Interessenkonflikte
Hunderte Unternehmen: Trumps Beteiligungen sind ein potenzielles Minenfeld

Donald Trump ist ein Unternehmer, der sein Geld rund um die Welt verdiente. Das erzeugt an vielen Orten Interessenkonflikte.

Renzo Ruf, Washington
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Hat überall auf der Welt seine Finger im Spiel: Donald Trump.

Hat überall auf der Welt seine Finger im Spiel: Donald Trump.

KEYSTONE/AP/GERALD HERBERT

Donald Trump ist mit Abstand der reichste Amerikaner, der je zum Präsidenten gewählt wurde. Schätzungen über sein Vermögen variieren zwischen 3,7 Milliarden Dollar (Forbes) und mehr als 10 Milliarden Dollar (Trump), auch weil die Familienholding «The Trump Organization» sich beharrlich weigert, Einblick in die Geschäftsbücher zu geben.

Bekannt ist deshalb nur, was Trump selbst während seines Wahlkampfes bekannt gab in Eingaben an die zuständige Ethikbehörde (United States Office of Government Ethics). Demnach ist der neue Präsident an mehr als 530 Unternehmen im In- und Ausland beteiligt. Die Liste reicht von Hotels über Golfplätze, Geschäftsimmobilien, Eigentumswohnungen bis hin zu obskuren Firmen – zum Beispiel die China Trademark LLC. Unter dem Strich generierten diese Firmen im Jahr 2015 Brutto-Einnahmen von bis zu 557 Millionen Dollar.

Trump im Weissen Haus bei Obama Der designierte Präsident Donald Trump und der scheidende Präsident Barack Obama im Weissen Haus.
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Freunde sehen anders aus. Doch am Ende zeigen unsere späteren Bilder, dass sie doch noch miteinander können.
Beste Freunde sind sie nicht, das hatten sie während des Wahlkampfes klargemacht. Entsprechend verhalten war das Treffen.
Grosses Interesse an den ungleichen Menschen Trump und Obama.
Obama hat Trump erklärt, wie der Übergang bis zum Amtsantritt am 20. Januar 2017 vor sich gehen wird.
Trump hört zu.
"Es war mir eine grosse Ehre", sagte Trump, "wir haben uns vorher ja noch nie getroffen."
Respekt zum Ende.
"Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, das schliesst auch seinen Rat ein", sagte Trump an Obamas Adresse.
Obama: "Wenn Sie erfolgreich sind, ist das Land erfolgreich."
Und dann lachen sie doch noch.

Trump im Weissen Haus bei Obama Der designierte Präsident Donald Trump und der scheidende Präsident Barack Obama im Weissen Haus.

Keystone

Präsident darf Business machen

Theoretisch ist es einem Präsidenten nicht verboten, weiter geschäftlich tätig zu sein. Michael Cohen, ein Vertrauter des Unternehmers, gab diese Woche aber bekannt, dass sich Trump von sämtlichen seiner Beteiligungen trennen und er seine drei ältesten Kinder Donald, Ivanka und Eric mit der Geschäftsführung der «Trump Organization» betrauen werde.

Cohen sprach in diesem Zusammenhang von einem «Blind Trust». Das ist aber eine falsche Bezeichnung für das Arrangement. Denn es ist kein Geheimnis, dass Vater Trump seinen Kindern nahesteht und sie bei ihm nach Rat suchen werden. Der Anwalt betonte, dass der neu gewählte Präsident «kein Interesse» mehr an seinem Firmenimperium habe. «Er interessiert sich nur noch dafür, Amerika wieder auf Vordermann zu bringen.»

