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International
Im Osten des Kontinents hat sich das Virus gefährlich eingenistet. Hingegen fallen die täglichen Neuansteckungen im Sorgenland Schweden.
(dsr) Italien war das erste europäische Land, das im Frühjahr von der Coronaepidemie getroffen wurde. Seit Monaten aber ist das Land praktisch «genesen»: Die überfüllten Intensivstationen haben sich fast vollständig geleert, der Lockdown wurde am 3. Juni aufgehoben, täglich werden nur noch zwischen 100 und 200 Neuansteckungen gemeldet. Kleinere Infektionsherde gibt es aber auch in Italien immer wieder. Im norditalienischen Mantua haben sich letzte Woche 68 Angestellte eines Schlachthofs mit dem Virus angesteckt. In Mondragone (Kampanien) hat sich das Virus unter bulgarischen Erntehelfern ausgebreitet. Die Infektionsherde konnten aber rasch eingegrenzt werden.
(dpa/sas) Serbien verzeichnet einen starken Anstieg von Infektionen mit dem Coronavirus. Die abrupten Lockerungen nach der Aufhebung des Ausnahmezustands Anfang Mai hat zuletzt zu dreistelligen Neuansteckungszahlen pro Tag geführt. Rückkehrer aus Serbien haben das Virus im Juni auch wieder in die Schweiz getragen. Das Balkanland war eines der ersten, das Fussballspiele vor bis zu 20'000 Zuschauern wieder zuliess. Darüber hinaus hielt das Land am 21. Juni Parlamentswahlen ab. Unabhängige Medien werfen Präsident Aleksandar Vucic vor, die Coronazahlen geschönt zu haben, um die Wahlen nicht zu gefährden. Die Ankündigung einer neuen Ausgangssperre hat am Dienstag zu gewaltsamen Ausschreitungen vor dem Parlament in Belgrad geführt.
(ze) Im Frühjahr galt Portugal noch als Musterknabe, der dank schneller Reaktionen und vorbildlicher Schutzmassnahmen glimpflich davonkam. Doch ausgerechnet zu Beginn der touristischen Saison hat sich das Blatt gewendet. Wegen der hohen Ansteckungsrate dürfen die Bürger seit Anfang Juli in den betroffenen Gemeinden möglichst nur zum Einkaufen, zum Arbeiten und für Arztbesuche auf die Strasse. Der sozialistische Regierungschef António Costa sagte, die Erfüllung der Ausgangssperre sei «bürgerliche Pflicht». Ob die restlichen Spiele der Fussball Champions League wie ursprünglich geplant alle im August in Portugal stattfinden können, bleibt unklar. Negativ ist die Entwicklung auch im Nachbarland Spanien. Nach einer Zunahme der Infektionsfälle will die Urlaubsregion Katalonien heute eine strenge Maskenpflicht auch im Freien einführen.
(crb) Deutschland hat Corona gut im Griff – mit Ausnahme der lokalen Pandemieherde im Kreis Gütersloh, wo es nach einer Masseninfektion von Mitarbeitern des Fleischverarbeiters Tönnies zu einem Anstieg der Infektionszahlen kam. Die FDP fordert deshalb bereits die Aufhebung der Maskenpflicht im ÖV und im Einzelhandel. Derweil überlegt die Lokalregierung in Sachsen, die nach wie vor geltenden Verbote für Grossveranstaltungen ab dem 1. September zu lockern. Das würde bedeuten, dass der Bundesligist RB Leipzig wieder vor mehr als 20'000 Zuschauern spielen könnte.
(ihm) Eine zweite Welle? Die sei nicht zu befürchten, sagt Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Sobjanin war der Mann, der in Russland den harten Krisenmanager gab und auf Druck des Kremls später behauptete: «Wir haben das Virus besiegt.» Die Zahlen im Land stagnieren seit Wochen auf hohem Niveau. In der Hauptstadt wurden alle Einschränkungen aufgehoben, ausser der Masken- und Handschuhpflicht in Geschäften und im öffentlichen Verkehr, an die sich kaum mehr einer hält. Da die plötzlichen Lockerungen eine politische Entscheidung waren – der Kreml wollte die Abstimmung zur Änderung der Verfassung durchziehen –, bleibt die Lage im Land unübersichtlich.
