Auslandkorrespondent Renzo Ruf über den Konflikt zwischen der USA und Nordkorea.
Natürlich muss sich ein amerikanischer Präsident zur Wehr setzen, wenn ein feindlich gesinnter Staatschef mit einem Angriff auf die USA droht. Man kann aber trefflich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, wenn Donald Trump nun in das nordkoreanische Säbelrasseln einstimmt und seinerseits Worte wählt, die Erinnerungen an den ersten Atombombenabwurf in Kriegszeiten wecken. Denn bereits Präsident Harry Truman sprach 1945 in einer Ansprache von einem «Regen der Vernichtung», wie «ihn die Welt noch nie erlebt hat».
Andererseits hiess es gestern aus dem Weissen Haus, Trump habe improvisiert, als er über die fürchterlichen Konsequenzen schwadronierte, die auf ein aggressives Nordkorea warteten. Dazu passt, dass Aussenminister Rex Tillerson, auf dem Weg zum US-Aussenposten Guam im Pazifik, die Wogen zu glätten versucht. Er setze weiterhin auf eine diplomatische Lösung und sei nicht der Meinung, dass sich die Lage in den letzten 24 Stunden dramatisch verschlechtert habe. «Die Amerikaner können des Nachts ruhig schlafen», so Tillerson.
Angesichts dieser widersprüchlichen Botschaften wäre es vielleicht besser, wenn sich die US-Regierung zuerst auf eine Verhandlungsstrategie einigte, bevor der Präsident und sein Aussenminister weiter über Nordkorea sprechen. Tatsache ist, dass die Drohung mit dem Einsatz von Vernichtungswaffen nicht zum Ziel führen kann – Nordkoreas Diktator agiert derart volatil, dass er sich selbst von Trump nicht einschüchtern lassen wird. Eine diplomatische Lösung wird aber nur erfolgreich sein, wenn sie auch von China, dem langjährigen Gönner des Regimes in Pjöngjang, mitgetragen wird. Dafür gibt es derzeit, leider, keine Anzeichen.
Renzo Ruf, Washington
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