Krim-Krise
Abstimmung: Jetzt wollen auch die Krim-Tataren ihre Unabhängigkeit

Die muslimische geprägten Krim-Tataren, eine Minderheit von 12 Prozent auf der Halbinsel, haben sich am Samstag getroffen, um über eine Autonomie abzustimmen. Sie beriefen sich dabei auf ihr «Recht, über ihre Zukunft zu entscheiden».

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Tataren-Führer Refat Tschubarow hält eine Rede auf dem Kongress.

Tataren-Führer Refat Tschubarow hält eine Rede auf dem Kongress.

Keystone

Die Tataren auf der Krim sind am Samstag zusammengekommen, um über eine Autonomie ihres Gebietes auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel abzustimmen. In einem Kongresszentrum in der Stadt Bachtschyssaraj berieten Vertreter der rund 300'000 Krim-Tataren über eine entsprechende Resolution.

Die Resolution sieht "politische und rechtliche Schritte" vor, um "den Tataren auf ihrem historischen Gebiet, der Krim, nationale und territoriale Autonomie zu gewähren".

Tatarenführer Refat Tschubarow rief die mehr als 200 Teilnehmer der Versammlung - der sogenannten Kurultai - auf, für die Selbstbestimmung zu votieren. Der Grossmufti Rawil Gainutdin, selbst ein Tatare, sagte, die Tataren hätten ebenso wie die Russen auf der Krim "das Recht, über ihre Zukunft zu entscheiden".

Die Krim-Tataren, ein muslimisch geprägtes Turkvolk, hatten vor zwei Wochen das von der prorussischen Regionalführung organisierte Referendum über die Loslösung der Schwarzmeerhalbinsel von der Ukraine boykottiert. Die Tataren machen zwölf Prozent der Bevölkerung der Krim aus, während die meisten Einwohner Russen sind. Nach dem deutlichen Votum der Referendums-Teilnehmer für eine Loslösung von der Ukraine hatte Russland die Krim in sein Staatsgebiet aufgenommen.

Die Tataren haben ein gespanntes Verhältnis zu Moskau, seit Diktator Josef Stalin sie am Ende des Zweiten Weltkriegs massenhaft von der Krim nach Zentralasien deportieren liess. Die Hälfte der Betroffenen starben noch auf dem Weg dorthin. Erst seit Ende der 1980er Jahre durften die Tataren auf die Krim zurückkehren. (sda)