Der viele Regen fordert in Basel seinen Tribut: An der Grenzacherstrasse kam es zu einem Hangabbruch. Die Galgenfischer müssen den Verlust von zwei Galgen verkraften. Das Gebiet bleibt wegen der Arbeiten der Einsatzkräfte bis auf weiteres gesperrt.
Etliche Schaulustige stehen zur Mittagszeit auf der Brücke beim Kraftwerk Birsfelden und blicken nach unten. Der Rhein hat sich durch den vielen Regen in einen reissenden Strom verwandelt. Die peitschenden braun-weissen Wassermassen verursachen Wellen und treten über die Ufer.
Von hier aus lässt sich nur erahnen, was der Regen anrichten kann. In der Nähe des Kraftwerks, an der Grenzacherstrasse auf der Basler Rheinseite, sehen die Einsatzkräfte das Ausmass: Am Freitagvormittag wurde das Ufer gegenüber der Sportanlage Rankhof vom Hochwasser unterspült und es kam zu einem Hangrutsch. Zwei Fischergalgen wurden von den Fluten mitgerissen. Die Grenzacherstrasse ist für den Verkehr im betroffenen Gebiet gesperrt. Das gelbe Absperrband der Polizei signalisiert, dass niemand auf das Gelände gehen darf.
Vor Ort an der Grenzacherstrasse stehen zahlreiche Polizisten, Feuerwehrleute sowie Mitarbeiter des Basler Tiefbauamts und der Industriellen Werke Basel im Einsatz. In der Luft surrt eine Drohne der Kantonspolizei Basel-Stadt. Unter den mehreren Dutzend Einsatzkräften befindet sich auch Polizeisprecher Toprak Yerguz, der die Medienschaffenden über das Geschehen informiert.
«Um die Abbruchstellen des Hangs zu füllen, werden Gesteinsblöcke eingesetzt»,
sagt er. Dadurch soll die Erosion gestoppt werden. «Der Pegel des Rheins bleibt zwar in den kommenden Tagen hoch, aber wir gehen davon aus, dass der Höchststand in der Nacht auf den Freitag erreicht wurde.» Über Personen, die durch die Fluten zu Schaden kamen, kann er noch keine Angaben machen.
Update: L 31, 34, 38: Blockierung im Bereich Allmendstrasse #Störung https://t.co/pv54vTvW9Y
— BVB Leitstelle (@BVB_Leitstelle) July 16, 2021
Gemäss Statistik scheint der Höhepunkt der Wassermassen tatsächlich bereits erreicht zu sein. Am Donnerstag stieg der Rhein bei der Messestelle Basel-Rheinhalle auf rund 9,20 Meter. Zu diesem Zeitpunkt galt die zweithöchste Gefahrenstufe. Ab einem Pegelstand von 8,20 Meter wird sämtliche Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Rheinfelden und der Schleuse Kembs eingestellt. Betrachtet man sich die Vorhersagen, wird in der Nacht auf Samstag der Stand von vor zwei Tagen jedoch beinahe wieder erreicht.
Wenn er an das viele Wasser denkt, überkommt Richard Stammherr ein mulmiges Gefühl. Der Präsident der Basler Galgenfischer 1920 hat sich die Situation vor Ort angeschaut. Der Besitzer des einen mitgerissenen Galgens gehörte der Vereinigung der Galgenfischer an, der des anderen nicht. Erst einmal, im Jahr 1999, sei bei Hochwasser ein Galgen in den Rhein gefallen. «Dass nun gleich zwei Galgen mitgerissen wurden, ist verheerend.» Insgesamt waren bisher 57 Fischergalgen am Rhein installiert.
Die Galgenfischer hoffen, dass zu den beiden weggeschwommenen keine weiteren Galgen hinzukommen.
«Bei zwei anderen Galgen ist die Situation kritisch. Es besteht die Gefahr, dass sie ebenfalls noch abbrechen»,
sagt Stammherr. Den entstandenen Schaden schätzt er pro Galgen auf rund 150'000 Franken. Eine Versicherung abzuschliessen, sei zwar Sache jedes Einzelnen. Aber man empfehle jedem, seinen Galgen zu versichern.
Mit den Gesteinsblöcken versuchen die Einsatzkräfte, weitere Hangrutsche im Gebiet beim Rankhof zu verhindern. Platziert am Ufer werden die Blöcke mit einem Kranwagen. Vor dem Absperrband an der Grenzacherstrasse steht eine Polizistin und erklärt den Autofahrerinnen und Autofahrern, den Umweg über das Gebiet Hörnli zu nehmen, um nach Grenzach-Wylen zu gelangen. Das Gleiche gilt für die BVB-Busse der Linien 31 und 38, welche wegen der Sperrung die drei Haltestellen Rankstrasse, Sportzentrum Rankhof und Allmendstrasse nicht anfahren können. Auf die Frage eines Fahrgastes in einem der Busse, ob der Bus nach Wylen fahre, meint der Fahrer süffisant:
«Sie können sitzen bleiben. Irgendwann kommen wir schon in Deutschland an.»
Der Ausnahmezustand wird noch einige Zeit andauern. Wie die Polizei am Abend mitteilt, bleibt die Grenzacherstrasse mehrere Tage für den motorisierten Verkehr gesperrt.
Es ist zu hoffen, dass es der Regen nun endlich besser meint mit Basel als bisher.