Stadt Luzern
Die Unterhaltskosten der Gütschbahn sind fünfmal höher als erwartet

«Gütsch»-Verwaltungsratspräsident Benno Hafner nennt die Anlage eine «Fehlplanung». Diese will er nun bereinigen – mit finanzieller Hilfe der Stadt Luzern. Dem stehen allerdings vertragliche Bestimmungen im Wege.

Simon Mathis
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Zurzeit häufen sich die Ausfälle der Stadtluzerner Gütschbahn; die beiden Wagen bleiben regelmässig stehen. Das ärgert Passagiere und Anwohner – aber auch die neue Eigentümerfirma, die Château Gütsch AG rund um den russischen Geschäftsmann Kirill Androsov. Auf Anfrage erläutert deren Verwaltungsratspräsident Benno Hafner, wo genau der Knopf drin ist.

Seit 2015 fährt die Gütschbahn wieder: Aber bei der Erneuerung seien einige Fehler passiert, moniert der neue VR-Präsident der Château Gütsch AG.

Seit 2015 fährt die Gütschbahn wieder: Aber bei der Erneuerung seien einige Fehler passiert, moniert der neue VR-Präsident der Château Gütsch AG.

Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 18. August 2015)

Die Wiederinbetriebnahme der Gütschbahn 2015 sei eine «Fehlplanung» gewesen, sagt der Luzerner Anwalt. Hafner moniert insbesondere, dass der Motor der Anlage in der Talstation platziert worden ist.

«Das führt dazu, dass sich das Wasser bei Regen im Trassee-Einschnitt sammelt und dann wie ein Sturzbach in den Motorraum einfliesst.»

Diese Problematik sei bereits vor der Erneuerung bekannt gewesen. Die Techniker der verantwortlichen Seilbahnfirma Inauen-Schätti hätten dem vormaligen Eigentümer Alexander Lebedev empfohlen, den Motor in der Bergstation zu installieren. Dennoch habe der Eigner darauf bestanden, den Motor in der Talstation zu installieren.

Jährliche Kosten von 40'000 bis 50'000 Franken

Benno Hafner.

Benno Hafner.

Bild: Pius Amrein (Luzern, 14. Juli 2021)

Dieser Umstand führe zu «enormen Mehrkosten» beim Unterhalt, erläutert Hafner. Er spricht von 40'000 bis 50'000 Franken pro Jahr. Das sei rund das Fünffache des üblichen Betrages, der auf knapp 9000 Franken berechnet worden sei. Kostenpunkte seien Evakuierungen durch die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL), ständige Reparaturarbeiten und Materialverschleiss bei den Rollen und Seilen. «Das alles wäre unnötig, hätte man die Anlage von Anfang an richtig ausgeführt», so Hafner.

Er schlägt deshalb vor, den damaligen Fehler zu beheben und den Motor in die Bergstation zu verlagern. Das Trassee der Bergstation soll zudem um fünf Meter erweitert werden, sodass die Passagiere auf einer leichten Schräge aussteigen können statt wie jetzt umständlich auf mehreren Ebenen.

Hafner wünscht sich, dass die Anpassungen bereits Ende Jahr vorgenommen sind. Das hänge aber unter anderem davon ab, wie schnell die nötigen Ersatzteile aufgetrieben werden können. Ein runder Tisch zu diesem Thema habe bereits stattgefunden. Die Château Gütsch AG erwarte, dass auch die Stadt Luzern einen finanziellen Beitrag an diese Arbeiten leistet.

Vertrag von 2014 soll angepasst werden

Die Ausgangslage ist allerdings vertrackt. Sie steht im Schatten eines Vertrages, den der dermalige «Gütsch»-Eigentümer Alexander Lebedev 2014 mit der Stadt Luzern abgeschlossen hat. Damals kam es zu einer Art Kuhhandel: Lebedev verpflichtete sich dazu, den Betrieb der Bahn bis 2040 sicherzustellen. Im Gegenzug erhielt er von der Stadt die Bewilligung für den grossen «Gütsch»-Erweiterungsbau «Baluardo», der aber nie verwirklicht wurde.

So hätte die «Gütsch»-Erweiterung «Baluardo» aussehen sollen.

So hätte die «Gütsch»-Erweiterung «Baluardo» aussehen sollen.

Bild: PD

Im Vertrag steht auch, dass die Stadt Luzern den Betrieb der Anlage fünf Jahre lang pauschal finanziert. Dieser Zeitraum ist 2020 abgelaufen, ab jetzt müssten also die jeweiligen Eigentümer voll für den Unterhalt aufkommen. Lässt sich die Abmachung nun einfach so ändern? Benno Hafner findet, dass das durchaus angezeigt sei. Die damaligen Vertragsbedingungen seien nämlich nicht mehr erfüllt. Sprich: Der Unterhalt sei, wie erwähnt, nicht so kostengünstig wie damals festgehalten. Zudem sei es nie zum geplanten Erweiterungsbau gekommen.

Das Bähnli ist Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes in der Stadt Luzern. Sie gehört zu den VBL-Linien, Generalabo und Passepartout sind hier gültig. Die Château Gütsch AG könne sich auch vorstellen, die Konzession für den Betrieb der Bahn an die VBL oder die Stadt abzugeben. Dies deshalb, weil lediglich 20 Prozent der jährlich etwa 250'000 Passagiere überhaupt das Hotel Restaurant Gütsch besuchten. Eine Konzessionsabgabe sei aber nur Plan B, betont Hafner.

«Wir wollen unseren Teil beitragen, da die Gütschbahn natürlich auch für uns sehr wichtig ist.»

Deshalb bevorzuge die Château Gütsch AG, das Problem gemeinsam mit der Stadt Luzern zu bereinigen. «Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der Stadt eine Lösung finden werden», so Hafner.

Bei der Montage gingen die «Gütsch»-Bähnli 2015 hoch hinaus.

Bei der Montage gingen die «Gütsch»-Bähnli 2015 hoch hinaus.

Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 18. August 2015)

Die Stadt Luzern äussert sich auf Anfrage nicht näher zu ihrer Haltung. Christoph Bättig, Stabschef der Umwelt- und Mobilitätsdirektion, verweist darauf, dass die Gespräche im Gang seien. Er betont aber: «Das Ziel ist, einen zuverlässigen Betrieb der Gütschbahn sowohl kurzfristig als auch längerfristig zu gewährleisten.» Aufgrund von Ferienabwesenheiten kann auch die Seilbahnfirma Inauen-Schätti nichts zum derzeitigen Stand der Dinge sagen. So ist auch noch unklar, wie viel die Erneuerung kosten würde.