Im Internet werden Zweifel an der Echtheit der Zeichnung geäussert, die ein Flüchtlingskind der Polizei im bayrischen Passau überreicht haben soll.
Abgetrennte Arme, Blut und Chaos. Auf Facebook und in Online-Medien hatte sich die Zeichnung am Freitag schnell verbreitet: Sie zeigt auf der linken Blatthälfte, wie schlimm die Zustände in der Heimat des Kindes sind – man sieht abgehackte Körperteile, einen Totenkopf und zerstörte Gebäude. Auf der rechten Blatthälfte ist das friedliche Deutschland dargestellt, welches das Kind nach seiner Flucht angetroffen hat – mit einem Herz für die «Polizi».
Geschenk eines syrischen Kindes an die Bundespolizisten in Passau... #sprachlos #Fluechtlingskrise pic.twitter.com/YgWMjgJ1xM
— Bundespolizei BY (@bpol_by) 24. September 2015
Die Polizei hatte die Zeichnung am Donnerstag fotografiert und über Twitter veröffentlicht. Der Text dazu: «Geschenk eines syrischen Kindes an die Bundespolizisten in Passau ... #sprachlos #Fluechtlingskrise.» Über 7000-mal wurde der Tweet darauf von der Internetgemeinde weiterverbreitet. Viele zeigten sich gerührt und schrieben entsprechende Kommentare.
Doch am Samstag häuften sich kritische Wortmeldungen. «Das Bild hat niemals ein Kind gemalt», kommentierte ein Nutzer auf Facebook, wie «Spiegel Online» berichtet. Die Figuren seien gewollt kindlich gezeichnet. «Ausserdem malt ein Kind kein Dach perspektivisch.» Eine Nutzerin vermutete dahinter eine «propagandistische Inszenierung der Polizei».
Die Polizei wehrt sich gegen die Vorwürfe. Er und zwei Kollegen hätten die Zeichnung von einem sieben bis acht Jahre alten Mädchen geschenkt bekommen, sagte der Bundespolizist Michael Piltz zum «Spiegel». «Wir sassen am Montagabend im Eingangsbereich der Clearing-Stelle in Passau an einem Tisch, als das Mädchen zu mir kam, mir das Bild gab und wieder wegging», sagte Piltz. Er kenne weder den Namen noch das Heimatland des Kindes. Rene Rommel, ebenfalls Polizist, bestätigte die Geschichte auf Facebook und schrieb: «Zuvor habe ich dem Bruder des Kindes einen Papierflieger gefaltet, mit dem der Kleine gespielt hat.»
Ob das Mädchen das Bild allein malte, ob es Hilfe von einem Erwachsenen bekam oder ob es die Zeichnung eines anderen Kindes vielleicht nur überreichte, ist laut «Spiegel» weiterhin unklar. Vielleicht handelt es sich bei dem kleinen Zeichner auch um einen Jungen, denn der erste Teil der Signatur unten rechts im Bild könnte Mohammed bedeuten. Dort finden sich die Buchstaben MHMD, die im Arabischen für den Vornamen Mohammed stehen. (RED)