Der Inzest-Vater Josef Fritzl spricht zum ersten Mal von seinem Alltag im Gefängnis. Reportern der deutschen Zeitung «Bild» ist es gelungen, den Mann, der seine Tochter 24 Jahre lang im Keller einsperrte und über 3000 Mal vergewaltigte, zu besuchen.
«Josef Fritzl, Grüss Gott», begrüsst Josef Fritzl die beiden Bild-Reporter. «Aber eigentlich muss ich mich ja nicht vorstellen. Ich bin ja weltberühmt», ergänzt Fritzl und schmunzelt. Als die Reporter auf seine widerlichen Verbrechen zu sprechen kommen, entschwindet Fritzls Schmunzeln. «Dazu will ich nichts sagen», sagt er. «Sie spüren keine Reue? Was ist mit der Tochter, die Sie an ein Bett ketteten?», fragen die Journalisten.
«Ich weiss, dass sie mich noch liebt»
Fritzl murmelt etwas von Liebe, will die Frage umgehen und quasselt dann von seiner Ehefrau, mit der er 55 Jahre verheiratet ist. «Ich habe ihr acht Briefe geschrieben, nie habe ich eine Antwort bekommen. Doch ich weiss, dass sie mich immer noch liebt», sagt Fritzl.
Doch weder seine Frau noch seine 13 Kinder haben ihn jemals im Gefängnis besucht. Dafür findet der Inzest-Vater eine plausible Erklärung: «Meine Kinder werden bestimmt von der Anstalt abgefangen, bevor sie zu mir kommen können.»
Seinen Ehering trägt der Vergewaltiger nicht mehr: «Ich habe Angst, dass ihn mir hier jemand stiehlt.» Nachts denke er oft an seine Frau: «Mein Traum ist, dass ich es noch erlebe, hier lebendig rauszukommen. Ich würde später gerne meine Frau pflegen, sie hat mir immer die Treue gehalten», sagt der 75-Jährige.
Fritzls Leben spielt sich vorwiegend in einer 11,5 Quadratmeter grossen Einzelzelle mit Blick auf umliegende Weinberge ab.
Sein Alltag sieht so aus: 5.30 Uhr Tagwache, dann eine halbe Stunde Gymnastik. 7 Uhr: Fritzl reinigt das Gebäude als «Hausarbeiter». 9 Uhr: Eine Stunde auf dem Fitness-Velo. 10 Uhr: Fritzl tischt das Geschirr für das Mittagessen auf: 11 Uhr: Schöpfen, danach Mittagsruhe, nachmittags Hofgang.
Eine Stunde pro Tag darf er an die frische Luft, isoliert von den anderen. Denn Sex-Verbrecher stehen in der Gefängnis-Hierarchie ganz unten. Die Anstaltsleitung fürchtet um sein Leben, zwei Beamte sind deshalb stets bei ihm. «Sie sind bei mir zu meinem Schutz», erklärt Fritzl. (sha)