Startseite
Basel
Baselland
Das Personal des Instituts für klinische Forschung in Allschwil will einen Sozialplan und vor allem wissen, wie die Arbeitsbeendigungsverträge aussehen. Covance wimmelt ab. Ende September stehen die ersten Mitarbeiter auf der Strasse.
«Wir sind das am Abklären.» Mit diesen Worten weist das US-Unternehmen Covance jeweils Anfragen der Mitarbeiter ab. Dies behauptet der Personalvertreter Samuel Kradolfer. Es geht um einiges: Die ersten der über 100 Mitarbeiter stehen Ende September auf der Strasse. Das Personal fordert, unterstützt von der Gewerkschaft Unia, die Aufnahme von Sozialplanverhandlungen (bz berichtete). Nach dem Konsultationsverfahren hat das Unternehmen beschlossen, den Standort Allschwil zu schliessen. Doch die heftig kritisierte Nicht-Kommunikation des Unternehmens während des Konsultationsverfahrens setzt sich nun fort.
Mitarbeiter werden vertröstet
Bereits am 22. August forderten die Mitarbeiter des Instituts für Klinische Forschung Sozialplanverhandlungen. «Wir klären das ab», hiess es auf Anfrage der Mitarbeiter. Indes hat Covance freiwillig dem Personal individuelle Abgangsentschädigungen angeboten: Den Lohn von zwei Wochen multipliziert mit der Anzahl Dienstjahre. Doch wie diese Entschädigung berechnet wird, ist unklar. Sind zwei Wochen zehn oder vierzehn Tage oder ein halber Monatslohn? Heisst Anzahl Dienstjahre, dass beispielsweise 1,5 Jahre auf zwei Jahre aufgerundet oder auf ein Jahr abgerundet werden? Das ist den Mitarbeitenden nicht klar. Als diese nachgefragt haben, hiess es: «Wir sind das am Abklären.»
Obwohl die Zeit drängt, wissen die Mitarbeiter nicht, wie die Arbeitsbeendigungsvereinbarungen aussehen werden. Kradolfer kritisiert, dass das Unternehmen individuelle Vereinbarungen treffen will. «Das ist unsolidarisch.
Mit einem Sozialplan können wir Härtefälle vermeiden.» So gäbe es viele alleinerziehende Frauen mit Teilzeitpensen und einige ältere Mitarbeiter, die nach ihrer Entlassung wohl aus Altersgründen keine Anstellung mehr finden würden. «Gerade für diese Mitarbeiter muss eine intensivere Betreuung bei der Stellensuche im Sozialplan garantiert werden», betont Kradolfer. Bis jetzt hat er noch nichts von der Firmenleitung gehört ausser: «Wir klären das ab.»
Covance ist kein Einzelfall
Halbwegs zufrieden ist Kradolfer damit, dass Covance eine externe Firma für Personalfragen hinzuzieht. Seit März wartet die Belegschaft auf Arbeitszeugnisse. Er hofft, dass er und seine Kollegen diese bald erhalten und vor allem, dass diese brauchbar sind. «Mitarbeiter mussten in der Vergangenheit mehrere Monate auf ihr Zeugnis warten, und dann war es dermassen fehlerhaft, für Bewerbungen unbrauchbar», sagt Kradolfer. Dann hätte man das Zeugnis zurückgeschickt und musste nochmals lange warten, bis es wieder fehlerhaft zurückkam.
«Der Umgang mit Mitarbeitern wird respektloser», beobachtet Unia-Gewerkschafterin Toya Krummenacher. Covance sei denn auch kein Einzelfall: Harlan oder Huntsman gingen ähnlich schlecht mit ihren Mitarbeitern um. «Alle drei Firmen sind US-Konzerne, die eine andere Kultur im Umgang mit ihren Mitarbeitern haben.» Bei Covance sei das Problem denn auch nicht regional. «Der Geschäftsleiter in Allschwil Rolf Pokorny gibt sich Mühe, den Mitarbeitern zu helfen.»
Die mangelnde Kommunikation sei US-Unternehmenskultur. «Es ist auch typisch, dass Journalisten kaum Antworten bekommen, das war bei Harlan und bei Huntsman auch so», sagt die Gewerkschafterin. Geschäftsführer Pokorny etwa dürfe sich nicht öffentlich äussern, weil Covance an der US-Börse codiert ist und Klagen riskiere. Kradolfer hofft nun auf ein baldiges «Lebenszeichen». Wann Covance antwortet, ist jedoch unklar.