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Nach fast vier Jahrzehnten an der Macht ist Simbabwes Staatschef Robert Mugabe zurückgetreten. Er gebe sein Amt mit sofortiger Wirkung auf, erklärte der 93-Jährige in einem Schreiben am Dienstag.
"Meine Entscheidung zum Rücktritt ist freiwillig", heisst es weiter. Mit dem Schritt wolle er sicherstellen, dass es einen geordneten Machtübergang gebe.
Das Parlament, das gerade über ein Amtsenthebungsverfahren beriet, brach bei der Verkündung der Nachricht durch Parlamentspräsident Jacob Mudenda in Jubel aus. Die Sitzung wurde unterbrochen. Auf den Strassen versammelten sich Tausende Menschen und feierten.
The moment the speaker of Zimbabwe's parliament read out Robert Mugabe's letter of resignation https://t.co/ookRf1pBzM pic.twitter.com/eT5kRpNpnM
— BBC Breaking News (@BBCBreaking) 21. November 2017
#zimbabwe#Mugaberesigns#MugabeImpeachment
— Tumi Sole (@tumisole) 21. November 2017
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Extraordinary scenes on the streets of Harare following Mugabe's resignation as president of Zimbabwe https://t.co/7wXht8qzJZ #MugabeResigns pic.twitter.com/GyGXYT0MGY
— BBC Breaking News (@BBCBreaking) 21. November 2017
Celebrations erupt in #Zimbabwe as #MugabeResigns pic.twitter.com/B9xpOvCDRW
— GBC Ghana (@thegbcghana) 21. November 2017
Der Staatschef war seit einem Militärputsch in der vergangenen Woche politisch schwer angeschlagen. Unklar war zunächst, wer nun die Verantwortung für das Land mit seinen etwa 14 Millionen Einwohnern trägt. Mudenda erklärte, es müssten juristische Fragen geklärt werden. Ziel sei, bis Mittwochabend einen Nachfolger im Amt zu haben.
Der Machtverlust geht aber nicht auf Proteste der Bürger, sondern auf rivalisierende Mitglieder der Machtelite zurück. Als aussichtsreichster Kandidat gilt sein langjähriger Weggefährte Mnangagwa. Er wolle mit allen Bürgern eine neue Ära einleiten und die Wirtschaft wiederbeleben, so dass alle Simbabwer davon profitierten, erklärte der Politiker.
Das Land leidet unter Devisenmangel. Die Regierung rechnet in diesem Jahr mit einem Haushaltsdefizit von mehr als elf Prozent im Vergleich zur Wirtschaftsleistung. Experten zufolge liegt die reale Inflationsrate bei über 300 Prozent.
Der 93-jährige Mugabe war von seinen Kritikern zum Rücktritt gedrängt worden. Zuvor hatte das Parlament in Simbabwe am Dienstag seine Beratungen über die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahren gegen den langjährigen Staatschef Robert Mugabe aufgenommen. Der Parlamentsvorsitz genehmigte eine dafür erforderliche gemeinsame Sitzung beider Kammern.
Die Beratung am Dienstag wurde zunächst in einen grösseren Saal verlegt, um allen 350 Mitgliedern der beiden Parlamentskammern Platz zu bieten. Eine erste Abstimmung wurde noch am Nachmittag erwartet.
Parlamentspräsident Jacob Mubenda sagte zu Beginn der Sitzung, das Amtsenthebungsverfahren sei "beispiellos in der Geschichte des unabhängigen Simbabwe". Abgeordnete der Regierungspartei Zanu-PF gingen davon aus, Mugabes Amtsenthebung zusammen mit der Oppositionspartei Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) zu erreichen.
Die Opposition zeigte sich siegessicher. "Wir haben seit Jahren Mugabes Abtritt gefordert und wir freuen uns, dass unsere Kollegen der Zanu-PF das jetzt auch endlich erkannt haben", sagte MDC-Fraktionsvorsitzender Innocent Gonese. Nach Mugabes Amtsenthebung müssten möglichst bald freie Wahlen abgehalten werden, forderte er.
Ein Ultimatum seiner Partei, bis Montagmittag freiwillig zurückzutreten, hatte der 93-jährige Mugabe verstreichen lassen. Der von ihm gefeuerte Vizepräsident Emmerson Mnangagwa forderte Mugabe am Dienstag auf, die öffentliche Meinung zu respektieren und auf sein Amt zu verzichten. Ein Rücktritt Mugabes würde es Simbabwe ermöglichen, "voranzukommen und sein Erbe zu bewahren".
Mugabe hatte Mnangagwa, der als Wunschnachfolger der Armee im Präsidentenamt gilt, Anfang November entlassen. Daraufhin griff das Militär ein und stellte Mugabe unter Hausarrest.
Mnangagwa - einst als Hardliner und enger Gefolgsmann Mugabes bekannt - setzte sich nach Südafrika ab. Am Dienstag erklärte er, dass er erst nach Simbabwe zurückkehren werde, wenn seine Sicherheit gewährleistet sei.
In der Nähe des Parlaments in Harare demonstrierten hunderte Mugabe-Gegner. Die Demonstranten vor dem Parlament forderten in Sprechchören Mugabes Rücktritt. Sie schwenkten Nationalfahnen und hielten Banner mit der Aufschrift "Mugabe go!" in die Höhe.
Der Vorsitzende des einflussreichen Veteranenverbands, Chris Mutsvangwa, sagte: "Die Proteste müssen jetzt beginnen, wir können Mugabe nicht eine Stunde länger haben." Alle Menschen müssten "alles stehen und liegen lassen" und sich in die Hauptstadt Harare zu begeben.
Die Veteranen aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges gegen die britischen Kolonialherren galten als die treuesten Unterstützer von Mugabes fast 40-jähriger Herrschaft. Mittlerweile unterstützen sie aber Mnangagwa, dessen Entlassung die derzeitige Staatskrise auslöste.
Im anhaltenden Machtkampf in Simbabwe rief der Armeechef Constantino Chiwenga die Bevölkerung zu "Ruhe und Geduld" auf. Mugabe stehe im Kontakt mit seinem früheren Stellvertreter Mnangagwa, fügte der Generalstabschef am Montagabend in einer im Fernsehen übertragenen Rede hinzu. Der ehemalige Vizepräsident werde "in Kürze" in Simbabwe zurückerwartet.
Es werde Gespräche zwischen Mugabe und seinem ehemaligen Vize geben, sagte Chiwenga. Die Nation werde über deren Ausgang unterrichtet. Diese "neuen Entwicklungen" seien für die Sicherheitskräfte "ermutigend".
Die Regierungspartei hatte Mugabe am Sonntag als Parteichef abgesetzt und seinen Rivalen Mnangagwa zum neuen Vorsitzenden nominiert. Mugabe und seine 52-jährige Ehefrau Grace, die auch als seine mögliche Nachfolgerin gehandelt wurde, wurden aus der Partei ausgeschlossen.
Mugabe hatte das ehemalige Rhodesien 1980 in die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Grossbritannien geführt. Er war zunächst Regierungschef, bevor er 1987 Präsident wurde. Seine Gegner werfen ihm einen autoritären Regierungsstil vor und machen ihn für die grassierende Misswirtschaft verantwortlich.