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Der mutmassliche Angreifer vom Frankfurter Hauptbahnhof, der einen achtjährigen Buben und seine Mutter vor einen Zug gestossen haben soll, wurde in der Schweiz polizeilich gesucht. Erst kürzlich hatte der Eritreer eine Nachbarin angegriffen. Der verheiratete Vater dreier Kinder lebte im Kanton Zürich.
Dass der Mann polizeilich gesucht wurde, sagte der deutsche Bundespolizeipräsident Dieter Romann am Dienstag in Berlin. Er soll am Donnerstag eine Nachbarin mit einem Messer bedroht, sie gewürgt und eingesperrt haben und danach geflüchtet sein.
Dies habe die Schweiz "zum Anlass genommen, ihn national zur Festnahme auszuschreiben". Der 40-Jährige sei aber "auch im Vorfeld mit entsprechenden Delikten bereits in der Schweiz auffällig" gewesen, sagte Romann.
Der verheiratete Vater dreier Kinder war demnach im Jahr 2006 unerlaubt in die Schweiz eingereist. Im Jahr 2008 wurde ihm Asyl gewährt. Er galt nach Angaben der deutschen Sicherheitsbehörden danach als gut integriert und sogar vorbildlich.
Nach Angaben der Zürcher Kantonspolizei handelt es sich um einen Eritreer mit Niederlassungsbewilligung. Er ist verheiratet und lebt seit 2006 in der Schweiz. Es gibt laut deutschen Ermittlern keine Hinweise darauf, dass er vor der Tat Alkohol oder Drogen konsumiert habe.
Der Mann soll am Montag einen Knaben vor einen einfahrenden ICE in den Tod gestossen haben. Die ebenfalls vom Mann angegriffene und gestossene Mutter des Kindes konnte sich nach dem Sturz abrollen und auf einen schmalen Fussweg zwischen zwei Gleise retten. Sie erlitt laut Staatsanwaltschaft einen schweren Schock.
Der Angreifer wollte noch eine weitere Frau ins Gleisbett stossen. Sie konnte sich in Sicherheit bringen und erlitt eine Schulterverletzung. Erkenntnisse zum Tatmotiv gab es bisher nicht. In Deutschland war er bisher nicht polizeibekannt. Der Verdächtige sollte am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Die Zürcher Kantonspolizei informiert heute um 16 Uhr über den Täter, der in der Schweiz wohnt. Verfolgen Sie die Medienkonferenz hier im Livestream.
Kurz nach seiner Festnahme habe der verdächtige Eritreer einem Atemalkoholtest zugestimmt, der 0,0 Promille ergab, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Die Ermittler wollen nun die Schuldfähigkeit des mutmasslichen Täters prüfen lassen.
"Die Tat spricht dafür, dass man an eine psychiatrische Erkrankung denkt", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Im Laufe der weiteren Ermittlungen werde der Tatverdächtige "sicherlich psychiatrisch begutachtet" werden.
In einer ersten Vernehmung gab der Mann an, vor wenigen Tagen mit dem Zug von Basel nach Frankfurt gefahren zu sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass es keinen Zusammenhang zu den Ereignissen im hessischen Wächtersbach gibt. In Wächtersbach war in der vergangenen Woche ein 26-jähriger Eritreer angeschossen worden.
Der mutmassliche Täter, ein 55-jähriger Deutscher, floh nach der Tat und erschoss sich selbst. Hinter dem Angriff steht nach Ansicht der Ermittler "ganz klar ein fremdenfeindliches Motiv". Allerdings ergaben sich keine Hinweise auf Kontakte des Manns in die rechtsextreme Szene.
Am Tatort am Frankfurter Hauptbahnhof herrschte am Dienstag Entsetzen. Zahlreiche Menschen legten am Perron 7 Blumen, Kerzen und kleine Teddybären nieder. Am Abend soll es im Bahnhof eine öffentliche Andacht geben, an der Vertreter von katholischen und evangelischen Gemeinden teilnehmen.
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) unterbrach seine Ferien und wollte sich "angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit" am Dienstag in Berlin mit den Chefs der Sicherheitsbehörden beraten.