Kampf gegen Löwenjagd in Südafrika

Die kommerzielle Löwenzucht ist ein lukratives Geschäft in Südafrika. Jetzt hat sich das Parlament jedoch erstmalig gegen die unethische Praxis ausgesprochen. Kommt es zu einem Verbot?

Markus Schönherr, Kapstadt
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In Südafrika leben über 8000 Löwen und weitere Raubtiere in Gefangenschaft. Im Bild eine Farm in Kroonstad. (Bild: Per-Anders Pettersson/Getty)

In Südafrika leben über 8000 Löwen und weitere Raubtiere in Gefangenschaft. Im Bild eine Farm in Kroonstad. (Bild: Per-Anders Pettersson/Getty)

Für diesen Freiwilligenjob zahlen sie eine Menge Geld: Zum ersten Mal von zu Hause weg, Abenteuer Südafrika – und dann dürfen sie auch noch Löwenbabys streicheln und füttern. Jedes Jahr zieht es junge Freiwillige aus Deutschland, den Niederlanden oder Grossbritannien an Afrikas Südspitze, wo sie dafür zahlen, auf einer Löwenfarm mithelfen zu dürfen. So gut wie keiner der Teenager weiss, dass er damit eine Industrie unterstützt, die Aktivsten als «brutal» und «blutig» beschreiben.

Als Kätzchen werden sie gestreichelt, als Grosskatzen später erschossen: Die industrielle Löwenzucht ist ein lukratives Geschäft in Südafrika. Seit Jahren arbeiten Gegner daran, die unethische Praxis zu verbieten. Auch Jäger bezeichnen sie als «unsportlich», da die Löwen im Käfig keinerlei Fluchtmöglichkeit hätten. Zudem seien die Tiere von klein auf an Menschen gewöhnt und sehen die Trophäenjäger aus Übersee dementsprechend nicht als Feind.

Jetzt sind Kritiker der Käfigjagd ihrem Ziel einen Schritt näher: Eine Gruppe von Parlamentsabgeordneten in Kapstadt hat sich nun erstmalig für ein Verbot der zwielichtigen Industrie ausgesprochen.

Keinerlei Nutzen für den Naturschutz

Die Zeitung «Times Select» spricht von einem «lauten und mitfühlenden Brüller» durch das zuständige Komitee für Umweltfragen. Dieser Parlamentsausschuss legte vor kurzem einen Bericht vor, der die Argumente der Befürworter entkräftigt. Häufig argumentieren Züchter, dass ihr Geschäft zu Umweltschutz und Arterhaltung beitrage. Für die Politiker steht indes fest: «Die industrielle Löwenzucht hat keinerlei Nutzen für den Naturschutz.»

Darüber hinaus fürchten die Abgeordneten um Südafrikas Ansehen, das durch globale Kampagnen gegen die Löwenzucht in den letzten Jahren grosse Rückschläge einstecken musste. «Die Einnahmen, die wir aus der Käfigaufzucht und -jagd erzielen, sind es nicht wert, unseren guten Ruf als einzigartige Wildtierdestination aufs Spiel zu setzen», so die Parlamentarier. Die Löwenjagd müsse beendet werden, um «weitere und irreparable Schäden» an der Marke Südafrika zu verhindern. Das Umweltministerium in Pretoria wiesen die Parlamentarier an, die Löwenindustrie «dringend» neu zu beurteilen und Gesetze gegen das blutige Geschäft zu erlassen.

Ausfuhrquote für Löwenskelette verdoppelt

Doch hier liegt das Problem: Bislang hatte die Regierung selten ein offenes Ohr für die Anliegen der Tierschützer. Im vergangenen Juli erhöhte Südafrika sogar die gesetzliche Ausfuhrquote für Löwenskelette von bisher 800 auf 1500 pro Jahr. Exportiert werden die Knochen hauptsächlich nach Vietnam, China und Thailand. Dort werden sie zu traditioneller Medizin verarbeitet.

Weil Tiger in der Region stellenweise bereits ausgerottet wurden, greift die asiatische Mittelschicht auf Löwenknochen als günstige Alternative zurück. Allein aus Südafrika wurden zwischen 2008 und 2011 fast zwölf Tonnen an Löwenknochen nach Asien exportiert. Und die Nachfrage steigt.

Umweltschützer über neue Entwicklungen gespalten

Dem Parlamentsbericht zufolge leben heute etwa 11 000 Löwen in Südafrika, davon 8000 in Gefangenschaft. Jetzt schon kündigten Jäger, Züchter und Reservatbetreiber an, ein neues Gesetz vor Gericht anzufechten, sollte man damit versuchen, ihr Geschäft zu durchkreuzen. Umweltschützer sind gespalten. Die einen feiern den Vorstoss von Südafrikas Parlament als «Beginn eines gerechten und fairen Systems», das künftig die kommerzielle Zucht von Wildtieren regelt. Andere sind skeptisch, unter ihnen Chris Mercer von der «Kampagne gegen Käfigjagd». Dem Südafrikaner zufolge sei die Regierung so sehr von der Jagdindustrie «unterwandert», dass nur ein Wunder die Löwen aus der Gefangenschaft befreien könne.