Syrien
Hamsterkäufe und Fluchtpläne in Damaskus – Schweigen in New York

Eine mit Spannung erwartete Sitzung des UNO-Sicherheitsrats ist am Mittwoch ohne Beratungen über eine von Grossbritannien vorgeschlagene Syrien-Resolution zu Ende gegangen. Derweil bereitet man sich in Syrien auf die Offensive vor.

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Syriens UNO-Botschafter spricht in New York zu den Medien

Syriens UNO-Botschafter spricht in New York zu den Medien

Keystone

Grossbritannien hatte zuvor angekündigt, den Entwurf für eine Resolution einzureichen, der "alle notwendige Massnahmen zum Schutz von Zivilisten vor Chemiewaffen" in Syrien erlaubt. Das würde Luftangriffe einschliessen. Die fünf Veto-Mächte des Sicherheitsrats hatten sich vor der Sitzung separat getroffen und über Syrien gesprochen. Das Gremium beriet bei dem Treffen in New York nur über den offiziellen Tagesordnungspunkt, den UNO-Einsatz in Haiti.

Mehr Zeit für Untersuchungen

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte derweil noch mehr Zeit für die Untersuchung des Giftgasangriffs. Das UNO-Expertenteam setzte seine Suche nach Beweisen von vergangener Woche fort. Ergebnisse gab es noch keine.

Der Syrienbeauftragte von UNO und Arabischer Liga, Lakhdar Brahimi, sprach in Genf aber von Anzeichen für den Einsatz chemischer Kampfstoffe. Bei den Angriffen sei eine "gewisse Substanz" verwendet worden. Details nannte er nicht.

"Keine Zweifel"

Die USA, Frankreich und Grossbritannien ihrerseits zeigten sich fest davon überzeugt, dass die Assad-Truppen Schuld an dem mutmasslichen Chemiewaffen-Angriff tragen, bei dem hunderte Personen getötet wurden.

In einem Telefonat seien sich der britische Premier David Cameron und US-Präsident Barack Obama einig gewesen, "dass alle verfügbaren Informationen einen Angriff mit Chemiewaffen bestätigen", teilte Camerons Büro mit. Sie hätten "keine Zweifel", dass die syrische Staatsführung verantwortlich sei.

Frankreichs Präsident François Hollande forderte einen "angemessenen Gegenschlag". Auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen machte Damaskus verantwortlich. Die NATO werde aber nicht eingreifen, ausser das Bündnismitgliedland Türkei würde aus Syrien heraus angegriffen.

Spekulation über Zeitpunkt

Über einen möglichen Zeitpunkt des erwarteten Militärschlags gab es diverse Spekulationen. US-Medien meinten, die USA könnten bereits am Donnerstag angreifen. Andere Kommentatoren gingen erst von nächster Woche aus, da zum Beispiel Frankreichs Parlament erst am kommenden Mittwoch zusammentritt. Zudem wird davon ausgegangen, dass eine Strafaktion gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad erst beginnt, wenn das UNO-Expertenteam Syrien verlassen hat.

Der erwartete Militärschlag veranlasste in Syrien tausende Menschen zur Flucht. Viele Einwohner von Damaskus decken sich mit dem Nötigsten ein, weil sie bei einem Militärschlag Versorgungsengpässe fürchten.

Batterien, Trinkwasser, Brot und Konserven gehören zu den Vorräten, die die Menschen in der Metropole anlegen, wo viele militärische Einrichtungen mitten in Wohngebieten liegen. An Geldautomaten bildeten sich am Mittwoch lange Schlagen.

Die Menschen hätten schon länger Lebensmittel gehortet, sagte ein Bewohner am Telefon. Aber jetzt kauften sie besonders grosse Mengen. Die Angst stehe ihnen ins Gesicht geschrieben.

Die umliegenden Länder trafen Vorbereitungen. So versetzte Israel seine Raketenabwehr in erhöhte Alarmbereitschaft und ordnete eine begrenzte Reservisten-Mobilisierung an. Gleichzeitig gibt es in Israel einen Ansturm auf Gasmasken. (sda/cze)