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International
Bei erneuten Protesten in Hongkong kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Anscheinend haben Schläger der organisierten Kriminalität auf Demonstranten eingeschlagen – darunter auch Kinder und Frauen. Und Hongkong fragt sich: «Wo war eigentlich die Polizei?»
Am Sonntagabend erfuhren die Proteste in Hongkong eine Eskalationsstufe, die sie so noch nicht erlebt haben. Am U-Bahnhof Yuen Long schlugen Dutzende maskierte Männer in weissen T-Shirts auf regierungskritische Demonstranten, Abgeordnete, Passanten und Journalisten ein. Dutzende Videos dokumentieren die Vorfälle.
This is a clip from Gwyneth Ho (@StandNewsHK)'s live video. Look at how vehement and vicious the white-shirts are in their attacks on protesters. Look at their matching weapons – their long wooden sticks & umbrellas. #antielab #YuenLong
— Jun Pang (@hyjpang) 21. Juli 2019
(https://t.co/YLjoOljcQC) pic.twitter.com/QucaHWJWdS
Die traurige Bilanz der Attacken: 45 Menschen sind verletzt, einer ist in kritischem Zustand. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wer sind die «Weissen Männer»?
THREAD: These unsettling #HongKong videos going viral speak for themselves. If you knew *nothing* about the #HongKongProtests you’d still know this is not right. Local reports say pro-gov’t triads beat anti-gov’t protestors - and anyone in between - at Yuen Long rail station. pic.twitter.com/qLFp76vUNj
— Ramy Inocencio 英若明 (@RamyInocencio) 21. Juli 2019
Der Hongkonger Parlamentarier Ray Chan teilte auf Twitter die Videoaufnahmen seines Amtskollegen Lam Cheuk-ting. Darauf ist zu sehen, wie die «Weissen Männer» in einer U-Bahn auf Menschen einschlagen. Gemäss Chan hat Hongkong eine der höchsten Polizisten pro Einwohner-Raten. Und dennoch brauchte die Polizei mehr als eine Stunde, um in die Auseinandersetzungen einzugreifen. Chan fragt: «Wo war die Polizei?»
Snippet of a live broadcast from lawmaker Lam Cheuk ting, showing self-professed pro-Gov't mobsters attacking passengers in train cars at #MTR #YuenLong Stn. #HongKong has 1 of the world's highest cop to population ratio. Where were @hkpoliceforce? Lam was injured as shown live. pic.twitter.com/Aq5JmJlf5u
— Ray Chan (@ray_slowbeat) 21. Juli 2019
Gemäss Polizeiangaben vom Montag habe es am Sonntagabend keine Verhaftungen gegeben, aber man untersuche die Vorfälle. Videoaufnahmen zeigen allerdings, wie Polizeitrupps eine Gruppe der «Weissen Männer» unbeachtet lassen.
A video coming from the perpetrators of horrific violence at #YuenLong #MTR Station themselves, one said, "even the riot police is ignoring us." There was an unlawful assembly of white shirt-clad thugs causing disturbances right there, but the cops went the other way. #HongKong pic.twitter.com/HMWt6sMNRE
— Ray Chan (@ray_slowbeat) 21. Juli 2019
Nathan Law, ein bekannter Demokratie-Aktivist, schrieb auf Twitter, dass «chinesische Mobs» Bürger angreifen würden und kommentierte: «Schande über die Regierung». Der abgeordnete Lam Cheuk ting, welcher bei den Attacken verletzt wurde, machte für die Prügelattacken die organisierte Kriminalität, sprich Triaden-Banden, verantwortlich.
«Erlaubt Hongkong nun, dass Triaden machen, was sie wollen? Auf der offenen Strasse Leute mit Waffen zusammenschlagen?»
Internet video shows triad members in Yuen Long of #HongKong gather & pose threat to peaceful protestors.
— Craig Choy (@CraigChoy) 21. Juli 2019
How long #HKSAR government & @hkpoliceforce can go to tolerate these triad members? Have they got a non-objection notice of gathering? pic.twitter.com/RzqoN4CJHZ
Civil Human Rights Front, der Veranstalter hinter den Protesten vom Sonntag, sagte: «Während die Polizei unverhältnismässig Protestierende mit Tränengas einnebelte, jagten und vermöbelten richtige Gangster in Yuen Long Passanten, Journalisten und Abgeordnete. Das ist ungeheuerlich.»
#Breaking: Some shocking video footage of a Female journalists being beaten by multiple of these hired pro Chinese TRIAD government criminals dressed in white in #HongKong of tonight. #extraditionbill pic.twitter.com/mpU2ocWYrb
— Sotiri Dimpinoudis (@sotiridi) 21. Juli 2019
Die Regierung von Hongkong verurteilte am Montag die Gewalt in einem Statement und bestätigte, dass «einige Leute» Pendler und Passanten in der U-Bahnstation und U-Bahnwagen angegriffen haben und kündigte an, dass man die Ereignisse untersuchen werde.
Die frühere britische Kronkolonie kommt seit Wochen nicht zur Ruhe. Der Protest richtet sich gegen die Peking-treue Regierung und auch Chinas wachsenden Einfluss. Nach einer Demonstration am 1. Juli stürmten Aktivisten sogar das Parlament.
Auslöser der Proteste war das inzwischen auf Eis gelegte Gesetz für Auslieferungen von Personen an China, die von der chinesischen Justiz beschuldigt werden. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hat den Gesetzentwurf seither ausgesetzt und für «gestorben» erklärt. Einen formellen Rückzug des Entwurfs, wie von den Demonstranten gefordert, lehnt sie aber ab.
Der Widerstand unter den sieben Millionen Hongkongern ist gross, weil Chinas Justiz nicht unabhängig ist und als Werkzeug der politischen Verfolgung dient. Auch warnen Kritiker vor Folter und Misshandlungen in China. (jaw/sda/dpa)