Facebook-Skandal
Heute Abend wird Mark Zuckerberg gegrillt – 5 Dinge, die Sie dazu wissen müssen

Heute um 20.15 Uhr Schweizer Zeit muss Facebook-CEO Mark Zuckerberg dem US-Kongress Red und Antwort stehen. Was Sie jetzt dazu wissen müssen.

Helene Obrist
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Facebook CEO Mark Zuckerberg muss dem US-Kongress Red und Antwort stehen

Facebook CEO Mark Zuckerberg muss dem US-Kongress Red und Antwort stehen

Steven Senne

1. Worum geht es?

Zuckerberg verantwortet sich heute Dienstag erstmals im Datenskandal von Facebook vor dem US-Kongress. Facebook hat zugegeben, dass es die Daten von nicht nur 50, sondern von bis zu 87 Millionen Nutzern «unzulässig» mit der britischen Datenanalysefirma Cambridge Analytica geteilt hat. Die Daten sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und genutzt worden sein.

Das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica versuchte durch gesammelte Nutzerdaten auf Facebook, Wähler gezielt mit politischer Werbung zu beeinflussen.   

Das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica versuchte durch gesammelte Nutzerdaten auf Facebook, Wähler gezielt mit politischer Werbung zu beeinflussen.   

Keystone

Die Anhörung vor dem Justiz- und Handelsausschuss des Senats ist auf heute 20.15 Uhr Schweizer Zeit geplant. Sie soll mehr Licht in die Rolle Facebooks in der Affäre bringen. Zuckerberg muss auch darlegen, wie er in Zukunft die Daten der User schützen will.

2. Wer fühlt Zuckerberg auf den Zahn?

Antreten muss Zuckerberg vor zwei Ausschüssen des US-Kongresses. Am ersten Tag ist er im Senat, am zweiten befragt ihn das Repräsentantenhaus.

Der Facebook-CEO muss mit harscher Kritik und knallharten Fragen rechnen – und zwar von den Seiten der Demokraten als auch der Republikaner. So sagte der demokratische Senator Richard Blumenthal aus Conneticut gegenüber der «Washington Post», Facebook und die gesamte Techbranche stehe vor dem Tag der Abrechnung.

Blumenthal vergleicht die Situation mit der Autoindustrie in den Sechzigerjahren. Die Autohersteller ignorierten damals über Jahrzehnte die Sicherheit der Insassen und wurden darauf mit zahlreichen Gesetzen und Regulierungen bestraft. Damit müssen laut Blumenthal nun auch Techfirmen rechnen, weil sie die Datensicherheit der Nutzer missachten.

Der Republikaner John Neely Kennedy sagte gegenüber «CBS News»: «Ich will nicht halb zu Tode regulieren, aber wir haben ein Problem. Ich fürchte, dass die Probleme sowohl mit dem Schutz der Privatsphäre als auch mit Propaganda zu gross für Facebook sind, um sie selbst zu lösen.»

Scharf auf die Befragung ist auch der Demokrat Ed Markey, Senator von Massachusetts. Er kritisierte bereits 2010 die Datenweitergabe von Facebook an Dritte und forderte entsprechende Gesetze, die das verhindern. Er vergleicht das heutige Datenleck mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Markey will von Zuckerberg vor allem wissen, wie er die Integrität und Sicherheit der Plattform in Zukunft sichern will.

3. Welche Fragen muss Zuckerberg konkret beantworten?

Über den exakten Inhalt der Fragen lässt sich bislang nur spekulieren. In US-Medien wird das derzeit wild getan. Folgend einer kleiner Ausschnitt:

  • Wie kam es zu dem Datenleck und warum hat man nicht schon viel früher versucht, die Daten der Nutzer besser zu schützen?
  • Wem gehören die Nutzerdaten von Facebook? Den Nutzern oder Facebook? Und wenn es erstere sind, warum kann man sich dann nicht von personalisierter Werbung abmelden?
  • Warum geht es Jahre, bis das Datenleck geschlossen ist (dies kündigte Mark Zuckerberg im Rahmen des Skandals an [Anmerkung d. Redaktion]) und kann man überhaupt so lange warten?
  • Die drei Techfirmen Facebook, Google und Twitter haben eine Zusammenarbeit angekündigt, um den Datenschutz und die Sicherheit zu verbessern. Welche Rolle übernimmt Facebook dabei?
  • Warum ist es bei Facebook so einfach, untereinander Bilder und Daten auszutauschen, dabei aber die Privatsphäre zu schützen unglaublich schwierig?

4. Geht es Facebook und Mark Zuckerberg jetzt an den Kragen?

Für das Unternehmen steht tatsächlich viel auf dem Spiel. Es ist die schlimmste Krise seit dem Start von Facebook vor 14 Jahren. Zuckerberg und Facebook könnte sich bald mit schärferen gesetzlichen Regulierungen konfrontiert sehen. Und diese könnten einen erheblichen finanziellen Einfluss auf das Geschäft des Online-Netzwerks haben.

Doch nicht nur das. Zuckerberg muss auch mit einer hohen Geldstrafe rechnen. Facebook drohen laut Berichten der «Washington Post» Bussen von bis zu einer Milliarde US-Dollar.

5. Wie wird sich Zuckerberg schlagen?

Der Facebook-CEO ist seit Tagen bemüht, die Situation zu entschärfen. Er hat sich bereits mehrfach öffentlich für den Datenskandal entschuldigt. «Es war mein Fehler und das tut mir leid», schrieb Zuckerberg in einer öffentlichen Stellungnahme für einen Ausschuss des US-Abgeordnetenhauses. «Ich habe Facebook gestartet, ich führe es, und ich trage die Verantwortung dafür, was hier passiert.» Der Schutz der Nutzer sei wichtiger als die Maximierung der Gewinne, versicherte er.

Trotz der demütigen Worte wird die Anhörung für den 33-Jährigen, der lange grosse Angst vor öffentlichen Auftritten hatte und bei seinen ersten Interviews extrem nervös und unsouverän wirkte, unangenehm werden. Das Hearing wird live übertragen und von einem Millionenpublikum am Bildschirm verfolgt werden.

Zuckerberg wird dann seine Entschuldigungstour fortsetzen und weiter versuchen, den Skandal zu entschärfen. Ob ihm das etwas bringt? Wir werden sehen.