Präsidentschaftswahlkampf
Goodbye Jeb Bush – ist dies das Ende des Bush-Clans?

Jeb Bush hat nach seiner Niederlage in South Carolina das Handtuch geworfen. Es war nicht die erste Niederlage eines Bush, aber es könnte die letzte eines Familienmitglieds sein.

Renzo Ruf, Washington
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Die Familie Bush 1992 (hinten von links): Walker (Marvins Sohn), Marvin, Margaret (Marvins Frau) George W., Sharon (Neils Frau), Neil, Doro Bush Koch, Bobby Koch, Jeb, George P. (Jebs Sohn), Noelle (Jebs Tochter). Mitte: Laura (George W.s Frau), Jenna (George W.s Tochter), Pierce (Jebs Sohn), Barbara (George’s Frau), George, Sam LeBlond (Doros Sohn aus erster Ehe), Columba (Jebs Frau). Unten: Barbara (George W.s Tochter), Marshall (Marvins Tochter), Ashley und Lauren (Neils Töchter),Ellie LeBlond (Doros Tochter aus erster Ehe) und Jebby (Jebs Sohn).

Die Familie Bush 1992 (hinten von links): Walker (Marvins Sohn), Marvin, Margaret (Marvins Frau) George W., Sharon (Neils Frau), Neil, Doro Bush Koch, Bobby Koch, Jeb, George P. (Jebs Sohn), Noelle (Jebs Tochter). Mitte: Laura (George W.s Frau), Jenna (George W.s Tochter), Pierce (Jebs Sohn), Barbara (George’s Frau), George, Sam LeBlond (Doros Sohn aus erster Ehe), Columba (Jebs Frau). Unten: Barbara (George W.s Tochter), Marshall (Marvins Tochter), Ashley und Lauren (Neils Töchter),Ellie LeBlond (Doros Tochter aus erster Ehe) und Jebby (Jebs Sohn).

REUTERS

Vorige Woche wurde Jeb Bush auf dem Nachrichtensender CNN gefragt, welches Buch er denn derzeit lese. Eine Biografie über seinen Vater George Herbert Walker Bush – «Destiny und Power», verfasst durch den Publizisten Jon Meacham –, antwortete er. «Es war interessant: Ich habe viel mehr über meinen Vater erfahren», sagte der Sohn des ehemaligen Präsidenten.

Was denn, wollte der Journalist daraufhin wissen. Und Jeb sagte: «Ich fand heraus, wie hart es war, im Jahr 1992 zu verlieren.» In der Tat schüttete Bush senior im Gespräch mit Meacham sein Herzen aus. «Es war grauenhaft», sagte der Präsident über seine Niederlage im Präsidentenwahlkampf 1992, als er durch den Emporkömmling Bill Clinton besiegt wurde. «Dein ganzes Leben lang hast du versucht, Dinge zu bewerkstelligen, und verlieren schmerzt», auch zwei Dekaden später noch.

Seit dem späten Samstagabend versteht Jeb seinen Vater wohl ein bisschen besser. Nach seiner krachenden Niederlage bei der republikanischen Vorwahl in- – 7,8 Prozent der Stimmen – sah sich der ehemalige Gouverneur von Florida gezwungen, das Handtuch zu werfen.

Während seine Gattin Columba offen Tränen vergoss, sagte Jeb den versammelten Anhängern: «Die Bewohner von Iowa, New Hampshire und South Carolina haben gesprochen. Ich respektiere ihre Entscheidung.» Er beende deshalb seinen Wahlkampf um das Weisse Haus.

Sechsmal «Bush», fünf Siege

Für die Familie Bush, die Amerikas Politik seit den Siebzigerjahren an führender Stelle mitgeprägt hat, kommt diese Niederlage einem Gezeitenwandel gleich. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass ein Bush verliert. Auch Vater George Bush musste im Vorwahlkampf 1980, als er sich um die Nomination zum Präsidentschaftskandidaten bemühte, eine empfindliche Niederlage einstecken – gegen den späteren Präsidenten Ronald Reagan. Und Jeb scheiterte 1994, als er sich um den Gouverneursposten in Florida bewarb. Aber diese Niederlagen stellten jeweils nicht das Ende der politischen Dynastie dar.

Denn 1980 wurde Bush just durch Ronald Reagan aus dem politischen Ruhestand geholt, als Reagan ihn zum Vizepräsidentschaftskandidaten kürte. Und 1994, am gleichen Abend, an dem Jeb in Florida scheiterte, wurde sein Bruder George W. in Texas zum Gouverneur gewählt. Die Dominanz der Familie Bush auf nationaler Ebene lässt sich auch aus dieser Statistik ablesen: In den vergangenen neun Präsidentenwahlen befand sich der Name Bush sechsmal auf dem Wahlzettel – und fünfmal gewannen die Bushs.

Der 63-jährige John Ellis Bush, wie er mit vollem Namen heisst, wird sich nun nicht in diese eindrucksvolle Liste einreihen. Er scheiterte, weil er Pech hatte. Als er Mitte Juni offiziell ins Rennen stieg, mit 150 Millionen Dollar in der Wahlkampfkasse, galt er als klarer Favorit. Doch dann wurde er, innerhalb von 24 Stunden, von Donald Trump überstrahlt – dem populistischen Bauunternehmer, der den fleischgewordenen Kontrapunkt zum Familien-Clan der Bushs darstellt.

Andererseits scheiterte Jeb auch an seiner Inflexibilität. Er weigerte sich, seine Wahlkampfstrategie den besonderen Bedingungen des Jahres 2016 anzupassen. So beharrte er viel zu lange darauf, dass er mit seinem Erfahrungsschatz die konstanten Angriffe Trumps parieren könne.

Jeb glaubt übrigens, dass es noch zu früh sei, um Nachrufe auf die Bush-Dynastie zu verfassen. Als er sich aus dem Präsidentschaftswahlkampf verabschiedete, dankte er seinem Sohn Jeb Bush junior (32). «2.0», wie er familienintern heisst, ist bisher politisch noch nicht in Erscheinung getreten.