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Donald Trump ist ein Unternehmer, der sein Geld rund um die Welt verdiente. Das erzeugt an vielen Orten Interessenkonflikte.
Donald Trump ist mit Abstand der reichste Amerikaner, der je zum Präsidenten gewählt wurde. Schätzungen über sein Vermögen variieren zwischen 3,7 Milliarden Dollar (Forbes) und mehr als 10 Milliarden Dollar (Trump), auch weil die Familienholding «The Trump Organization» sich beharrlich weigert, Einblick in die Geschäftsbücher zu geben.
Bekannt ist deshalb nur, was Trump selbst während seines Wahlkampfes bekannt gab in Eingaben an die zuständige Ethikbehörde (United States Office of Government Ethics). Demnach ist der neue Präsident an mehr als 530 Unternehmen im In- und Ausland beteiligt. Die Liste reicht von Hotels über Golfplätze, Geschäftsimmobilien, Eigentumswohnungen bis hin zu obskuren Firmen – zum Beispiel die China Trademark LLC. Unter dem Strich generierten diese Firmen im Jahr 2015 Brutto-Einnahmen von bis zu 557 Millionen Dollar.
Theoretisch ist es einem Präsidenten nicht verboten, weiter geschäftlich tätig zu sein. Michael Cohen, ein Vertrauter des Unternehmers, gab diese Woche aber bekannt, dass sich Trump von sämtlichen seiner Beteiligungen trennen und er seine drei ältesten Kinder Donald, Ivanka und Eric mit der Geschäftsführung der «Trump Organization» betrauen werde.
Cohen sprach in diesem Zusammenhang von einem «Blind Trust». Das ist aber eine falsche Bezeichnung für das Arrangement. Denn es ist kein Geheimnis, dass Vater Trump seinen Kindern nahesteht und sie bei ihm nach Rat suchen werden. Der Anwalt betonte, dass der neu gewählte Präsident «kein Interesse» mehr an seinem Firmenimperium habe. «Er interessiert sich nur noch dafür, Amerika wieder auf Vordermann zu bringen.»
Dennoch stellt sich die Frage, wie Trump – der Präsident – reagieren wird, wenn er eine politische Entscheidung treffen muss, die Trump – dem Unternehmer – schaden oder nutzen könnte. Hinzu kommt: Bereits im Wahlkampf will der Daten-Verarbeiter Foresquare festgestellt haben, dass die Trump-Hotels und Golfplätze weniger Gäste anlockten. Dies lässt zumindest die Schlussfolgerung zu, dass Gegner des Republikaners davon absahen, eine Nacht im «Doral» in Miami (Florida) zu verbringen, oder eine Runde auf dem Golfplatz in Sterling (Virginia) zu spielen.
Mit potenziellen Interessenkonflikten sieht sich der neue Präsident auch im Ausland konfrontiert. So ist die «Trump Organization» unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indonesien, Indien, Kanada, Schottland, Irland, Aserbaidschan und in der Türkei präsent. Häufig arbeitete Trump dabei mit gut vernetzten, lokalen Geschäftsmännern zusammen.
Zum Beispiel mit Aydin Dogan, dem umtriebigen Multi-Milliardär, der zusammen mit Donald und Ivanka Trump in Istanbul einen Hochhaus-Komplex baute, wie das «Wall Street Journal» kürzlich berichtete. Der Immobilien- und MedienMagnat Dogan galt lange als Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan, scheint sich aber seit dem gescheiterten Putsch zu einem Unterstützer des Regimes gemausert zu haben. Beeinflusst diese Verbindung auch den Umgang, den Präsident Trump mit Präsident Erdogan pflegen wird?
Der Journalist Timothy O’Brien – ein kritischer Biograf des neuen Präsidenten – macht schliesslich noch auf ein drittes potenzielles Problem aufmerksam. Trump ist stark verschuldet: allein bei seiner Hausbank, der Deutschen Bank, steckt er mit mehr als 55 Millionen Dollar in der Kreide. Eine UBS-Tochterfirma gewährte ihm ein Darlehen von 5 bis 25 Millionen Dollar. Und ein Immobilien-Finanzierer namens Ladder Capital lieh ihm mehr als 100 Millionen Dollar aus. Wie stark werden diese Darlehen die Bankenpolitik des neuen Präsidenten beeinflussen? Immerhin verhandelt das Justizministerium derzeit mit der Deutschen Bank über die Bezahlung einer Milliarden-Busse.