Historischer Tag
«Der Anfang vom Sieg gegen die Pandemie»: Impfungen in Europa rollen an

Mit dem flächendeckenden Start der Anti-Covid-Spritzen beginnt eine neue, entscheidende Phase in der Pandemie.

Fabian Hock
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Die Heimbewohnerin Edith Kwoizalla ist mit ihren 101 Jahren ist die erste Frau, die am Samstag in Deutschland gegen Corona geimpft wurde. I

Die Heimbewohnerin Edith Kwoizalla ist mit ihren 101 Jahren ist die erste Frau, die am Samstag in Deutschland gegen Corona geimpft wurde. I

Matthias Bein / DPA

Eine Spritze im Himmel über Baden-Württemberg: Ein junger Pilot aus Friedrichshafen hat seiner Freude über den Start der Coronaimpfungen in Deutschland Ausdruck verliehen, indem er eine Route in Form des medizinischen Werkzeugs nahe der Schweizer Grenze flog. Inklusive Tröpfchen an der Spritzenspitze.

Nachdem am Samstag in einem Seniorenzentrum in Sachsen-Anhalt die 101-jährige Edith Kwoizalla als erste Deutsche die lang ersehnte Spritze erhielt, startete die Impfkampagne am Sonntag in sämtlichen 16 Bundesländern.

Die Heimbewohnerin Edith Kwoizalla ist mit ihren 101 Jahren ist die erste Frau, die am Samstag in Deutschland gegen Corona geimpft wurde. I

Die Heimbewohnerin Edith Kwoizalla ist mit ihren 101 Jahren ist die erste Frau, die am Samstag in Deutschland gegen Corona geimpft wurde. I

Matthias Bein / DPA

Als erstes kamen Menschen über 80 Jahren in Pflege- und Seniorenheimen dran, sowie Teile des Spitalpersonals. Im Zuge der grössten Impfaktion der Geschichte des Landes könnten bis zum Jahreswechsel bereits mehr als eine Million Dosen verabreicht werden. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn soll die Impfung bis Mitte des kommenden Jahres für alle Menschen möglich sein, die sich impfen lassen wollen.

Die deutsche EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach am Wochenende von einem bewegenden Moment der Einheit und einer europäischen Erfolgsgeschichte. «Die Impfungen werden dabei helfen, nach und nach zu unserem normalen Leben zurückzukehren», sagte sie - und hatte dabei nicht nur ihr Heimatland im Sinn, sondern den gesamten Kontent. Die Kommission hatte den 27. Dezember zum europaweiten «Impftag» ausgerufen. Vielerorts wurde mit den Impfungen begonnen. Eine Auswahl:

Österreich

Die erste Impfung gegen das Coronavirus in Österreich wird einer Frau über 80 Jahre verabreicht.

Die erste Impfung gegen das Coronavirus in Österreich wird einer Frau über 80 Jahre verabreicht.

Hans Punz/Apa-Pool / APA/APA

Einen «historischen Tag» nannte Bundeskanzler Sebastian Kurz diesen 27. Dezember. Der Tag markiere den «Anfang vom Sieg gegen die Pandemie». Die erste Patientin, die in Österreich geimpft wurde, ist die 84-jährige Theresia Hofer. Sie wolle nun endlich ihre Kinder, Enkel und Urenkel wiedersehen, sagte sie am Sonntag. Vier Millionen Impfdosen sollen dem Neun-Millionen-Einwohner-Land bis zum Sommer zur Verfügung stehen. Das Biontech/Pfizer-Vakzin soll zuerst an die über 80-Jährigen in Pflegeheimen und an das medizinische Personal verteilt werden.

Italien

Eine Krankenschwester erhält eine der ersten Impfungen in Italien.

Eine Krankenschwester erhält eine der ersten Impfungen in Italien.

Regione Lazio Handout / EPA REGIONE LAZIO

Italien hat am Sonntag ebenfalls mit den Impfungen begonnen. Das Militär lieferte in der Nacht zum Sonntag Pakete mit dem begehrten Stoff im ganzen Land aus. «Dieses Datum wird uns für immer in Erinnerung bleiben», erklärte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte. Wie in Österreich, kommen auch in Italien zuerst das Gesundheitspersonal und die am stärksten gefährdeten Gruppen dran. Danach bestehe für die gesamte Bevölkerung die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.

Frankreich

Über eine «neue Waffe gegen das Virus» verfügt auch Frankreich. Das verkündete, gewohnt martialisch, Präsident Emmanuel Macron. Das von der Pandemie stark betroffene Land impft seit Sonntag. Erste Patientin: Eine 78-jährige Frau aus der Nähe von Paris. «Vertrauen wir unseren Forschern und Ärzten», warb Macron für die Spritze. schrieb der 43-Jährige. Mehr als 60000 Coronatote verzeichnet das Land bislang. Der Staatspräsident selbst war infiziert und verbrachte Mitte Dezember eine Woche in Selbstisolation. Von der Impfung profitieren auch in Frankreich zunächst ältere Menschen sowie Ärzte und Pfleger. Der restlichen Bevölkerung soll bis zum Sommer eine Impfung angeboten werden.

Skandinavien

In Skandinavien rollt die Impfkampagne ebenfalls: In Schweden, dem Land des Sonderwegs, wurde die Impfung der 91-jährigen Gun-Britt Johnsson live im Fernsehen übertragen. Die Regierungschefin des Nachbarlands Dänemark, Mette Frederiksen sagte, es gebe nun ein «Licht am Ende des Tunnels nach dem schwierigsten Jahr seit dem Zweiten Weltkrieg». «Hoffen wir, dass es funktioniert», sagte ein Arzt, als er am Sonntag die erste Impfung verabreichte, laut dem dänischen Rundfunksender DR. «Wenn nicht, werde ich kommen und Sie heimsuchen», antwortete der 79-jährige Leif Hasselberg aus Odense scherzhaft, der dem Bericht zufolge der erste Mensch landesweit war, der die Impfung erhielt.

Osteuropa

Auch im Osten laufen die Impfungen. Ungarn und die Slowakei begannen bereits am Samstag. Ungarn erhielt eine erste Lieferung von knapp 10 000 Dosen des Impfstoffs am Samstagmorgen. Zuerst soll das an der Coronafront tätige medizinische Personal sowie Bewohner und Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheime geimpft werden.