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Stiftung mit Sitz in Ramlinsburg besitzt Unmengen Boden – sie will damit Gutes tun

Die «Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay» mit Sitz im Baselbiet erwirbt in Paraguay Land, um es der angestammten Bevölkerung als Gemeinbesitz zu übergeben.

Benjamin Wieland
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Paraguay

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Gerodeter Chaco-Wald
«Es wird immer komplizierter, grössere Summen zu überweisen. Uns wird das Leben schwer gemacht.» Hans C. Weenink Ex-Weltbank-Mitarbeiter und Präsident des Trägervereins der Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay

«Es wird immer komplizierter, grössere Summen zu überweisen. Uns wird das Leben schwer gemacht.» Hans C. Weenink Ex-Weltbank-Mitarbeiter und Präsident des Trägervereins der Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay

zvg

Die Dimensionen sind kaum fassbar. Der Chaco ist ein Gebiet im Nordwesten von Paraguay. Sechsmal fände die Schweiz darin Platz. Touristen verirren sich kaum in die dünn besiedelte Gegend – trotzdem wird es im Chaco immer enger. Grund ist der Landdruck, ausgelöst durch die Zuwanderung von Landlosen. Hier kommt eine Organisation aus dem Baselbiet ins Spiel.
Die «Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay» wurde 1999 gegründet. Ihr Ziel ist, im Chaco Land zu erwerben, um es zu sichern und der angestammten Bevölkerung als Gemeinbesitz zu übergeben. Erst im vergangenen Herbst hat sich die Stiftung mit Sitz in Ramlinsburg wieder 100 Hektaren Land reservieren lassen. Das entspricht beinahe der Fläche des Basler Gundeldinger-Quartiers.

Banken legen sich quer

Doch grössere Bodenkäufe seien gar nicht mehr möglich, sagt Hans C. Weenink, Präsident des Vereins, der die Stiftung trägt. Ein Grund ist, neben den stark steigenden Bodenpreisen, auch der Umstand, dass es immer komplizierter wird, zwischen Ländern grössere Summen zu überweisen. «Ziel der Einschränkungen ist es, Schwarzgeldströme auszutrocknen und Steuerhinterziehung zu unterbinden», sagt Weenink. «Eine gute Sache an sich, doch leider leiden auch ehrliche Bankkunden unter den Restriktionen. Uns wird das Leben schwer gemacht.»

Weenink kennt sich in der Finanzwelt bestens aus. Der Riehener mit holländischen Wurzeln arbeitete bis zu seiner Pensionierung bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel und unter anderem auch bei der Weltbank. Im vergangenen Jahr löste Weenink Rolf Scheibler ab. Dieser war langjähriger Präsident des Trägervereins der Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay.

Das Engagement von Stiftung und Verein geht auf Verena und Walter Regehr-Gerber zurück. Das Ethnologen-Ehepaar wanderte in den 60er-Jahren aus dem Baselbiet in den Chaco von Paraguay aus, in die Mennoniten-Siedlung Neuland. Die zumeist deutschsprachigen Mennoniten kamen ab den 1920er-Jahren nach Paraguay.

Verena und Walter Regehr-Gerber verpflichteten sich früh der Unterstützung der Gemeinschaften der Ayoreo-Totobiegosode und der Nivaclé-Manjui. Walter Regehr-Gerber starb 1993. Seine Witwe setzt das Engagement fort. Seit einigen Jahren wohnt auch ihre Tochter wieder im Chaco. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung fast drei Millionen Franken generiert. Bei den Landkäufen orientierte sie sich anhand der Landforderungen, die indigene Gruppen bei der Regierung deponiert haben. Aber es blieb nicht beim Bodenerwerb. Die Stiftung führt auch diverse Projekte durch, arrangiert und bezahlt etwa medizinische Behandlungen. So können Indigene, wenn sie medizinische Behandlungen benötigen, nahe Spitäler besuchen.

Vergangenen Oktober reisten Vereinspräsident Hans Weenink und Urs Scheibler, der Bruder von Rolf Scheibler und Präsident der Stiftung, für einen Augenschein nach Paraguay. Sie mussten erkennen, dass sich viele Viehzüchter und Bauern nicht um die Eigentumsverhältnisse kümmern.

Der Landdruck ist immens. Es ist von einer Versziebzigfachung des Preises für einen Hektar in knapp 20 Jahren die Rede. Die Folgen der Preisspirale bekommt auch die Stiftung zu spüren: Seit einigen Jahren registriert sie immer häufiger illegale Landnahmen.

Eigene Kontrollposten

Deshalb finanziert sie nun auch Kontrollposten. Das indigene Personal ist unbewaffnet, es soll vor allem Präsenz markieren. «Es wird immer schwieriger, das Land zu sichern», sagt Urs Scheibler. «Aber wir bleiben dran.»