Gartenfeier während Lockdown
«Party over» für Boris Johnson? Schlagzeilen belasten Britischen Premier

Nach Berichten über eine weitere Party in der Downing Street mitten im Lockdown ist Grossbritannien empört. Nun droht Johnson sogar die Unterstützung der eigenen Partei zu verlieren.

Drucken
Boris Johnson steht wegen dem Verstoss gegen die Kontaktbeschränkungen erneut heftig in der Kritik.

Boris Johnson steht wegen dem Verstoss gegen die Kontaktbeschränkungen erneut heftig in der Kritik.

Toby Melville / AP

Nach neuen Enthüllungen über eine grosse Party im Garten der Downing Street steht Premierminister Boris Johnson im Kreuzfeuer der britischen Zeitungen. Selbst der konservative, üblicherweise der Regierung nahe stehende «Telegraph» titelte am Mittwoch «Johnson verliert Unterstützung der Tories».

Die «Sun» bezichtigte den Premier der Lüge mit der Titelzeile «It’s my party and I’ll lie low if I want to» (deutsch: «Es ist meine Party und ich lüge, wann ich will»). Die «Daily Mail» stellte die Frage, ob nun für Johnson die «Party over» sei.

Mitarbeiter sollen belastende Nachrichten gelöscht haben

Viele regionale Medien - wie etwa die «Yorkshire Post» - erzählen die Geschichten von Familien, die zum Zeitpunkt der mutmasslichen Party im Mai 2020 Angehörige durch die Pandemie verloren haben und diese nicht einmal persönlich verabschieden konnten.

Gleichzeitig kommen immer mehr Details an Licht, die Johnson und seine Angestellten zusätzlich belasten. Dem «Independent» zufolge sollen Beschäftigte in der Downing Street vergangenen Monat die Anweisung bekommen haben, möglicherweise belastende Nachrichten von ihren Geräten zu löschen, wie Insider dem Blatt verrieten.

Es soll nicht die einzige Party gewesen sein

Die BBC berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, hochrangige Mitarbeiter hätten aktiv verhindern müssen, dass während der Corona-Kontaktbeschränkungen im vergangenen Jahr noch weitere Partys stattfanden.

Einige andere gesellige Runden unter Johnsons Dach, die wohl gegen Lockdown-Massnahmen verstossen haben, sind bereits in den vergangenen Wochen von Medien enthüllt worden. Eine offizielle Untersuchung zu den Ereignissen läuft noch.

Nach mehr als 24 Stunden des Schweigens zu den Vorwürfen stand für Boris Johnson am Mittwoch die wöchentliche Befragung des Premierministers im Parlament auf der Agenda. Sollte sich bestätigen, dass er wie berichtet selbst an der Party teilgenommen hat, halten viele seine Position für unhaltbar. (dpa)