Donald Trump hat es allen gezeigt - aber wirklich allen.
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Donald Trump wird am 20. Januar 2017 als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. In seinem Leben erreichte der Unternehmer aber auch anderes. Hier einige Auszüge aus seinem Leben.
Donald Trumps Frisur ist vielleicht kein Prunkstück der Friseurskunst, aber immerhin ist sein Haar echt; das hat Talkmaster Jimmy Fallon am Donnerstag empirisch bewiesen. (Screenshot Youtube)
Typische Haltung 1.
Typische Haltung 2.
Typische Haltung 3.
Welche Rolle spielte Russland im Wahlkampf von Donald Trump? Dass es Kontakte gab, räumt die russische Regierung am Donnerstag, 10. November 2016, ein.
Gemeinsame Interessen: Russland Präsident Putin und der US-Präsidentschaftskandidat Trump haben etwa in der Aussenpolitik ähnliche Ansichten.
Ein Mischwesen genannt "Trumpusconi": Dieses Bild kursiert derzeit auf Twitter.
Eine schon fast gespenstisch: Im Jahr 2000 sahen die Simpsons-Macher die Wahl Trumps voraus.
Auftritt mit breiter Brust: Donald Trump im Jahr 1984 als Investor des USFL-Teams New Jersey Generals. Kurze Zeitspäter verabschiedete sich Trump mit einem Gerichtsentscheid vom Football-Business.Keystone
Summer Zervos (rechts) mit ihrer Anwältin ist eine der Frauen, die Donald Trump sexuelle Belästigung vorwerfen.
Was ist Realität, was Fiktion? Bei Trump sind die Übergänge fliessend.
Geboren wurde er 1946 in New York. Sein Vater war, wie Donald später auch, ein Immobilienunternehmer. Einer seiner Brüder, Fred, starb an Folgen einer Alkoholkrankheit, eine seiner Schwestern ist Bundesrichterin. Trump verzichtet nach eigenen Angaben vollständig auf Zigaretten und Alkohol.
Trump war drei Mal verheiratet. Hier eröffnen Vater und Tochter Ivanka einen Trump-Tower (2008).
Mit seiner aktuellen Frau, Melania Knauss, zeigte er sich schon 2004. Erst 2006 gaben sie sich das Ja-Wort. Der Partnerschaft entsprang Sohn Barron William.
Trump besitzt die Organisation der Miss Universe Wahlen. Hier im Bild: Der zukünftige Präsident mit Olivia Culpo.
Für die Frauen-Wahlen zog Trump auch kreative Kostüme an, wie hier 2012. Nebenbei trat Trump 2007 auch in den Wrestling-Ring um gegen den WWE-Besitzer Vince McMahon zu kämpfen. Bei seinem Einzug in den Ring liess er 100-Dollar-Scheine regnen.
Trump traf zahlreiche Prominente in seinem Leben: Hier Serena Williams, die bekannte Tennis-Spielerin. (2009)
Trump und die Stars: Mit Golf-Legende Tiger Woods (2013)
Den Boxern George Foreman (l.) und Shannon Biggs (r.) (1997)
Auch ein Stern auf dem bekannten Walk of Fame in Los Angeles wurde ihm verliehen. Der Stern wurde während des Wahlkampfs 2016 zerstört und wieder hergestellt. In mehreren Kinderfilmen hatte Trump einen Auftritt: So etwa in «Kevin – allein in New York», dem zweiten Teil des beliebten Kinderfilms «Kevin – allein zu Haus».
Im Juni 2015 trat Trump offiziell zu den Präsidentschaftswahlen an. Zuerst wurde er nur belächelt. Gerade auf Grund von rassistischen und beleidigenden Aussagen wurde er lange nicht als ernsthafter Anwärter angesehen.
Doch mit seinem Slogan «Make America great again» schlug er nicht nur jeden Republikaner, sondern am Ende die Demokratin Hillary Clinton im Rennen um das Präsidentenamt.
Das Leben des Donald Trump

Donald Trump hat es allen gezeigt - aber wirklich allen.

KEYSTONE/AP/JOHN LOCHER

Dennoch stellt sich die Frage, wie Trump – der Präsident – reagieren wird, wenn er eine politische Entscheidung treffen muss, die Trump – dem Unternehmer – schaden oder nutzen könnte. Hinzu kommt: Bereits im Wahlkampf will der Daten-Verarbeiter Foresquare festgestellt haben, dass die Trump-Hotels und Golfplätze weniger Gäste anlockten. Dies lässt zumindest die Schlussfolgerung zu, dass Gegner des Republikaners davon absahen, eine Nacht im «Doral» in Miami (Florida) zu verbringen, oder eine Runde auf dem Golfplatz in Sterling (Virginia) zu spielen.

Geschäfte mit Erdogan-Freund

Mit potenziellen Interessenkonflikten sieht sich der neue Präsident auch im Ausland konfrontiert. So ist die «Trump Organization» unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indonesien, Indien, Kanada, Schottland, Irland, Aserbaidschan und in der Türkei präsent. Häufig arbeitete Trump dabei mit gut vernetzten, lokalen Geschäftsmännern zusammen.

Zum Beispiel mit Aydin Dogan, dem umtriebigen Multi-Milliardär, der zusammen mit Donald und Ivanka Trump in Istanbul einen Hochhaus-Komplex baute, wie das «Wall Street Journal» kürzlich berichtete. Der Immobilien- und MedienMagnat Dogan galt lange als Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan, scheint sich aber seit dem gescheiterten Putsch zu einem Unterstützer des Regimes gemausert zu haben. Beeinflusst diese Verbindung auch den Umgang, den Präsident Trump mit Präsident Erdogan pflegen wird?

Schulden bei der Deutschen Bank

Der Journalist Timothy O’Brien – ein kritischer Biograf des neuen Präsidenten – macht schliesslich noch auf ein drittes potenzielles Problem aufmerksam. Trump ist stark verschuldet: allein bei seiner Hausbank, der Deutschen Bank, steckt er mit mehr als 55 Millionen Dollar in der Kreide. Eine UBS-Tochterfirma gewährte ihm ein Darlehen von 5 bis 25 Millionen Dollar. Und ein Immobilien-Finanzierer namens Ladder Capital lieh ihm mehr als 100 Millionen Dollar aus. Wie stark werden diese Darlehen die Bankenpolitik des neuen Präsidenten beeinflussen? Immerhin verhandelt das Justizministerium derzeit mit der Deutschen Bank über die Bezahlung einer Milliarden-Busse.