Joe Biden will gemeinsam mit einer Frau gegen Präsident Trump in den Wahlkampf ziehen. Eine hat sich bereits besonders hervorgetan.
Die Kandidatin für das Vizepräsidium, so US-Demokrat Joe Biden, soll «sympathisch» sein. Vier Politikerinnen, auf die diese Beschreibung zutrifft.
Etwas weniger als 55000 Stimmen fehlten im Herbst 2018, sonst hätte Stacey Abrams ihren ganz grossen Traum wahrgemacht und als erste Frau und als erste Afroamerikanerin das Amt der Regierungschefin im Südstaat Georgia übernommen. Noch heute hat sie diese knappe Niederlage gegen einen Republikaner nicht überwunden – auch weil die ehemalige Lokalparlamentarierin fest der Meinung ist, der heutige Gouverneur habe in seiner damaligen Funktion als Wahlverantwortliche alles darangesetzt, demokratische Stammwähler von der Stimmabgabe abzuhalten.
Auch aufgrund dieser Schikanen wurde Abrams nach ihrer Niederlage zu einem eigentlichen Star der Demokratischen Partei: Eine Märtyrerin, die am eigenen Leib erfahren habe, gegen welche Hindernisse gerade Politiker mit dunkler Hautfarbe in konservativen Landesteilen Amerikas kämpfen müssen, wollen sie Wahlen gewinnen.
Der Zeitschrift «Elle» sagte Abrams kürzlich, selbstverständlich stehe sie Biden als Vizepräsidentschaftskandidat zur Verfügung. Sie habe nicht nur ausreichend Erfahrung als langjährige Parlamentarierin in Georgia, sondern bringe auch aussenpolitisches Fachwissen mit. «Ich bin vorbereitet und würde mich freuen darüber, zu dienen», so Abrams.
Es gab Zeiten, da wurde Gretchen Whitmer unterschätzt. Diesen Fehler macht nun aber niemand mehr. Denn in der Coronakrise hat die 2018 gewählte Gouverneurin bewiesen, dass sie nötigenfalls mit harter Hand regiert.
Die Notfallmassnahmen in Michigan gehören zu den strengsten im ganzen Land. Damit weckte sie den Zorn ihrer Kritiker, denen nicht entgangen ist, dass Whitmer als Biden-Vize im Gespräch ist. Konservative Kreise organisierten vorige Woche Proteste gegen Whitmer, die auch im Weissen Haus wohlwollend zur Kenntnis genommen wurden. Denn Donald Trump weiss: Michigan wird auch bei dieser Wahl ein Staaten sein, den er gewinnen muss.
Obwohl sie auf dem Papier als nahezu perfekte Präsidentschaftskandidatin galt, musste Kamala Harris bereits im Dezember das Handtuch werfen. Die Senatorin scheiterte, weil es ihr schwerfiel, sich festzulegen. Stattdessen eierte sie herum, etwa in Äusserungen über die Verstaatlichung des Gesundheitswesens. Dies war erstaunlich, hatte sich Harris doch als Justizministerin Kaliforniens und dann als Senatorin einen Namen als gewiefte Rhetorikerin gemacht.
Als Kandidatin für das Vizepräsidium käme ihr diese Fertigkeit zugute, tritt die Nummer zwei doch gemeinhin aggressiver auf als der Präsidentschaftsanwärter. Und natürlich möchte Harris gerne Geschichte schreiben. Zwar nominierten die Demokraten im Jahr 1984 bereits eine Frau für das Vizepräsidium, aber noch nie trat eine Tochter von Einwandern (Mutter: Inderin, Vater: Jamaikaner) an.
Obwohl sie bei den Vorwahlen unter den Erwartungen blieb und vorzeitig aussteigen musste, stand Amy Klobuchar am Ende besser da. Sie nutzte die TV-Debatten der demokratischen Präsidentschaftskandidaten, um sich einem breiten Publikum vorzustellen – als konziliante, witzige Politikerin aus einem Landesteil, in dem die Demokraten im November unbedingt gewinnen müssen.
In der Coronakrise meldet sich die Senatorin regelmässig zu Wort. Dabei kommt der Juristin zugute, dass sie aus eigener Erfahrung weiss, wie brutal das Virus ist. Ihr Gatte steckte sich Anfang März an. Der 52-Jährige ist zwischenzeitlich wieder genesen.