Eigentlich wollte Mitsubishi Europa den Rücken kehren. Nun nehmen die Japaner doch noch einen Anlauf – mit Hilfe aus Frankreich.
Kaum mehr ein Autohersteller ist wirklich auf sich allein gestellt. Nach aussen treten die Marken zwar eigenständig auf, doch hinter der Fassade sind sie meist über Konzernstrukturen oder Allianzen miteinander verbandelt. Das gilt auch für Mitsubishi; der vergleichsweise kleine japanische Hersteller ist in eine Konzernallianz mit Renault und Nissan eingegliedert. Und genau diese Allianz will Mitsubishi nun nützen, um einen Neustart in Europa hinzulegen.
Denn eigentlich hatte Mitsubishi das Europa-Geschäft schon fast aufgegeben. Im Juli 2020 verkündete man noch, sich nach und nach aus dem Europa-Markt zurückzuziehen. Die Marktanteile waren schlichtweg zu gering – und die Anforderungen zu hoch. Wer in Europa Autos verkaufen will, muss strengere Sicherheits-und Umweltauflagen erfüllen als in anderen Märkten, was in der Entwicklung viel Geld kostet – und sich nur mit genügend Verkäufen refinanzieren lässt. Wer einmal in der Grube der tiefen Marktanteile gefangen ist, findet dort auch kaum wieder selbst hinaus. Der beschlossene Rückzug von Mitsubishi schien also durchaus nachvollziehbar.
Nun kommt es aber doch anders. Mitsubishi bleibt – und gibt damit gewissermassen ein Comeback. «Wir fokussieren uns auf die wichtigsten Marktsegmente, damit sich die Marke erholen kann», erklärt Frank Krol, Präsident und CEO von Mitsubishi Motors Europe.
Die wichtigsten Segmente in Europa sind Kompaktwagen, vor allem aber kompakte SUV. «Im vergangenen Jahr haben SUV die klassischen Personenwagen bei den europäischen Zulassungen überholt», so Krol. Führend ist dabei das C-Segment, in dem Modelle wie der Mitsubishi Eclipse Cross, der Toyota RAV4 oder der VW Tiguan um die Gunst der Käuferschaft buhlen. Dicht dahinter folgt die nächstkleinere Klasse, das SUV im B-Segment. Hier will Mitsubishi mit seinem Neuanfang in Europa ansetzen, und zwar mit einer Neuauflage des Kompakt-SUV ASX. Mit ihrem Vorgänger hat die neue Generation – bis auf den Namen – rein gar nichts mehr gemeinsam. Und doch wirkt der neue ASX wie ein vertrauter Anblick. Denn für den gefassten Plan, in Europa wieder Marktanteile zu gewinnen, hat sich Mitsubishi Hilfe aus der Allianz mit Nissan und Renault geholt. Der neue ASX ist ein Klon des Renault Captur; bis auf neue Logos und eine Chromspange an der Front, die das Design der Mitsubishi-Palette aufnimmt, hat sich nichts geändert. Damit hat Mitsubishi nun zweifellos einen attraktiven Crossover im Angebot. Auf 4,23 Metern Länge bietet der Japan-Franzose ein gutes Raumangebot für bis zu fünf Personen und 351 bis 1275 Litern Stauraum – und zeigt damit, warum Autos dieser Gattung so beliebt sind: Das Verhältnis zwischen Aussenabmessungen und Platz im Innenraum ist für die meisten Alltagssituationen schlichtweg ideal. Hinzu kommen praktische Ausstattungen wie das übersichtliche Touchscreen-System, das in der Basisversion eine Navigation über Apple Car Play oder Android Auto bietet, ein digitales Cockpit und zahlreiche Assistenzsysteme bis hin zum adaptiven Tempomaten.
Die Antriebspalette startet mit einem 1,0-Liter-Benziner mit 90 PS und manuellem Schaltgetriebe. Darüber rangiert der 1,3-Liter-Vierzylinder mit 116 PS und wahlweise 7-Gang-Dop-pelkupplungsautomatik oder 6-Gang-Schaltgetriebe. Letztere Variante entpuppt sich bei den ersten Testfahrten als angenehm leichtfüssig und agil – und ist eine Empfehlung für all diejenigen, die nicht auf einen elektrifizierten Antrieb setzen möchten. Davon hat Mitsubishi gleich zwei im Angebot, denn ohne Strom unter der Haube sind die aktuellen CO2-Vorgaben kaum mehr zu schaffen.
Die Vollhybrid-Version mit 1,6-Liter-Benzinmotor kommt auf 140 PS und soll nur 4,8 l/100 km verbrauchen. Als Plug-in-Hybrid entstehen 160 PS, die E-Reichweite beträgt 48 Kilometer. Automatik ist bei den Hybriden serienmässig – und wie bei allen Versionen gibt es ausschliesslich Frontantrieb.
Die Preise für den neuen ASX starten bei 24 990 Franken und sind damit auf Augenhöhe mit dem Technikbruder Renault Captur, allerdings punktet der Mitsubishi mit einer Garantie über fünf Jahre und fünf Jahren Gratis-Service.
Als nächsten Schritt will Mitsubishi übrigens noch 2023 einen neuen Colt präsentieren – auf Basis des Renault Clio.