Flugzeugabsturz
Ermittler sicher: Flug MH17 von russischer Militärrakete abgeschossen

Vier Jahre nach dem Abschuss des Passagierflugs MH17 über der Ostukraine konzentrieren sich die internationalen Ermittlungen auf Angehörige der russischen Streitkräfte. Die Rakete, mit der die Boeing abgeschossen worden war, stammte nach Angaben des Ermittlerteams JIT von der russischen Armee.

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Absturzstelle des Flugs MH17 in der Ostukraine. (Archivbild)

Absturzstelle des Flugs MH17 in der Ostukraine. (Archivbild)

KEYSTONE/EPA/ALEXANDER ERMOCHENKO

"Das Flugabwehrsystem vom Typ Buk gehörte zu Beständen der 53. Flugabwehr-Brigade der Russischen Föderation, stationiert in Kursk", sagte der niederländische Chefermittler Wilbur Paulissen am Donnerstag in Bunnik bei Utrecht. Zahlreiche Fotos, Videos und Zeugenaussagen würden das belegen.

Der Kreis der Verdächtigen habe sich auf ein paar Dutzend reduziert, sagte der leitende Staatsanwalt Fred Westerbeke. "Wir untersuchen nun gezielt, inwieweit die betreffende Brigade selbst aktiv am Abschuss der Maschine beteiligt war." Russland weist alle Vorwürfe entschieden zurück.

Die Maschine der Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine abgeschossen worden. Alle 298 Menschen an Bord waren getötet worden; die meisten kamen aus den Niederlanden.

Russland: "Alte Geschichte"

Die Ermittler hatten bereits 2016 festgestellt, dass das Buk-Raketensystem aus Russland in das von pro-russischen Rebellen kontrollierte Gebiet transportiert und später nach Russland zurückgebracht worden war.

Bilder der abgestürzten MH17 in der Ostukraine:

Flugzeugabsturz in der Ukraine
45 Bilder
Die Ukrainische Regierung behauptet, die beiden Kampfjets seien von russischer Seite aus abgeschossen worden. (Archivbild)
König Willem Alexander und Königin Maxima beim Empfang der Absturzopfer.
Niederländische Soldaten tragen die Särge der Absturzopfer.
In Eindhoven werden die Flugzeuge mit den ersten Leichen empfangen.
Die Särge werden verladen.
Letzte Ehre für die Toten von Flug MH17 in Charkow.
Das Flugzeug mit den Leichen an Bord hebt ab Richtung Eindhoven.
Auf dem Flughafen in Eindhoven weht die holländische Fahne auf Halbmast.
Die Absturzopfer werden in Charkow ins Transportflugzeug geladen.
Aus dem Zug kommt ein starker Verwesungsgeruch
OSZE-Beobachter dürfen unter strenger Aufsicht der Rebellen die Waggons mit den Leichen inspizieren
Eine Frau schaut auf den Zug, in dessen Kühlwaggons die Leichen der Absturzopfer gelagert werden.
Rebellen bewachen die Zug-Waggons
In diesem gekühlten Zug sind die abtransportierten Leichen gelagert, meldet der Korrespondent des Wall Street Journal auf Twitter.
Delegierte stehen an der Aids-Konferenz gemeinsam auf der Bühne und legen für die Opfer des Absturzes - unter denen viele Konferenz-Teilnehmer sind - eine Schweigeminute ein.
Trauerzeremonie in der niederländischen Stadt Haarlem.
Ein bewaffneter Separatist bei der Absturzstelle der MH17
Ein junger Separatist ruht sich neben der Absturzstelle aus, während ein anderer die Wache übernimmt.
In Australien trauern Hinterbliebene.
Leichensäcke liegen am Strassenrand bereit zum Abtransport
Eine Stewardess trägt sich am Amsterdamer Flughafen Schiphol ins Kondolenzbuch ein. Währendem versammeln sich Angehörige und wollen zur Absturzstelle fliegen.
Trauer in einem holländischen Quartier: 189 der 298 Insassen kamen aus der Niederlande.
«Wer ist der Mörder?» steht auf einem Karton - grosse Trauer in Kuala Lumpur.
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Unter den Toten sind auch viele Kinder.
Blumen wurden auf eines der zerstörten Triebwerke gelegt.
Schreckliche Szene: Mit weissen Fahnen werden gefundene Leichenteile markiert.
Rettungskräfte an der Boeing-Absturzstelle in der Ostukraine
Amateuraufnahmen vom Moment des Aufschlags.
Am Abend steigt noch immer Rauch aus den Trümmerteilen
Sicherheitskräfte und Schaulustige zwischen den Wrackteilen des Flugzeugs.
Bild von Videoaufnahmen nahe des angeblichen Absturzortes.
Malaysias Transportminister, Liow Toing Lai, beteuert, dass das Flugzeug der Malaysian Airlines nie in gesperrtem Luftraum geflogen sei.
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Apokalyptische Stimmung auf der Absturzstelle der MH 17.
Flugzeugabsturz in der Ukraine
Banges Warten in Kuala Lumpur
Viele Ukrainer legten bei der holländischen Botschaft in Kiew Blumen nieder
Eine Rauchsäule über dem Absturzort in der Ostukraine
Am Amsterdamer Flughafen bleibt der Schalter der Malaysia Airline geschlossen

Flugzeugabsturz in der Ukraine

Keystone

Russland wies jede Verantwortung zurück. Das sei eine alte Geschichte, die schon 2014 durch die Medien gegangen sei, sagte der russische Botschafter bei der EU, Wladimir Tschischow, der Agentur Interfax in St. Petersburg. Die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine wiesen die Vorwürfe ebenfalls zurück. Sie hätten keine russischen Buk-Systeme gehabt, sagte ihr Sprecher Eduard Bassurin der Agentur Interfax.

Das Ermittlerteam klagte über mangelnde Kooperation der russischen Behörden. An dem internationalen Team unter niederländischer Leitung beteiligen sich Malaysia, Australien, Belgien und die Ukraine.

Raketensystem eindeutig identifiziert

Die Ermittler hatten anhand zahlreicher Videos und Fotos vor allem aus den sozialen Netzwerken die Route des Raketensystems rekonstruiert. Am 23. Juni 2014 war ein Militärkonvoi aus Kursk Richtung Ukraine abgefahren. Dazu gehörte auch das Fahrzeug mit dem Buk-System. Es habe charakteristische einzigartige Kennzeichen und sei dadurch "zweifelsfrei identifiziert" worden. Chefermittler Paulissen sprach von einem "Fingerabdruck".

Namen von Verdächtigen wurden bewusst nicht genannt. "Das kann den Ermittlungen schaden", sagte Paulissen. Erneut riefen die Ermittler die Öffentlichkeit zur Mithilfe auf. So wollen sie wissen, wer zu der Mannschaft des Buk-Systems gehörte, wer ihr Kommando hatte und mit welchem Befehl sie in die Ukraine gezogen war.

Staatsanwalt Westerbeke sprach von grossen Fortschritten. "Wir kommen jetzt in die letzte Phase und kommen den Verantwortlichen immer näher."

Zusätzlich wurden weitere Details über die Rakete selbst bekanntgeben. Auf zwei Teilen, die an der Absturzstelle gefunden worden waren, waren Nummern entdeckt worden.

Der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, lobte die internationale Zusammenarbeit und äusserte die Hoffnung, dass demnächst Anklage erhoben werden könne. "Das Böse wird bestraft und die Gerechtigkeit wieder hergestellt werden."