Italien
Keine Lust mehr auf Bolognese: Berlusconi entsagt der Fleischeslust und wird Vegetarier

Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi tischt sich zum 80. Geburtstag einen Lebenswandel auf. Ihm sei die Lust auf Fleisch vergangen. Er sei ab sofort Vegetarier. Die Meldung löst in Italien viel Aufsehen aus.

Dominik Straub, Rom
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Tierische Liebe: Silvio Berlusconi mit seinem neuen Pudel. Instagram

Tierische Liebe: Silvio Berlusconi mit seinem neuen Pudel. Instagram

© Silvio Berlusconi/Instagram

«Seit ich von dem Leid der Tiere gelesen habe, die zum Metzger und damit in den Tod gehen müssen, ist mir die Lust auf Fleisch vergangen», zitierte der «Corriere della Sera» Anfang dieser Woche den ehemaligen italienischen Premier.

Die Meldung hat in Italien weit mehr Aufsehen und Kommentare ausgelöst als das meiste, was in letzter Zeit vom Ex-Cavaliere zu hören und zu lesen gewesen war. Berlusconi galt ja bisher nicht als Kostverächter, was Fleischliches anbetraf.

Doch nun ist ihm der Gedanke, dass für den Ossobuco, die Spaghetti al Ragù, die Bistecca Fiorentina oder die Saltimbocca auf seinem Teller erst ein Tier sterben muss, unerträglich geworden. «Wir reden doch von wunderbaren Kreaturen! Was um alles in der Welt fällt uns ein, sie zu töten und zu essen?»

Er, Berlusconi, brauche das nicht mehr, er werde keine Tiere mehr verspeisen. Fleischlos essen ist derzeit gross in Mode im Belpaese: Der Anteil der Vegetarier an der Gesamtbevölkerung ist 2015 in einem einzigen Jahr von 5,7 auf 8 Prozent gestiegen.

Von klein auf Tierfreund

Im Grunde genommen ist es nicht wirklich neu, dass der Ex-Premier ein Herz für Tiere hat. In Italien kursiert die Legende, wonach Silvio bereits als kleiner Junge terrorisiert gewesen sei von dem Gedanken, er könnte aus Versehen auf eine Ameise treten und diese so ins Jenseits befördern.

Also habe er seine Mutter – Mamma Rosa – gebeten, ihm an den Hosenbeinen einige Glöckchen anzunähen, auf dass die wehrlosen Insekten von seinem Herannahen gewarnt würden. Ob Mamma Rosa ihrem Sohn den Wunsch erfüllt hatte, ist nicht überliefert.

Später, als Berlusconi Milliardär und Ministerpräsident geworden war, haben andere Dinge die Tierliebe vorübergehend überlagert: die Politik, seine TV-Sender, die AC Milan, die Justiz, die Affäre mit und um Ruby Rubacuori.

Doch nach seinem unfreiwilligen Abschied aus der aktiven Politik und dem abgeleisteten Sozialdienst in einem Altenheim wurde die alte Passion für die vierbeinigen Mitgeschöpfe wieder entflammt – durch eine neue Liebe:

Seine um 49 Jahre jüngere Verlobte Francesca Pasquale hat ihm zuerst einen und dann einen zweiten weissen Pudel geschenkt: Dudu und Dudulina.

Nur ein Wahlmanöver?

Böse Zungen haben immer wieder unterstellt, Berlusconis Tierliebe sei nur vorgetäuscht und diene in Wirklichkeit als Wahlschlager.

Das mag früher durchaus mitgespielt haben. Aber inzwischen ist das Interesse des einst mächtigsten Italieners an der Politik deutlich erlahmt, und er scheint auch den Glauben an ein Comeback in die aktive Politik aufgegeben zu haben.

Der Ex-Cavaliere ist ja auch nicht mehr der Jüngste: Im kommenden September wird Silvio Berlusconi 80 Jahre alt. Da wird manches, was einst politisch war, privat.