MENSCHENRECHTE: Massenflucht aus Myanmar

Und die Friedensnobelpreisträgerin schweigt: Hunderttausende Rohingya befinden sich auf der Flucht.

Ulrike Putz, Singapur
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Fliehende Rohingya. (Bild: Abir Abdullah/Key (Teknaf, 13. September 2017))

Fliehende Rohingya. (Bild: Abir Abdullah/Key (Teknaf, 13. September 2017))

Als bangalische Grenzposten am Fluss Naf am 26. August einigen erschöpften Rohingya gegenüberstanden, konnten sie nicht ahnen, dass das nur der Anfang war: In den kommenden Monaten flohen 640 000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch. Dort hausen sie im grössten Flüchtlingslager der Welt. Zur Untätigkeit verdammt und komplett abhängig von fremder Hilfe warten die Menschen darauf, dass sie vielleicht irgendwann in ihre Heimat zurückdürfen. Echte Anzeichen, dass das bald passieren könnte, gibt es nicht.

Der immer noch anhaltende Exodus ist das Resultat einer Kampagne der ethnischen Säuberung, mit der das myanmarische Militär die angeblich illegal in Myanmar lebenden Rohingya ein für alle Mal vertreiben will. Dorf für Dorf wird dabei überfallen, die Soldaten brandschatzen, vergewaltigen, morden und schlagen die Überlebenden in die Flucht. Médecins sans frontières schätzt, dass allein in den ersten vier Wochen der Gewalt 6700 Rohingya, darunter mindestens 730 Kinder unter fünf Jahren, getötet wurden. Die Verfolgung der Rohingya hat den Militärs, deren Schreckensherrschaft erst vor sechs Jahren endete, bei der Bevölkerung grosse Sympathien eingebracht.

Paradoxe Sympathien für das Militär

Grund dafür ist der verbreitete Hass gegen Muslime, den extremistische buddhistische Mönche schüren. Die Mehrheit der Myanmarer steht hinter dem brutalen Vorgehen ihrer Streitkräfte.

Nur vor diesem Hintergrund ist Aung San Suu Kyis Verhalten zu verstehen. Die Regierungs­chefin und Friedensnobelpreisträgerin hat ihre Anhänger enttäuscht, weil sie die Gräueltaten gegen die Rohingya verleugnet.

Ulrike Putz, Singapur