Das zweite Treffen von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist ohne Ergebnis und früher als geplant zu Ende gegangen.
Drei Erkenntnisse zum geplatzten Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un:
Kim Jong Un soll beim Treffen in Hanoi von Donald Trump gefordert haben, sämtliche Sanktionen aufzuheben, für eine überschaubare Gegenleistung in Sachen Abrüstung. Dem habe Trump nicht zustimmen können, sagte dieser vor wenigen Stunden an einer Pressekonferenz. Das Problem der vollständigen nuklearen Abrüstung indes, sitzt tiefer. Denn Trump kann Nordkoreas Machthaber anbieten was er möchte - so lange es nicht das gesamte amerikanische Atomwaffenarsenal ist, wird der Diktator aus Pjöngjang auch nicht seine eigenen aufgeben. Sie sind die einzige Lebensversicherung für Kim und dessen Herrscherclique.
Bei den Gesprächen mit Nordkorea geht es daher nicht wirklich um vollständige Abrüstung, sondern vielmehr um Rüstungskontrolle. Ein entscheidender Unterschied. Zwar hatte Kim beim ersten Gipfel in Singapur Bereitschaft signalisiert, auf die „Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel“ hinzuarbeiten. Doch der Begriff bedeutet für die Nordkoreaner immernoch etwas anderes als für die Amerikaner. Ewig ignorieren lässt sich dieser Umstand nicht. Die USA werden mit einem atomar bewaffneten Nordkorea leben müssen. Die Frage ist, wie weit sich Kims Atomprogramm in Verhandlungen transparent machen und begrenzen lässt.
Trump hat die Nordkorea-Verhandlungen sofort zur Chefsache erklärt – wohl in der Hoffnung, Kim im persönlichen Gespräch zum Einlenken bringen zu können. Nuklear- und Nordkorea-Experten waren sich von Beginn an einig, dass so nicht viel herauszuholen ist. Dass der Gipfel in Hanoi ohne Ergebnis zu Ende gegangen ist, muss daher nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten. Denn nun besteht die Chance, die Gespräche dorthin zu verlagern, wo sie zunächst hingehören: auf die Arbeitsebene.
Dass Hanoi indes keinerlei Fortschritte brachte zeigt, wie wenig hier seit dem ersten Treffen der beiden Staatschefs in Singapur geschehen ist. Das wiederum muss zu denken geben. Dass Kim seither keine Raketen und Atombomben mehr getestet hat und zudem versprochen hat, dies auch künftig zu unterlassen, ist wichtig, um die Lage nicht wieder eskalieren zu lassen – doch in Sachen Abrüstung kaum von Bedeutung. Kim hat durch vorherige Tests bewiesen, dass sein Arsenal funktionstüchtig ist. Mehr braucht es zur Abschreckung erstmal nicht. Zur Erinnerung: Indien, Pakistan oder Israel testen seit vielen Jahren nicht mehr – und sind gleichwohl Atommächte.
Zu denken geben muss auch Trumps Umgang mit Kim. Die Lobeshymnen („Er ist ein grossartiger Anführer“) und Freundschaftsbekundungen („Ein sehr guter Freund“) Trumps in Richtung einem der brutalsten Diktatoren der Welt, der sein Volk hungern und Abweichler foltern und kaltblütig ermorden lässt, sind, wie sich nun herausstellt, genauso so wenig hilfreich wie die Drohungen („Feuer und Wut“) zu Beginn von Trumps Amtszeit. Kim lässt sich seine Lebensversicherung nicht mit warmen Worten oder Drohungen abnehmen. Fortschritt in den Nordkorea-Verhandlungen ist möglich – aber nur mit deutlich mehr Ernsthaftigkeit. Und weniger Show.