Terror in New York
Er verlangte «IS»-Flagge im Spitalzimmer – Das sagt der Pick-Up-Terrorist im FBI-Verhör

Nach dem Anschlag in New York haben die Ermittler den Täter im Spitalbett befragt. Er gab bereitwillig Auskunft. Und stellte eine Forderung.

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Im Rollstuhl: Attentäter Saipov bei der Anklageverlesung.

Im Rollstuhl: Attentäter Saipov bei der Anklageverlesung.

Keystone

Von Reue keine Spur. Der Pick-Up-Terrorist Sayfullo Saipov verlangte von FBI-Agenten eine «IS»-Flagge, um sie im Spital aufzuhängen. «Ich fühle mich gut bei dem, was ich getan habe», sagte er bei der Anklageverkündung im Gerichtsgebäude, der er im Rollstuhl beiwohnte.

Das Ziel sei gewesen, «möglichst viele Zivilisten zu töten». Er habe die Tat extra an Halloween ausgeführt, weil sich dann besonders viele Leute auf der Strasse aufhielten. Dies sagte der Usbeke laut dem 10-seitigen Strafantrag.

Das Papier bringt erste Aufschlüsse, wie sich Saipov vom Uber-Fahrer zum Attentäter gewandelt hat.

Radikalisierung per «IS»-Videos

Saipov gab zu, die Tat seit über einem Jahr geplant zu haben. Er habe sich von «IS»-Propagandavideos inspirieren lassen und sei den «IS»-Anweisungen fast «1:1 gefolgt», wie der Staatsanwalt sagte. Der «Islamische Staat» hat im Internet detaillierte «Anleitungen» veröffentlicht, wie solche Fahrzeug-Anschläge auszuführen sind.

  • Die Ermittler fanden im gemieteten Pick-Up zwei Handys von Saipov. Darauf gespeichert sind über 3800 «IS»-Propagandabilder und 90 Videos.
  • In den Videos ist etwa «IS»-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zu sehen. Andere Bilder zeigen Enthauptungen oder wie Menschen mit Panzern überfahren werden.
«IS»-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi.

«IS»-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi.

KEYSTONE/AP Militant video/UNCREDITED

Die Planung

Am 22. Oktober hatte Saipov einen Pick-Up gemietet, um Kurvenfahrten zu üben. Am 31. Oktober setzte er dann seinen Plan in die Tat um. Bei einem Autoverleiher in New Jersey mietete er den Pick-Up für 75 Minuten. Zuerst wollte er eine «IS»-Fahne am Fahrzeug anbringen. Er entschied sich dagegen, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Tat

Saipov fuhr von New Jersey über die George-Washington-Brücke, bog unmittelbar auf den Fahrradweg ein und fuhr unzählige Leute über den Haufen, krachte dann in einen Schulbus. Darauf rannte er auf die Strasse und schrie «Alluahu Akbar». Wie aus dem Strafantrag weiter hervorgeht, fanden die Ermittler im Auto einen Sack mit zwei Messern, ebenso einen Taser. Demnach hatte Saipov nach dem Crash keine Zeit, die Messer zu schnappen. Offenbar hatte er im Sinn, auf der Strasse ein weiteres Blutbad anzurichten.

Nicht nur das: In der Befragung sagte Saipov, er habe die Pick-Up-Attacke eigentlich bis zur Brookly-Bridge fortführen wollen.

Hatte Saipov einen Komplizen?

Mukhammadzoir Kadirov.

Mukhammadzoir Kadirov.

Keystone

Kurz nach der Terrorattacke sagten die Behörden, dass Saipov als «einsamer Wolf» den Anschlag ausgeführt hat. Nun gibt es aber Anzeichen, dass der Usbeke einen Helfer hatte. Das FBI fasste am Mittwochabend einen zweiten Usbeken. Die Bundespolizei hatte den 32-jährigen Mukhammadzoir Kadirov zur Fahndung ausgeschrieben, weil er «Informationen zu dem tödlichen Angriff» haben könnte. Weitere Details nannten die Ermittler nicht.

(amü)