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Im Kampf gegen das Cornavirus riegelt Italien Mailand und viele weitere Regionen ab. 14 Millionen Menschen sind betroffen. Fahren die Züge aus der Schweiz nach Italien noch? Wird jetzt die Grenze geschlossen? Die wichtigsten Antworten.
Ab sofort gitl in Norditalien ein Ein- und Ausreisesperre! Die Regierung riegelt die Lombardei und 14 andere Gebiete weitgehend ab, darunter die Wirtschaftsmetropole Mailand und der Touristenmagnet Venedig. Das sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Sonntagmorgen. Er habe das entsprechende Dekret unterschrieben.
Einige: Insgesamt 14 Provinzen unter anderem auch in den Regionen Emilia-Romagna und Venetien. Doch auch die Marken in der Mitte Italiens sind dabei:
Insgesamt sind mehr als zehn Millionen Menschen von den Ein- und Ausreiseverboten betroffen.
Die neuen Ankündigungen der Regierung dürften den Alltag der insgesamt rund 60 Millionen Bürger weiter verändern, nachdem die bisher schon getroffenen Massnahmen wie landesweite Schulschliessungen bereits viele tagtäglich treffen.
Zuerst einmal die Ein- bzw. Ausreise. Ausserdem bestätigte beziehungsweise verhängte die Regierung den Angaben nach Einschränkungen für ganz Italien wie den Stopp für Kinos, Theater, Museen, Demonstrationen und viele andere Veranstaltungen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa sagte Conte, die Mobilität werde nicht komplett gestoppt. So gebe es keinen Stopp für Flüge und Züge. Aber eine Fahrt müsse einen Grund haben und die Polizei könne Menschen anhalten und danach fragen.
Auch innerhalb der neuen Sperrzonen dürfen sich Bewohner nicht mehr völlig frei bewegen, wie der Premier ankündigte. «Es herrscht eine eingeschränkte Mobilität», sagte er den Angaben zufolge. Man solle sein Haus nur aus gutem Grund verlassen. Bars und Restaurants dürften nur von 6 bis 18 Uhr öffnen, allerdings nur, wenn sie dafür sorgten, dass zwischen den Gästen ein Abstand von mindestens einem Meter gewährleistet sei. Auch für Läden wurden die Zeiten eingeschränkt.
Die neuen Sperrgebiete sollten von sofort bis zunächst zum 3. April gelten, schrieben Zeitungen. Man dürfe diese Zonen nur aus «ernsten und unvermeidlichen» Anlässen betreten oder verlassen, etwa zum Zwecke der Arbeit oder aus familiären Gründen, hiess es.
Ja, derzeit ist die Grenze noch offen. Wie es weitergeht, ist aber noch offen. André Simonazzi, Sprecher des Bundesrats, schrieb auf Twitter: «Der Bundesrat verfolgt die Entwicklungen in Italien genau. Es steht in Kontakt mit dem Tessin und den italienischen Behörden, um seine Reaktion auf diese Ereignisse ständig zu bewerten.»
Obwohl sich laut einer Umfrage 67 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer vom Virus nicht oder nur gering bedroht fühlen, befürwortet hingegen jeder Vierte die Schliessung der Grenze zwischen der Schweiz und Italien.
Die fahren derzeit normal. «Passagiere aus der Schweiz können ohne Einschränkungen nach Italien reisen. Wir fahren, solange die italienischen Behörden keine anderen Weisungen erteilen», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli zu watson.
Rund 70'000 Grenzgänger aus Norditalien arbeiten im Tessin. Diese dürfen wohl weiterhin arbeiten gehen.
Nur wer triftige Gründe habe, dürfe die Sperrzone verlassen. Ministerpräsident Conte erwähnte zwar, dass diejenigen, die ausserhalb der Sperrzone eine Arbeitsstelle hätten, ausreisen dürften. Explizit erwähnt hat er die Grenzgänger aber nicht.
Der Bürgermeister der Grenzgemeinde Lavena Ponte Tresa, Massimo Mastromarino, beschwichtigte auf Facebook: Er habe mit Attilio Fontana – dem Präsidenten der Region Lombardei – gesprochen. Grenzgänger könnten weiterhin ohne Probleme in der Schweiz arbeiten – sofern Home-Office nicht möglich ist.
«Wir stehen vor einer nationalen Notlage», sagte Conte. «Wir haben sie von Anfang an mit maximalen Vorsichtsmassnahmen bekämpft», ergänzte der Ministerpräsident. «Wir haben zwei Ziele: Die Ausweitung der Ansteckung einzudämmen und eine Überlastung der Krankenhauseinrichtungen zu vermeiden.»
Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt trotz umfangreicher Gegenmassnahmen stetig an. Bis Samstag zählten die Behörden 5883 Menschen mit einer Infektion. 233 Menschen davon sind gestorben.
Um die Krise in den Griff zu bekommen, hat die Regierung in Rom unter anderem schon vorher alle Schulen im Land, die Kindergärten und Universitäten bis Mitte März geschlossen.
Die Lombardei gilt als Herz der italienischen Wirtschaft. Vor einiger Zeit waren bereits kleinere Gebiete mit zusammen rund 50'000 Menschen in der Provinz Lodi in der Lombardei und in Venetien zu Sperrzonen erklärt worden. Diese Vorsichtsmassnahme werde jetzt ausgeweitet und ergänzt, sagte Conte.
Die Beratungen der Regierung über die verschärften Massnahmen hatten seit dem Samstag gedauert. Ende der Woche war bereits in den Medien in Italien darüber spekuliert worden, ob und wie die Regierung die Verbotszonen wegen der Coronavirus-Welle ausweiten könnte. Schon bisher hat die Wirtschaft unter der Corona-Krise im Land stark gelitten. So brach zum Beispiel der Tourismus ein.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA, AFP und DPA