Die Luxusmarke wird pelzfrei und will ausserdem auf Krokodil- und Schlangenleder verzichten. Chefdesigner Karl Lagerfeld zeigt sich erfreut – doch ganz ehrlich ist das nicht.
Gucci, Armani und Versace haben es vorgemacht, jetzt zieht das französische Modehaus Chanel nach. Unter dem Motto «No more Croco for Coco» kündigte das Modelabel von Coco Chanel anfangs dieser Woche an, ab sofort auf Pelz zu verzichten. Auch Häute von exotischen Tieren kommen auf den Index. Statt Krokodil-, Schlangen-, Eidechsen- oder Stachelrochenleder will Chanel künftig Abfallprodukte der Lebensmittelindustrie nutzen.
Ein bedeutender Schritt für eine Marke, die Pelz-Liebhaber Karl Lagerfeld als künstlerischen Direktor gewählt hat. Denn dieser begrüsst zwar öffentlichkeitswirksam die Entscheidung des Modehauses, setzt aber bei anderen Marken weiterhin auf Pelz.
Seine letzte Kollektion für die Marke Fendi war ausschliesslich aus Echtpelz. Und das solle weiterhin so bleiben, sagte Lagerfeld erst kürzlich der «New York Times». «Fendi ist Pelz und Pelz ist Fendi», liess er verlauten. Der Präsident der Chanel-Modesparte, Bruno Pavlovsky, sagte der Modezeitschrift «Vogue», dass die Herkunft der Tierhäute ein Problem darstelle. Es werde immer schwieriger, nachzuweisen, woher die Produkte wirklich stammen. Lagerfeld selbst erklärte, die Situation habe sich geändert, es liege eine Stimmung gegen den Einsatz von tierischen Produkten in der Luft. «Aber das ist nichts, wozu wir gedrängt wurden», so der Chanel-Chefdesigner weiter. «Es war unsere freie Entscheidung.»
Die in Zukunft fellfreien Kreationen würden nicht von den ästhetischen Standards der Firma abweichen, beteuerte Lagerfeld. Viel würde sich nicht ändern, da Chanel keine Marke sei, die übermässig mit Pelz gearbeitet hat, so Lagerfeld weiter.
Anders sieht es beim Leder aus. Die Taschen mit Krokodil- oder Schlangenleder zählen zu den teuersten Produkten der Marke. Die Entscheidung, auf Häute exotischer Tiere zu verzichten, ist im Luxussegment bislang einmalig. Den Pelz haben Versace oder Gucci zwar aus ihren Kollektionen verbannt, doch mit Krokodil- und Schlangenleder arbeiten sie weiterhin. Chanel dagegen hat Taschen aus Pythonleder der letzten Kollektion bereits von der offiziellen Website entfernt – sie stehen nicht mehr zum Verkauf.
Über die Entscheidung von Chanel freuten sich besonders die Aktivisten der Tierschutzorganisation Peta. Gestern schmückte ein Bild mit einem Fuchs ihre Seiten. In Grossbuchstaben stand darauf «Victory!», das englische Wort für Sieg. Darunter schrieb die Organisation samt Feier-Smileys: «2018 ist das Jahr, in dem Designer aus der Steinzeit kommen.» Bei ihren alljährigen Fashion Awards wählte Peta das gesamte Jahr 2018 zum «Moment des Jahres». Der Wandel in der Luxusbranche und der Verzicht auf exotische Tierhäute stelle eine bedeutende Veränderung dar. Marken wie Gucci, Burberry oder Michael Kors wurden für ihren Einsatz für die Tiere geehrt. Jetzt sei es an der Zeit, dass grosse Marken wie Dolce&Gabbana und Louis Vuitton nachziehen.
Der Trend entwickelt sich in Richtung «pelzfrei»: Nach Modelabels und Modeschauen sind es nun auch Städte wie San Francisco, West Hollywood oder Berkeley, die den Verkauf von Pelz bei Bekleidung und Accessoires verbieten. Die Tierschutzorganisation Humane Society International (HSI) nennt diesen Schritt eine «historische Entscheidung sowohl für die Tiere als auch für ein mitfühlendes Konsumverhalten».