Im Covid-Jahr 2020 verzeichnete Italien den Tiefststand von 400'000 Geburten - bei fast 800'000 Todesfällen.
Italien ist bekannt für eine der tiefsten Geburtenraten der Welt - und die Entwicklung wird immer dramatischer: Für das vergangene Jahr vermeldete das nationale Statistikamt Istat nur noch 404'000 Geburten. Das ist der tiefste Wert seit der italienischen Einigung im Jahr 1861, als das Land noch 26 Millionen Einwohner zählte (heute sind es 60 Millionen).
Vor 160 Jahren kamen in Italien pro Jahr noch über 800'000 Kinder zur Welt. Und selbst 1918, mitten im Ersten Weltkrieg und während der Spanischen Grippe, hatte Italien noch 640'000 Geburten verzeichnet. In den Sechzigerjahren während des Baby-Booms erblickten jeweils eine Million Kinder pro Jahr das Licht der Welt.
Gleichzeitig mit dem Negativ-Rekord bei den Neugeborenen zählte das Istat im vergangenen Jahr knapp 800'000 Todesfälle, wovon etwa 30'000 bis 40'000 auf das Konto der Coronapandemie gehen. Dies führte zu einem Negativ-Saldo von fast 400'000 Personen in einem einzigen Jahr - was in etwa der Bevölkerung von Bologna entspricht, der siebtgrössten Stadt Italiens. Die neue Gesamteinwohnerzahl wurde noch nicht ermittelt - aber die Statistiker vermuten, dass die Bevölkerung Italiens erstmals seit langem wieder knapp unter die 60-Millionen-Grenze gerutscht ist.
«Der wahre Notstand in diesem Land ist nicht die Einwanderung, sondern die Auswanderung und der Bevölkerungsschwund», sagte der ehemalige Minister für Süditalien, Peppe Provenzano, Anfang Jahr im Parlament. Er erinnerte daran, dass in erster Linie junge und gutausgebildete Italiener ins Ausland abwanderten - was fatale Folgen für die Wirtschaft und die Finanzierung der Renten habe.