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Priti Patel spielt im britischen Kabinett eine wichtige Rolle. Wer ist die Hardlinerin mit Migrationshintergrund?
Ihre Berufung zur britischen Innenministerin verdankt Priti Patel weniger administrativer Brillanz, sondern vor allem ihrer ideologischen Gewissheit als eingefleischte Gegnerin europäischer Integration. Geschadet hat der 47-Jährigen gewiss auch nicht, dass sie als Frau und Angehörige einer ethnischen Minderheit zu zwei Gruppen zählt, die der neue britische Premierminister Boris Johnson prominenter im neuen Kabinett vertreten sehen wollte.
Die Tochter indisch-ugandischer Einwanderer arbeitete als Lobbyistin für die Alkohol- und Tabakindustrie, ehe sie, zunächst für die EU-feindliche Referendumspartei, in die Politik ging. Bei den zunehmend euroskeptischen Konservativen erhielt die verheiratete Mutter eines Sohnes 2010 einen sicheren Wahlkreis, stieg unter Premier David Cameron in der Regierungshierarchie auf und schaffte nach dem Brexit-Votum 2016 den Sprung ins Kabinett. Anderthalb Jahre lang amtierte die vormalige scharfe Kritikerin von Entwicklungshilfe als Chefin des zuständigen Ministeriums, ehe sie beim Lügen erwischt wurde. Einen privaten Israel-Besuch hatte die Ministerin zu privater Aussenpolitik genutzt: Von ihren Treffen mit hochrangigen Regierungsvertretern bis hin zu Premier Benjamin Netanyahu wusste weder die damalige Premierministerin Theresa May noch das zuständige Aussenministerium. Patel musste ihren Hut nehmen.
Den neuen Premier scheint dieser Hauch von Korruption ebenso wenig zu interessieren wie Patels früheres Eintreten für die Todesstrafe und ihre lukrativen Lobby-Jobs – «strategische Beratung» für eine US-Firma hat ihr in den letzten Monaten ein schönes Zubrot für einen Stundenlohn von umgerechnet 1231 Franken eingebracht. Im Parlament profilierte sich die energische Frau als Befürworterin scharfer Einwanderungskontrollen und Hardlinerin gegen den EU-Austrittsvertrag, auch mit Drohungen gegen Irland. In ihrem neuen Ressort muss Patel das Versprechen von Premier Johnson umsetzen, in den kommenden drei Jahren 20 000 zusätzliche Polizisten auf Verbrecherjagd zu schicken.