Der neue Südpol-Vorstand soll «eine kunterbunte Truppe» sein

Nach der Demission des gesamten Vorstandes braucht das Kulturzentrum Südpol eine neue Führung. Angestrebt wird ein breiter Mix aus Politikern, Kulturaktivisten sowie Personen, die über ein wirtschaftlich-finanzielles Know How verfügen.

Pirmin Bossart
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Sie helfen bei der Suche nach einem neuen Vorstand für den Südpol: Irina Lorez und Manuel Kühne (stehend) anlässlich der Mitgliederversammlung. (Bild: Pius Amrein (Kriens, 5. Juli 2018))

Sie helfen bei der Suche nach einem neuen Vorstand für den Südpol: Irina Lorez und Manuel Kühne (stehend) anlässlich der Mitgliederversammlung. (Bild: Pius Amrein (Kriens, 5. Juli 2018))

In den nächsten 60 Tagen werden Manuel Kühne (freie Theaterszene) und Irina Lorez (Tanz) mit einer Gruppe, zu der auch der Theaterschaffende Patric Gehrig und der Politiker David Roth gehören, neue Personen für den Vorstand des Vereins Südpol suchen. «Wir sind auf gutem Weg, aber die Zeit war für die Interessenten einfach zu knapp, um sich zu entscheiden», sagt Lorez. Der bestehende Vorstand, der in corpore zurücktreten wollte, wird seine Geschäfte bis Ende August weiterführen.

Wie soll dieser Vorstand besetzt sein? «Eine möglichst kunterbunte Truppe», sagt Lorez. Vertreten sein sollen die Sparten Theater, Tanz und Musik. Gefragt seien aber auch Politiker, Kulturaktivisten sowie Personen, die ein wirtschaftlich-finanzielles Know How mitbringen. Zu den Kulturaktivisten zählen etwa Leute aus dem einstigen Boa-Umfeld, die sich im Südpol nie heimisch fühlten. «Das Konzept wurde von der alternativen Szene nie voll akzeptiert», so Lorez.

Zusätzliches Publikum in den Südpol bringen

Der Wechsel könne eine Chance sein, solche Ressentiments aufzulösen, indem man die verschiedenen Gruppierungen im Vorstand zusammenbringe, sagt Lorez. Es gehe nicht darum, den Südpol neu zu erfinden. Die nationale Ausrichtung mit diversen Theater- und Tanzproduktionen müsse weitergeführt werden. Daneben habe es aber Platz für ganz andere Aktivitäten, die neue Gruppierungen ansprechen.

Der Südpol werde bis heute mehr als eine Veranstaltungs-Hülle wahrgenommen denn als lebendiges Kulturhaus, sagt David Roth. «Der Südpol müsste von möglichst vielen Leuten in Beschlag genommen werden, weil man ihn gerne hat, aber das tut er nicht.» Eine Alternative zur Fristverlängerung wäre mittelfristig die Auflösung des Vereins mit einer neuen Ausschreibung der Leistungsvereinbarung. Roth hält nichts davon. «Ich glaube an die Selbstregulation der Kulturszene. Das ist sinnvoller, als wenn die Politik die Ausrichtung der freien Kulturszene entscheidet.»

«Südpol ist bei Bevölkerung noch nicht richtig angekommen»

Auch für Urs Bugmann, Präsident der IG Kultur, wäre das nicht der richtige Weg. «Mit der Fristverlängerung lässt sich auf dem Bestehenden weiterbauen, das finde ich besser. Die Kontinuität wird beibehalten.» Bugmann wünschte sich, dass der Südpol mehr Ausstrahlung hätte und mehr Leute hingingen. «Das Kulturhaus ist bei der Bevölkerung noch nicht richtig angekommen.» Das zu erreichen, sei die Aufgabe des neuen Vorstands und der neuen Leitung. «Wir von der IG Kultur setzen darauf, dass der Südpol wieder gut funktioniert und ein Haus ist, das in der Kulturszene eine Rolle spielt.»

Eine Auflösung der Leistungsvereinbarung mit dem Südpol würde erst dann in Erwägung gezogen, wenn man keinen Vertragspartner (Vorstand/Verein) mehr hätte oder ein Vorstand sich mit den Bedingungen nicht einverstanden erklären könnte, sagt die städtische Kulturchefin Rosie Bitterli. Hat die Stadt, die das Haus jährlich mit einer Million Franken subventioniert, ihre Verantwortung zu wenig ernst genommen? Nein, sagt die Kulturchefin. «Unternehmerisch zu denken, sorgfältig zu wirtschaften und eine schwarze Null zu schreiben, das sind Bestandteile des Subventionsvertrages. Wenn wir sehen, dass die Zahlen rückläufig sind, schalten wir uns schon ein.»

Gleiche Erfahrungen in anderen Kulturhäusern

Für Marco Liembd, Geschäftsleiter Schüür, sind die aktuellen Vorgänge im Südpol nicht so ausserordentlich. «Es ist bezeichnend, dass praktisch jedes Kulturhaus in Luzern nach zehn Jahren Ähnliches erlebt hat. Schüür, Sedel, Treibhaus, Boa: Alle hätten nach einer ersten Phase sehr schwierige Situationen bewältigen müssen. «Dabei haben sie jeweils von der Stadt auch finanzielle oder zumindest ideelle Unterstützung erhalten. Sonst hätten sie den Neustart nicht geschafft.»

Liembd plädiert dafür, dass auch der Südpol, eine solche Chance bekommt. «Nur wenn die finanziellen Altlasten getilgt sind, kann ein Haus wieder bei Null anfangen. Damit ist ein sauberer Start garantiert, der aufgrund der gemachten Erfahrungen sogar erfolgreich werden kann.» In dieser Hinsicht müsse, wenn nötig, auch dem Südpol geholfen werden, sagt Liembd. Und schiebt nach: «Jene Politiker, die heute finden, dass man jetzt einen Schnitt machen und die Gelder kürzen müsse, sind dann genau jene, die am 20-Jahr-Jubiläum zuvorderst stehen und sich zuprosten, wie gut sie das gemacht hätten.»