Coronavirus
China will massiv Profit schlagen aus seiner Maskenproduktion – alle Mittel scheinen Recht

Pekings übles Maskenspiel.

Fabian Kretschmer aus Peking
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Die ganze Welt braucht im Moment Masken. Und China will damit grosses Geld verdienen.

Die ganze Welt braucht im Moment Masken. Und China will damit grosses Geld verdienen.

Keystone

Die Welt braucht Masken – und China hat sie. Schon vor der Krise hat das Riesenreich rund die Hälfte aller Schutzmasken weltweit produziert. Inzwischen sind schätzungsweise fast neun von zehn Schutzmasken made in China. Schon früh erkannten viele chinesische Unternehmer das Potenzial der Krise und reagierten, auch dank staatlicher Anreize, blitzschnell: Bis Ende Februar stiessen 9000 Firmen auf den Maskenmarkt.

Und die chinesischen Produzenten nutzen ihre Machtposition aus: Normalerweise ist es Usus, dass erst nach Erhalt der Lieferung gezahlt wird. Derzeit sind jedoch ohne 100-prozentige Überweisungen auf Vorkasse keine Lieferungen möglich. Selbst nach Abschluss eines Deals wird oft noch probiert, den Preis in die Höhe zu drücken. Mitbieter sind ständig in Lauerstellung.

Das «Wall Street Journal» berichtet gar von einem westlichen Forschungsinstitut, das eine fünfstellige Dollarsumme überweisen musste, ehe es eine potenzielle Maskenlieferung überhaupt inspizieren durfte. Bürokratische Regierungen, die nicht sehr flexibel mit Steuergeldern umgehen können, ziehen bei solchen Verfahren oft den Kürzeren.

China hat den europäischen Markt fast leergekauft

Doch trotz des grossen Tamtams, das China rund um seine Masken macht, sind längst nicht alle Kunden zufrieden mit der gelieferten Ware. Dutzende Regierungen haben sich bereits über mangelhafte Ware aus China beschwert. Zuletzt haben am Donnerstag die kanadischen Gesundheitsbehörden behauptet, dass eine Million Atemschutzmasken aus China nicht für den Kampf gegen Covid-19 geeignet seien.

Für die chinesische Regierung sind solche Meldungen eine öffentliche Schmach. Sie hat versprochen, die Qualitätssicherung hochzufahren.

In diplomatischen Kreisen in Peking herrscht zudem Unmut darüber, dass China den Maskenmangel auf dem Weltmarkt mitverursacht hat: Auf dem Höhepunkt der Virusepidemie in China hat die Pekinger Regierung nämlich nicht nur Exporte temporär verboten, sondern auch den europäischen Markt nahezu leergekauft. Schuld am Notstand in Europa sind daher auch jene Regierungen, die angesichts der bevorstehenden Gesundheitskrise die Hamsterkäufe aus China nicht gestoppt haben.

Der deutsche Autoproduzent Volkswagen hat jetzt einen eigenen Weg gefunden, um das ganze Drama zu umgehen. In seinem Werk in Tianjin unweit von Peking stellt VW nun selbst Schutzmasken her, die dann für die firmeneigenen Angestellten nach Europa geschickt werden.

Bis zu 400000 Masken werde man pro Woche produzieren, die erste Lieferung steht Anfang Mai an. In einer Stellungnahme von VW China heisst es, dass das Tragen von Masken ein entscheidender Grund dafür gewesen sei, dass das Unternehmen unter seinen 100000 Arbeitern in China bisher keinen einzigen Covid-19-Fall hatte.