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International
Neuseeland hat in den vergangenen 24 Stunden keinen einzigen neuen Covid-19-Fall registriert. Die Premierministerin erhält weltweit viel Lob für ihre Arbeit – sie selber bleibt aber vorsichtig.
In den vergangenen Tagen meldeten die neuseeländischen Behörden jeweils nur noch wenige Neuinfizierte, und gestern Nachmittag folgte dann die Nachricht, welche vielen Covid-19-Geplagten Hoffnung gibt: Null Neuinfizierte in den vergangenen 24 Stunden im ganzen Land!
Das ist ein Meilenstein: Neuseeland ist eines der wenigen betroffenen Länder weltweit, die diesen Durchbruch geschafft haben. Premierministerin Jacinda Ardern dankte an einer Pressekonferenz der Bevölkerung:
Dank eurer Bemühungen sind wir zuvorderst. Darauf dürfen wir stolz sein.
Der südpazifische Inselstaat mit knapp 5 Millionen Einwohnern verzeichnet nun 1487 Infizierte und 20 Todesfälle. Das Land war in den vergangenen Wochen international gelobt worden, nachdem es schnelle Massnahmen eingeführt und konsequent umgesetzt hatte. Das zahlt sich nun aus. Doch dürfe man sich jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, mahnte die Premierministerin:
Wir können es uns nicht leisten, mit unseren Anstrengungen nachzulassen, wenn das Ziel so nahe ist.
Sie sagte dies im Hinblick auf die Gefahrensituation im Land, welche seit vergangenem Dienstag nicht mehr auf der höchsten Stufe 4, sondern auf der Stufe 3 ist. Die Massnahmen waren nach fünf Wochen etwas gelockert worden, so konnten die Neuseeländer etwa wieder Take-Away von Restaurants und Fast-Food-Ketten holen, wovon sie reichlich Gebrauch machten.
Am ersten Tag nach den Lockerungen bildete sich vor einer Burger-Filiale im Norden Aucklands prompt eine grosse Menschenansammlung, welche landesweit für Kopfschütteln sorgte, da die Anwesenden die Social-Distancing-Regeln offensichtlich ignorierten. Auch am vergangenen Wochenende zeigten sich viele Einwohner - anders als während der höchsten Gefahrenstufe - nicht sehr diszipliniert. So musste die Polizei landesweit Dutzende Partys auflösen.
Disziplin braucht es aber, wenn die Behörden die nächsten Lockerungen einführen sollen. So hofft die Bevölkerung, dass nächste Woche die Alarmstufe erneut gesenkt wird. Zudem führte die Premierministerin am Dienstag Gespräche mit der australischen Regierung, um eine sogenannte trans-tasmanische Bubble zu errichten. Denn auch Australien hat die Kurve der Neuinfizierten stark abflachen können. Ziel wäre es, dass die Einwohner der Länder an der Tasmanischen See, also Neuseeland und Australien, in naher Zukunft wieder in das jeweilig andere Land reisen können, ohne zuerst zwei Wochen in Quarantäne verbringen zu müssen.
Der Grund ist klar: Australier stellen die mit Abstand grösste Touristengruppe in Neuseeland dar. Laut dem neuseeländischen statistischen Amt besuchten im vergangenen Jahr über 1,5 Millionen Australier Neuseeland. Auf dem zweiten Rang landete mit grossem Abstand China mit rund 407 000 Besuchern. Total besuchten knapp 3,9 Millionen Besucher das Land. Auch umgekehrt zeigt sich ein ähnliches Bild: 1,4 Millionen Neuseeländer besuchten 2019 Australien. Das sind etwas mehr als 15 Prozent sämtlicher Touristen in Australien. Nur China stellte mit knapp 16 Prozent noch mehr Besucher.
Der australische Premierminister Scott Morrison zeigt sich offen für Lockerungen. Doch ob und wie schnell die Reiserestriktionen gelockert werden, ist noch unklar. Der Druck wird aber von Tag zu Tag grösser, auch von den Skigebieten in Neuseeland, weil der Winter vor der Tür steht. Sie brauchen die australischen Gäste, sonst steht ihnen eine dunkle Zeit bevor.