Der 79-Jährige ist am Donnerstag positiv auf Covid getestet worden. Er habe «sehr milde Symptome», sagt seine Sprecherin, auch weil er zweimal geboostert sei.
Ein weiterer Rückschlag für Joe Biden. Der amerikanische Präsident ist am Donnerstag positiv auf Covid-19 getestet worden, wie seine Sprecherin Karine Jean-Pierre bekannt gab. Biden werde medizinisch behandelt, obwohl er nur «sehr milde Symptome» aufweise.
Dies hat wohl auch mit seinem Alter zu tun: Biden wird im November seinen 80. Geburtstag feiern und gehört deshalb einer Risikogruppe an. Der Präsident sei vollständig geimpft und zweimal geboostert, teilte Jean-Pierre weiter mit. Zuletzt habe er im März eine Auffrisch-Impfung bekommen.
Biden werde im Weissen Haus, in Isolation, weiter arbeiten, sagte Jean-Pierre. «Leute, mir gehts super», schrieb Biden wenig später auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Ein kurzes Video, ebenfalls veröffentlicht in den sozialen Medien, zeigte einen Patienten, der vielleicht ein bisschen müde aussah, aber problemlos eine kurze Stellungnahme abgeben konnte. «Es wird alles gut werden», sagte der Demokrat.
An update from me: pic.twitter.com/L2oCR0uUTu
— President Biden (@POTUS) July 21, 2022
Bidens Gattin Jill ist laut dem Weissen Haus gesund und testete negativ. Sie befand sich am Donnerstag in Michigan. Auch Vizepräsidentin Kamala Harris soll sich nicht mit Covid angesteckt haben. Die Nummer zwei hielt an ihrer Reise nach North Carolina fest.
Biden war am Wochenende von einer Solo-Reise nach Israel, Palästina und Saudi-Arabien zurückgekehrt. Die Tage vor der politischen Sommerpause in Washington wollte er nun nutzen, um angesichts tiefer Umfragewerte die angeblichen Erfolge seiner Regierung hervorzuheben und Wahlkampf zu betreiben. Am Donnerstag war ein Ausflug nach Wilkes-Barre im Bundesstaat Pennsylvania geplant; dort hätte Biden über die Kriminalitätsbekämpfung sprechen wollen.
Das Weisse Haus werde täglich über den Zustand von Biden informieren, sagte Jean-Pierre – ein später Seitenhieb gegen Vorgänger Donald Trump, der im Herbst 2020 die Welt über seine Covid-Erkrankung lange im Dunkeln gelassen hatte.
In einer separaten Mitteilung schrieb Kevin O'Connor, der langjährige Leibarzt des Präsidenten, dass Bidens Nase laufe und er sich müde fühle. Auch leide Biden seit Mittwochabend an einem trockenen Husten. Er habe seinem Patienten Paxlovid verschrieben, ein Medikament, das in Amerika vor allem bei Covid-Risikopatienten eingesetzt wird, um einen schweren Krankheitsverlauf zu verhindern, teilte O'Connor mit. «Ich gehe davon aus, dass er positiv darauf reagieren wird.»
Über die Gesundheit des Präsidenten wurde zuletzt häufig spekuliert, weil Biden seit Amtsantritt im Januar 2021 sichtbar gealtert ist. Er verspricht sich häufig, wirkt verwirrt und scheint Probleme beim Gehen zu haben. In den Augen des rechten Amerikas hat der Demokrat buchstäblich den Verstand verloren; Biden leide an Altersdemenz, lautet ein häufig gehörtes Gerücht von Möchtegern-Fachleuten.
Leibarzt O'Connor hingegen wies diese Darstellung zuletzt im November 2021 zurück, nach einer eingehenden Untersuchung seines berühmten Patienten. Demnach leidet der älteste US-Präsident zwar an einigen Altersgebrechen wie einer steifen Gangart. Biden aber sei ein «gesunder, kräftiger» Mann, heisst es in der Zusammenfassung des Berichtes von O'Connor.
Dennoch: Die Nachricht aus dem Weissen Haus weckt Erinnerungen an die Erkrankung Trumps. Dieser war im Oktober 2020 an Covid erkrankt, wenige Wochen vor der Präsidentenwahl. Der 45. Präsident musste damals mit einem Helikopter ins Spital gebracht werden, weil sein Krankheitsverlauf schwer war und damals noch keine Impfungen verfügbar waren. Das Weisse Haus zog es aber vor, die Öffentlichkeit nicht transparent zu informieren, auch weil Trump nicht den Eindruck erwecken wollte, er sei schwach.