aus Hettenschwil ist Vereinsmitglied. Bei den Verhandlungen setzt er auf Transparenz. «Wir zeigen ­detailliert auf, was unsere Produktionskosten sind», sagt er zur Bauernzeitung.

Direkte Auswirkungen auf den Preis

Einmal jährlich treffen sich die Bauern laut der Bauernzeitung mit den Abnehmern für Brennfrüchte (Diwisa und Hummel) sowie Industriefrüchte (Ditzler und Rigichriesi), um ihnen ihre Brenn- und Industriekirschen der Sorte Dollenseppler anzubieten.

Weil durch die enge Zusammenarbeit mehr Gewicht erzielt wird, können die Bauern mit den Abnehmern ganz anders verhandeln. Zugleich werden die Produzenten auf diese Weise nicht gegeneinander ausgespielt. Von solch einer Verhandlungsbasis können andere Bauern derweil nur träumen. «Bei unserer Marktmacht muss noch etwas gehen. Wir müssen vor den Abnehmern vereint auftreten können», sagt Steinacher.

Auch wenn es mal nicht läuft, halten die Bauern zusammen: Wann immer ein Mitglied eine Fehlernte zu verzeichnen hat, springen die Kollegen ein. Mittels Preisausgleich wird der Verlust wettgemacht. Vereinspräsident Obrist ist froh über die Lösung. «Es trifft immer einen, deshalb ist diese Solidarität sehr wichtig», sagt er zur Bauernzeitung.