Vor einem Jahr erklärte die irakische Regierung die komplette Befreiung der Millionenstadt Mossul von der Terrormiliz IS. Der Wiederaufbau gestaltet sich schwierig – die Wurzeln des Konflikts sind weiter präsent.
Fotograf Philipp Schmidli war ein Jahr nach der Befreiung im Juli 2017 im nordirakischen Mossul. Auf seiner Fotoreportage war er mit Spezialeinheiten der irakischen Sicherheitskräfte unterwegs. Das sind seine Eindrücke:
«Der Westteil von Mossul, welcher die Altstadt darstellt, war deutlich länger vom IS besetzt. Entsprechend zeigt sich im Gegensatz zum Osten ein Bild kompletter Zerstörung. Überall lauern Blindgänger, Minen und improvisierte Sprengfallen – was den Wiederaufbau verlangsamt und zu einem grossen Sicherheitsrisiko macht. Nur ein paar wenige unverwüstliche Gestalten leben wirklich derzeit noch in der Altstadt.»
«Der Osten der Stadt war kürzer unter der Gewalt des IS. Das öffentliche Leben konzentriert sich hier. Die Einwohner Mossuls sind richtige Stehaufmännchen und geben sich alle Mühe, die gewohnte Lage wiederherzustellen. Vereinzelt sind auch Einkaufszentren wieder offen und vermitteln von aussen den Eindruck einer Normalisierung. Doch diese Orte und die Menschenmengen, welche sie anziehen, stellen natürlich ein Anschlagsziel für in der Stadt untergetauchte IS-Mitglieder dar und werden entsprechend stark bewacht. Weiterhin schwelt der Konflikt zwischen Schiiten, welche derzeit die Zentralregierung stellen, und Sunniten, von denen sich einige aufgrund der Unterdrückung durch die Schiiten dem IS angeschlossen haben.»
«Die Sicherheitskräfte mussten im Kampf gegen den IS die Strategie wechseln. Eine Front, die man angreifen könnte, gibt es nicht mehr. Nun müssen versteckte IS-Zellen ausgehoben und etwa in Schilffeldern versteckte Munitionsdepots zerstört werden. Bei den Razzien weiss man nie, was auf der anderen Seite der Türe ist: ob einen nun ein Gewehr, eine Sprengfalle oder doch Unbewaffnete erwarten. »
Aufgezeichnet von ras.