Auslandkorrespondent Dominik Straub über die finanzielle Situation in Italien.
2266 Milliarden Euro: Diese Zahl allein reicht aus, um zu zeigen, was im März in Italien auf dem Spiel stehen wird. Es handelt sich um die geschätzte italienische Staatsverschuldung Ende dieses Jahres – die höchste Europas und die dritthöchste der Welt. Tragbar ist diese Verschuldung nur, solange die Finanzmärkte Vertrauen in die politische Stabilität des Landes haben und die Zinsen tief bleiben. Geht das Vertrauen verloren, droht eine neue, verheerende Finanzkrise. Kein Rettungsschirm der Welt wäre gross genug, um Italiens Schuldenberg auffangen zu können.
Allerdings: Objektiv gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass in Italien nach den Wahlen das Chaos ausbrechen wird, nicht allzu hoch: Die Protestbewegung «Movimento 5 Stelle» von Beppe Grillo scheint ihren Zenit überschritten zu haben und nimmt sich im Hinblick auf eine eventuelle Regierungsbeteiligung mit ihrer Weigerung, mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten, aus dem Rennen. Und Silvio Berlusconi, dessen Rechtskoalition die Wahlen möglicherweise gewinnen wird, ist zum Glück noch immer mit einem Amtsverbot belegt.
Eine Wahlprognose zu stellen, ist unmöglich – schon nur deshalb, weil mit einem neuen Wahlgesetz gewählt wird, das für Überraschungen sorgen könnte. Das macht die Wahlen so spannend und die Lage so unsicher. Am wahrscheinlichsten ist ein Patt wie schon 2013. Bei den folgenden Konsultationen ist alles möglich, auch die Aufgabe der bisherigen Verweigerungshaltung der «Grillini». Vermutlich wird das Verhandlungsgeschick von Staatspräsident Sergio Mattarella erforderlich sein, um Italien eine stabile Regierung zu geben – auf dass der Rest der Welt dann hoffentlich erleichtert aufatmen kann.
Dominik Straub, Rom
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