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Die Basler Regierung ist «bestürzt und enttäuscht» über den von BASF angekündigten Abbau im Raum Basel. Sie fordert nachdrücklich möglichst wenig Entlassungen und einen «grosszügigen Sozialplan». Die Gewerkschaft will Entlassungen verhindern.
Nur wenige Monate nach dem Abbau von 110 Stellen beim Chemiekonzern Huntsman verliert Basel durch die Stellenstreichung bei BASF weitere 350 Arbeitsplätze in der gleichen Branche. Über die Nachricht zeigte sich die Basler Regierung bestürzt und besorgt, auch, weil ein Teil des Abbaus die Forschung betrifft. «Wir werden uns dafür einsetzen, dass weniger Stellen abgebaut werden», sagte Regierungsrätin Eva Herzog. Sie vertritt den krankheitshalber abwesenden Wirtschaftsdirektor Christoph Brutschin.
Regierung war seit März informiert
Vom Konzern fordert die Regierung weiter, die Zahl der Kündigungen möglichst tief zu halten und einen grosszügigen Sozialplan. «Wir werden versuchen, für die Betroffenen das Maximum herauszuholen», versprach Herzog. Ende März wurde die Regierung über den geplanten Stellenabbau vorinformiert.
Die Regierung konnte schon früh Forderungen deponieren und werde dies an weiteren Gesprächen fortsetzen, sagte Herzog: «Wir waren überrascht.» Für den Industriestandort sei jeder Stellenverlust schmerzhaft. Bei genauerer Betrachtung habe der Strukturwandel in diesem Bereich schon vor Jahren begonnen. Stellen haben sich von der traditionellen Chemie hin zu den Life Sciences verlagert.
Qualifizierte gefragt auf Markt
Da der Stellenabbau kontinuierlich vor sich gehen soll, sieht Hansjürg Dolder, Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit, eine gewisse Hoffnung, dass die Betroffenen nicht auf der Strasse stehen werden: «Es handelt sich um gut Ausgebildete, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.»
Die Erfahrung zeige, dass in solchen Fällen bis auf etwa ein Drittel oder ein Viertel die Betroffenen neue Stellen fänden. Teilweise seien auch Wechsel innerhalb eines Konzerns möglich. «Aber der Stellenwechsel kann menschlich schwierig sein.» Das Amt für Wirtschaft und Arbeit werde, wenn es denn so weit sei, in der Firma über Beratungsangebote und Möglichkeiten informieren.
Laute Kritik am Vorgehen
Am Dienstag gegen Abend verteilte die Unia Flyer vor der BASF-Kantine. Das Vorgehen des Konzerns verurteilt die Gewerkschaft: «Dem Konzern geht es blendend. Die Massenentlassung muss verhindert werden», sagte Vanessa Von Bothmer, Leiterin des Sektors Industrie bei der Unia Nordwestschweiz. Der Konzern habe letztes Jahr hervorragende Geschäftsergebnisse erwirtschaftet.
Beim Stellenabbau in Basel handle es sich lediglich um eine weitere Optimierung. «Hinter der abstrakt formulierten Mitteilung von BASF sind Menschen, nicht nur Zahlen», sagt von Bothmer weiter. Die Gewerkschaft kritisiert auch, dass sie nicht frühzeitig über die Entscheidung informiert wurde. «Das ist nicht das, was wir uns unter Sozialpartnerschaft vorstellen.» Erst letztes Jahr habe die BASF Gruppe einen Einheitsvertrag erneuert und sich verpflichtet, die Sozialpartner frühzeitig zu informieren, wenn Entscheidungen mit grosser Tragweite anstehen.
Wer genau vom Stellenabbau betroffen ist, könne sie noch nicht abschätzen, sagte von Bothmer. Die Gewerkschaft will sich nun über die gesetzliche Möglichkeit des Konsultationsverfahrens dafür einsetzen, dass die Arbeitsplätze in Basel erhalten bleiben.
Wissen in der Region behalten
Auf einen weiteren Aspekt macht der Verband der Angestellten Schweiz aufmerksam: den Verlust von Chemie-Wissen. Der Verband fordert «im Interesse des Werkplatzes Basel», dass die Arbeitsplätze erhalten werden und weiter auf diesem Gebiet geforscht wird.