Hochwasserschutz
Nach Überschwemmungen im Laufental: Der Kanton Baselland lässt sich Zeit bei der Sicherheit

Der Kanton Baselland braucht ein Vierteljahrhundert für den Hochwasserschutz. Das sorgt im Laufental für Kritik.

Dimitri Hofer
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Auch beim Schloss in Zwingen kam es beim Hochwasser im August 2007 zu heftigen Überschwemmungen.

Auch beim Schloss in Zwingen kam es beim Hochwasser im August 2007 zu heftigen Überschwemmungen.

Archiv bz

Linard Candreia hat die Bilder aus dem Sommer 2007 noch genau vor Augen: Die Birs trat über die Ufer und sorgte im Laufental für schlimme Verwüstungen. Für den Laufner SP-Landrat war schon damals klar: «Solche Überschwemmungen dürfen nie mehr passieren.»

Den Zuständigen beim Kanton Baselland wurde vor Augen geführt, dass Handlungsbedarf besteht. Seit dem Jahrhunderthochwasser ist man daran, in den an der Birs gelegenen Laufentaler Gemeinden verschiedene Hochwasserschutzmassnahmen umzusetzen. Geht es nach Linard Candreia, lässt sich der Kanton dabei zu viel Zeit. «Das Ganze geht zu lange. Hier ist mehr Tempo gefragt. Ein Hochwasser kann jederzeit wieder kommen.»

Sein Fazit zu den kürzlich veröffentlichten Antworten des Regierungsrats auf seine Interpellation zum Thema fällt ernüchternd aus. Die Regierung schreibt darin, dass mit einer Fertigstellung aller Massnahmen im Laufental erst um 2030 zu rechnen sei. Das Hochwasser, das alleine in Laufen einen Schaden von rund 60 Millionen Franken verursachte, wird dann fast ein Vierteljahrhundert zurückliegen.

Das grösste Projekt in Laufen steht noch bevor

«Man fragt sich schon, wieso es mehr als zwei Jahrzehnte dauert, bis alles umgesetzt ist. Es geht hier schliesslich um den Schutz der Laufentaler Bevölkerung. Ich habe den Eindruck, dass Baselland bei der Sicherheit trödelt.» Der Kanton müsse derartige Projekte priorisieren, findet Candreia. In den Regierungsantworten heisst es zu den Ursachen für die Zeitdauer: «Die Gründe sind die Grösse und die Komplexität der einzelnen Projekte sowie die Ressourcen.» Das Jahrhunderthochwasser von 2007 habe gezeigt, dass «entlang der Birs im Laufental fünf Gemeinden Liesberg, Laufen, Zwingen, Grellingen und Duggingen grosse Schutzdefizite aufweisen».

In Duggingen und Zwingen wurde der kantonale Hochwasserschutz in den vergangenen Jahren bereits abgeschlossen. In Liesberg und in Grellingen befindet man sich in der Umsetzung. Das mit Abstand grösste Projekt an der Birs in Laufen steht jedoch noch immer aus. «Der Aufwand war hier enorm», sagt Philipp Meyer, der beim Baselbieter Tiefbauamt für den Hochwasserschutz im Laufental zuständig ist. «Der Kanton musste für 150 Parzellen Verhandlungen führen und Vereinbarungen ausarbeiten, welche nicht ganz einfach waren.» Erfreulicherweise sei es dabei zu keinen Gerichtsverfahren gekommen.

Bloss zwei Verantwortliche im Kanton Baselland

Zum Hochwasserschutz in Laufen liegt eine Landratsvorlage vor, die sich derzeit im Mitwirkungsverfahren befindet. «Ich gehe davon aus, dass die Vorlage im Frühling ins Parlament kommt», sagt Meyer. Die Kosten für die Massnahmen in Laufen betragen 62 Millionen Franken. Insgesamt beziffert er die Ausgaben des Kantons für die Hochwasserschutzprojekte in den Laufentaler Gemeinden auf rund 75 Millionen Franken. Laufe alles nach Plan, sollen im Jahr 2023 die Bagger auffahren. Wie bei den anderen Projekten an der Birs im Laufental werde auch in Laufen das Bachbett abgesenkt oder aufgeweitet und das Ufer erhöht.

Den Vorwurf der Trödelei kann Philipp Meyer nachvollziehen. «Von aussen kann dieser Eindruck entstehen.» Die mehr als zwei Jahrzehnte, die zwischen dem Hochwasser und dem Abschluss der Arbeiten liegen werden, hätten jedoch ihre Gründe. «Es handelt sich um grosse Investitionen und um grosse Eingriffe in die Birs. Das braucht Zeit.» Gleichzeitig verhehlt er aber auch nicht, dass die personellen Kapazitäten beim Kanton beschränkt sind. Meyer ist alleine für den gesamten Hochwasserschutz im Laufental zuständig, ein Kollege für alle anderen Hochwasserschutzprojekte im Baselbiet.

Auch wenn sich Linard Candreia über die lange Zeitdauer wundert, blickt er dem Hochwasserschutz in Laufen hoffnungsvoll entgegen. «Erfreulicherweise geht es hier vorwärts», sagt er. Zum Schluss bemüht er ein Sprichwort, von dem er sich wünscht, das es eintreffen wird: Was lange währt, wird endlich gut.