(brä) Nach drei Monaten ist das Louvre-Museum in Paris am Montag wieder aufgegangen – mit drakonischen Sicherheitsmassnahmen. Vorsicht bleibt Trumpf im stark betroffenen Land. Ärzte und Ökonomen befürchten eine zweite Welle nach Ende der Sommerferien. Ansammlungen von mehr als 5000 Personen bleiben verboten. Die Gewerkschaften haben erfolglos dagegen rekurriert: Sie wollen endlich wieder streiken können.
(ssw) Übers ganze Land gesehen liegt Österreich wieder da, wo es im März schon war. Die Zahlen steigen wieder. Aber nicht flächendeckend, sondern nur in einigen Hotspots wie Linz. In Oberösterreich gilt ab Donnerstag wieder Maskenpflicht in Handel und Gastronomie. Oder Wien: Da ist eine Verschärfung von Massnahmen allerdings noch kein Thema.
(dpa) Das skandinavische Land hatte weniger strikt auf die Pandemie reagiert als der Rest Europas – und musste lange deutlich höhere Infektions- und Todeszahlen hinnehmen als seine nordischen Nachbarn. Aber auch bei den Schweden gibt es jetzt einen positiven Trend: Sowohl die Zahl neuer Todesfälle als auch die der neuen Intensivpatienten geht zurück. Die nationale Gesundheitsbehörde wertet das als Folge der sozialen Distanzierung – zu der die Schweden nun unentwegt angehalten werden.
(sbl) Am vergangenen Samstag durften die britischen Pubs erstmals wieder öffnen. Das Finanzministerium forderte die Briten eifrig zum Konsum von Pints auf, nicht zuletzt zur Belebung der leeren Staatskasse. In England wurde die Abstandsregel auf «einen Meter plus» reduziert. Die Regionalregierungen von Schottland und Wales bleiben allerdings vorsichtiger: Abstand von zwei Metern, Bier oder Kaffee einstweilen nur im Freien, Treffen nur mit wenigen Freunden oder Angehörigen. Die schon bisher nur auf dem Papier stehende Quarantäne für Einreisende aus der Schweiz wird am Freitag aufgehoben.
Corona sorgt für Armutskrise 545'000 Tote, 11,8 Millionen Erkrankte, 58'000 Menschen in kritischem Zustand: So sieht die wenig ermutigende globale Coronastatistik aus. Trauriger Spitzenreiter bleiben die USA. Das Land hat alleine am Dienstag 60'000 Neuansteckungen verzeichnet. In mehreren Bundesstaaten droht das Gesundheitssystem zu kollabieren. Trotzdem macht US-Präsident Donald Trump Druck auf die Lokalregierungen, die Schulen so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Die USA verkündeten am Dienstag zudem ihren Austritt aus der Weltgesundheitsbehörde WHO. Trump wirft der Behörde China-Nähe und mangelhafte Arbeit bei der Bekämpfung der Pandemie vor.
Kritisch bleibt die Lage in Brasilien, wo seit vorgestern auch Präsident und Corona-Verharmloser Jair Bolsonaro zu den 1,6 Millionen Infizierten zählt. An dritter Stelle der Corona-Spitzenreiter steht Indien, in dessen Hauptstadt Neu-Delhi leer stehende Züge und Hotels in Notfallzentren mit Karton-Betten umfunktioniert werden. Gekippt ist die Stimmung auch in Australien. In der Millionenmetropole Melbourne wurde ein neuer, sechswöchiger Lockdown verhängt.
Dramatisch bleibt die Situation für Millionen Menschen in den Ländern des globalen Südens. Die UNO schätzt, dass dieses Jahr wegen der Coronafolgen rund 71 Millionen Menschen wieder in die Armut zurückfallen werden. Es ist das erste Mal seit 1998, dass die Zahl der armen Menschen weltweit wieder zunimmt. (sas)