Prognose
Ende der Rezession: Italien konsumiert und fasst wieder Mut

Licht am Ende des Tunnels: Die italienische Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Leute konsumieren wieder.

Dominik Straub, Rom
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Daumen hoch auch von Italiens Premier Matteo Renzi: «Das Konsumwachstum im Juli ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Italien wieder in Schwung kommt.»

Daumen hoch auch von Italiens Premier Matteo Renzi: «Das Konsumwachstum im Juli ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Italien wieder in Schwung kommt.»

Keystone

Im Juli hat der private Konsum in Italien gegenüber dem Vorjahresmonat um über zwei Prozent zugenommen. Das sei der stärkste Anstieg seit vier Jahren, so der Gewerbeverband am Donnerstag. Besonders markant ist die Verbesserung beim Absatz von Neuwagen, der im autoverrückten Italien ein Gradmesser für das Konsumentenvertrauen ist: Der Zuwachs zum Vorjahr beträgt satte 15 Prozent.

Regierungschef Matteo Renzi versäumte es nicht, die positiven Zahlen zu kommentieren: «Das Konsumwachstum im Juli ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Italien wieder in Schwung kommt», twitterte der 40-jährige Sozialdemokrat.

Der Privatkonsum ist nicht der einzige Indikator, der im Belpaese nach oben zeigt. Für das laufende Quartal wird erneut ein Wirtschaftswachstum prognostiziert: Es wäre schon das dritte Wachstums-Quartal in Folge. Eine Trendumkehr findet man auch bei der Arbeitslosigkeit: Sie sank im Juli um 0,5 Prozent auf 12,0 Prozent. «Das Bruttosozialprodukt steigt, die Beschäftigung steigt, die Arbeitslosigkeit sinkt – die Reformen greifen», fasste Renzi zusammen.

Bei Experten ist die Wirksamkeit der Reformen freilich umstritten: «Erstaunlich ist nicht, dass die Wirtschaft wieder wächst, sondern wie wenig sie wächst», sagt der Wirtschaftsprofessor Luigi Zingales. Er erinnert daran, dass Italiens Industrie seit 2008 um einen Viertel eingebrochen ist und sich die Kaufkraft auf dem Niveau von 1997 befinde. «Bei einer solchen Ausgangslage müsste man eigentlich Wachstumsraten von 2 bis 3 Prozent erwarten», sagt Zingales.

Die Hauptprobleme der italienischen Wirtschaft sind immer noch die alten: tiefe Produktivität, ineffiziente Justiz, überbordende Bürokratie. Zudem eine der höchsten Steuerbelastungen der Welt – und wenig Aussicht auf Besserung: Bei einer Staatsverschuldung von über zwei Billionen Euro ist an ernsthafte Steuersenkungen nicht zu denken, auch wenn Renzi wie einst Silvio Berlusconi etwas anderes verspricht.