«Nieder mit Emmanuel Macron, es lebe Russland»: Warum Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auch in Afrika gegen Putins Schatten kämpft - und warum uns das auch in Europa berührt.
In der Hauptstadt Bamako hat 2021 eine Junta aus Offizieren nach zwei Staatsstreichen die Macht übernommen. Gegen die internationalen Sanktionen schürte sie antikoloniale, antifranzösische Ressentiments. Ende Januar haben die Putschisten sogar den französischen Botschafter des Landes verwiesen. Frankreich ist deshalb nicht länger bereit, Mali gegen die Islamisten zu verteidigen, zumal es an der Front wenig Erfolge gegen die sehr mobilen Wüsten-Jihadisten gibt.
Der Präsident hat am Donnerstag bekanntgegeben, dass er die 5000-Mann-Operation Barkhane gegen die Jihadisten in der westlichen Sahara beenden wird. Zuvor hatte er afrikanische Alliierte (Niger, Tschad, Benin, Mauretanien) und europäische Partner (EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi) in Paris empfangen. Ein Teil der französischen Soldaten könnte in andere Sahelstaaten wie Niger verlegt werden. Dieser Nachbarstaat Malis leidet auch unter den Jihadisten. Afrikanische Soldaten des Verbandes «G5 Sahel» und ein Dutzend europäische Staaten des Dispositivs «Takuba» dürften ebenfalls mehr operative Aufgaben an der Front übernehmen. Der Entscheid fiel den Franzosen sehr schwer, haben sie doch in ihrer ehemaligen Kolonie Mali bis heute starke wirtschaftliche Interessen. 7000 Franzosen leben und arbeiten in Mali; viele bauen Bodenschätze wie Öl, Gold oder Uran ab.
In die Bresche für die abziehenden Franzosen springt Russland. Wladimir Putin schickt seit längerem Waffen und Hubschrauber an die malische Armee. Die russische «Sicherheitsfirma» Wagner, die in Wahrheit aus Söldnern im Solde des Kreml besteht, ist in Mali laut westlichen Geheimdiensten mit 400 Mann vertreten. Russische Hacker und Kommunikatoren führen in Bamako einen Propagandafeldzug gegen die Franzosen. An Demonstrationen verteilen sie Transparente mit Inschriften wie «Nieder mit Emmanuel Macron, es lebe Russland».
Das strategisch zentrale Sahelland Mali ist grösser als Deutschland und Frankreich zusammen. Es galt bisher als Musterdemokratie. Die 94 Prozent Moslems waren sehr gemässigt und lebten friedlich mit den anderen Religionsgemeinschaften. Seit der Invasion der arabischer Islamisten kommt es allerdings zu religiösen und auch ethischen Spannungen – etwa zwischen nomadisierenden Hirten und sesshaften Bauern. Die aus Algerien und Libyen stammenden Jihadisten treten oft an die Stelle des malischen Staates, der zunehmend in Chaos und Korruption versinkt. Nachbarländer wie Burkina Faso geraten mehr und mehr in den Jihad. Laut der Uno sind 400'000 Menschen auf der Flucht. Der steigende Migrationsdruck dürfte bis nach Europa auswirken. Das ist das unausgesprochene Motiv des Barkhane-Einsatzes.